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Schöpfung
Erfindung; Erschaffung; Kreation; Entwicklung

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Schöp|fung ['ʃœpf̮ʊŋ], die; -, -en:
1. <ohne Plural> das Erschaffen:
die Schöpfung der Welt, eines Kunstwerks.
Syn.: Herstellung, Produktion.
2. vom Menschen Geschaffenes; Kunstwerk:
die Schöpfungen der Literatur, der bildenden Kunst; diese Bilder sind die kühnsten Schöpfungen des Künstlers.
Syn.: Erzeugnis, Produkt.
Zus.: Sprachschöpfung, Wortschöpfung.

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Schọ̈p|fung 〈f. 20
1. Erschaffung (der Welt, des Weltalls)
2. 〈allg.〉 Werk eines schöpferischen Menschen
● die \Schöpfung der Erde, eines Kunstwerkes; die Herren der \Schöpfung 〈iron.; umg.〉 die Männer; der Mensch als Krone der \Schöpfung; die Wunder der \Schöpfung [<mhd. schepf(en)unge;Schöpfer2, schaffen]

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Schọ̈p|fung, die; -, -en [mhd. schepf(en)unge = Gottes Schöpfung, Geschöpf]:
1. <o. Pl.> [wohl unter Einfluss von engl. creation] von Gott erschaffene Welt:
die Wunder der S.;
der Mensch als die Krone der S.
2. (geh.) vom Menschen Geschaffenes; Kunstwerk:
die -en der bildenden Kunst, eines Beethoven;
diese Einrichtungen sind ihre S. (gehen auf sie zurück).
3. <o. Pl.>
a) (geh.) Erschaffung;
b) Erschaffung der Welt durch Gott.

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Schöpfung
 
[mittelhochdeutsch schepf(en)unge »Gottes Schöpfung«, »Geschöpf«, zu althochdeutsch scepfen »(er)schaffen«], Religionswissenschaft: Abgeleitet von biblischen Vorstellungen meint Schöpfung in einem engeren Sinn sowohl den Akt der Erschaffung der Welt durch Gott (oder Götter) wie auch dessen Ergebnis (Schöpfung im Sinne von Welt, Kosmos). Dieser Sprachgebrauch wird auch übertragen angewandt auf alle Vorstellungen über die Welt und ihre Entstehung (Kosmogonie), selbst wenn sie religiösen oder philosophischen Kontexten entstammen, die Gott oder Göttern keine Funktion zuschreiben.
 
In allen Stadien der Religionsgeschichte, die - prätheistisch - noch keine personale Gottesvorstellung ausgebildet (prähistorische Religionen, Stammesreligionen) oder diese - posttheistisch - in die Einheit eines monistischen Prinzips (Monismus) aufgehoben haben (z. B. die fernöstlichen Weltreligionen), entstehen die Welt und der Mensch aus der dynamischen Bewegung unpersönlicher Kräfte, sodass Kosmogonie und Kosmos nicht als Schöpfung in engerem Verständnis gedeutet sind. Letzteres ist nur in den theistischen Religionen (polytheistischen Hochreligionen, Monotheismus) der Fall: Mehrere Götter oder ein Gott schaffen alles.
 
In den Mythen der Hochreligionen wird zwar die chaotische Natur vorausgesetzt, die in Bewegung gerät und meist zuerst die Götter hervorbringt (Kosmogonie ist Theogonie), danach aber übernehmen diese das Werk der Gestaltung der Welt; Schöpfung bedeutet so viel wie »Ordnen« der vorgegebenen chaotischen Natur. So verstehen auch der ältere zweite Schöpfungsbericht der Bibel (1. Mose 2, 4-25) und der Koran Schöpfung als Ordnen des noch ungestaltet Vorhandenen, wenn auch Gott selbst nicht mehr generativ aus diesem hergeleitet wird.
 
In der jüdischen Religion bildete sich erst seit dem Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. die Vorstellung aus, die sich zuerst bei Deuterojesaja und später z. B. im ersten Schöpfungsbericht (1. Mose 1, 1-2, 4) findet, dass Gott den Anfang allen Werdens gesetzt und auch das ursprüngliche Chaos, das er danach ordnet, geschaffen hat. Schöpfung gewinnt hier eine vertiefte Bedeutung im Sinne einer Verursachung von allem, die später in den von hellenistischem Denken beeinflussten jüdischen Gemeinden als »Schöpfung aus dem Nichts« (Creatio ex nihilo) interpretiert wird (zuerst nachweisbar in 2. Makkabäer 7, 23 und 28); das Christentum hat diesen Schöpfungsglauben übernommen.
 
In den Mythen der Hochreligionen und der Bibel wird der Mensch als vornehmster Teil der Schöpfung geschildert. In den Ersteren kommt ihm v. a. die Aufgabe des Götterkults, gelegentlich auch der Arbeit zu; nach den biblischen Schöpfungsberichten nimmt der Mensch teil am Königtum Gottes; er ist von Gott über alle anderen Geschöpfe gesetzt und beauftragt, die Schöpfung verantwortlich zu gebrauchen und zu bewahren. Der Mensch selbst wird zweigeschlechtlich geschaffen; im ersten (1. Mose 1, 27) und ursprünglich auch im zweiten Schöpfungsbericht (1. Mose 2, 7) meint »Adam« Mann und Frau, erst durch die Einfügung der zunächst wohl selbstständigen Erzählung über die Erschaffung der Eva (1. Mose 2, 20-25) wird Adam begrifflich auf den Mann verengt.
 
Literatur: Kosmogonie.

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Schọ̈p|fung, die; -, -en [mhd. schepf(en)unge = Gottes Schöpfung, Geschöpf; 1: wohl unter Einfluss von engl. creation]: 1. <o. Pl.> von Gott erschaffene Welt: die Wunder der S.; der Mensch als die Krone der S.; Im Interesse des Überlebens der Menschheit und der Bewahrung der ganzen S. ist die totale Vernichtung aller nuklearen und chemischen Waffen notwendig (Freie Presse 23. 11. 87, 2). 2. (geh.) vom Menschen Geschaffenes; Kunstwerk: die -en der Literatur, der bildenden Kunst, eines Beethoven; diese Einrichtungen sind ihre S. (gehen auf sie zurück); die Kaderparteien sind eine S. unseres Jahrhunderts (sind in unserem Jahrhundert entstanden; Fraenkel, Staat 245). 3. <o. Pl.> a) (geh.) Erschaffung: Stadt und Land schulden Ihnen Dank für die S. desselben (= Ihres Museums; Th. Mann, Krull 354); b) Erschaffung der Welt durch Gott.

Universal-Lexikon. 2012.