Jacobus de Voragine,
mittellateinischer Schriftsteller, * Viraggio (heute Varazze, bei Savona) 1228 oder 1229, ✝ Genua 13. oder 14. 7. 1298; trat 1244 in den Dominikanerorden ein, wurde Prediger und Magister der Theologie, war 1267-77 und 1281-86 Provinzialprior der Lombardei, seit 1292 Erzbischof von Genua. Über 700 seiner Predigten sind gesammelt in den »Sermones« und im »Liber Marialis«. Er verfasste die Geschichte der Stadt Genua bis 1297, deren zeitgeschichtliche Teil besondere Bedeutung zukommt. Nachhaltigen Ruhm erlangte er durch die 176 Kapitel umfassende Legendensammlung »Legenda sanctorum«, die als »Legenda aurea« in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Verfasst vor 1267 als Musterbuch für Predigten und nach den fünf Abschnitten des Kirchenjahres eingeteilt, wurde das Werk wegen seines volkstümlichen Charakters zur populärsten Legendensammlung der nachfolgenden Jahrhunderte (über 1 000 Handschriften, 97 Wiegendrucke). Das Legendencorpus erfuhr dabei zum Teil beträchtliche Erweiterungen und Fortsetzungen. Bald entstanden auch zahlreiche volkssprachliche Fassungen, die älteste deutsche um 1350 im Elsass. Bedeutend ist der Einfluss der »Legenda aurea« auf die Ikonographie.
Ausgabe: Die Legenda aurea des Jacobus de V., übersetzt von R. Benz (101984).
K. Kunze: J. de V., in: Die dt. Lit. des MA. Verfasser-Lex., Bd. 4 (21983);
Universal-Lexikon. 2012.