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Herrad von Hohenburg
Herrad von Hohenburg,
 
Äbtissin des staufischen Damenstifts Hohenburg auf dem Odilienberg (Elsass), von adliger Abkunft (aber nicht: von Landsberg), ✝ nach 1196; Schülerin und ab 1176 Nachfolgerin der von Kaiser Friedrich I. eingesetzten Reformäbtissin Relindis (✝ 1169); gründete zur geistlichen Versorgung der Kanonissen 1180 das Prämonstratenserchorherrenstift Truttenhausen. Der um 1175-95 unter ihrer Leitung entstandene »Hortus deliciarum« (»Garten der Köstlichkeiten«) ist eines der bedeutendsten Miniaturenwerke des Mittelalters. Das illustrierte enzyklopädische lateinische Werk zur Belehrung der Schwestern wurde von Herrad als Darstellung der Heilsgeschichte (Schöpfung, Passion Christi, Jüngstes Gericht) planvoll konzipiert und auf 324 Pergamentblättern kunstvoll ausgeführt. Die Prosaauszüge aus Bibel und damals populären historischen sowie theologischen Werken und etwa 60 Dichtungen (u. a. von Herrad verfasste Hymnen) sind mit über 1 200 deutschen Glossen und mit 350 Miniaturen versehen (davon 153 ganzseitig und farbig von einer Hand ausgeführt). - Das Original verbrannte 1870 bei der Beschießung Straßburgs, konnte aber 1979 inhaltlich größtenteils rekonstruiert werden.
 
Ausgabe: Hortus deliciarum, herausgegeben von R. Green u. a., 2 Bände (1979).

Universal-Lexikon. 2012.