Hörner,
Gehörn, unterschiedlich geformte Kopfwaffe bestimmter Paarhufer (v. a. für Brunstkämpfe), auch Kopfschmuck (oft steht der Kampfwert dahinter zurück; v. a. von Bedeutung bei Partnerwahl); u. a. bei Ziegen, Schafen, Antilopen, Gämsen, Rindern. Die Hörner bestehen aus einem häufig (zur Gewichtsverringerung) lufthaltigen Knochenzapfen (Hornzapfen), der vom Stirnbein ausgeht, und einer hornigen, epidermalen Scheide (Hornscheide). Durch periodisch unterschiedlich starke Hornbildung kommt es häufig zu einer Ringelung der Hörner (Hornringe). Bei Kühen zeigen die schwächeren Hornzonen die geringere Hornbildung während der Tragzeit an. Im Unterschied zum (hornlosen) Geweih kommt ein jährlicher Wechsel der Hörner nur bei Gabelantilopen vor. Bei Giraffen und Okapis, deren Hörner fellüberzogen bleiben, kommt es nicht zur Ausbildung einer Hornscheide. - Häufig sind beide Geschlechter Hörner tragend, wobei die Hörner der Weibchen oft schwächer ausgebildet sind.
Kulturgeschichtliches:
Hörner galten und gelten vielfach auch heute noch als Schutzmittel gegen Zauberei, Dämonen, Blitzschlag und Schlangenbiss. Nach altem Volksglauben erhält sich in den Hörnern die Kraft des Hörner tragenden Tieres über dessen Tod hinaus. Als Trinkhorn ist das Horn Symbol des Überflusses (ebenso wie das Füllhorn) und des Gedeihens. In der Volksmedizin diente z. B. die Asche von Rindshörnern als Hustenmittel. - Für die Redensart »jemandem Hörner aufsetzen« in der Bedeutung »die eheliche Treue brechen« gibt es vielfältige Deutungsversuche. So wird nach einer Vorstellung des Volksglaubens die Untreue der Frau darin sichtbar, dass ihrem Ehemann ein Horn aus der Stirn wächst, andere Deutungen setzen den »Gehörnten« mit gehörnten - für dumm befundenen - Tieren gleich oder beziehen die Zweizahl der Hörner auf die beiden betroffenen Männer.
Universal-Lexikon. 2012.