Kẹrtsch,
Kẹrč' [-tʃ],
1) ukrain.ukrainisch Kẹrch, Stadt in der zur Ukraine gehörenden autonomen Republik Krim, an der Ostküste der Halbinsel Kertsch, 183 000 Einwohner; archäologisches Museum; Eisenerzbergbau, Hüttenwerk, Werft (Bau von Großtankern), Fischverarbeitung; Hafen, Eisenbahnfähre über die Straße von Kertsch.
Kertsch wurde als griechische Kolonie Pantikạpaion im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet und war nach 480 v. Chr. Hauptstadt des Bosporanischen Reiches. In Schacht- und Kammergräbern wurden reiche Grabbeigaben gefunden, u. a. die Kertscher Vasen (attisch-rotfigurige Vasen des 4. Jahrhunderts v. Chr.). Im 10. bis 12. Jahrhundert gehörte Kertsch (nun Kọrtschew genannt) zum Fürstentum Tmutarakan und spielte eine bedeutende Rolle im Handel zwischen dem Kiewer Reich, der Krim und den Mittelmeerländern; im 13. Jahrhundert genuesischer Handelsplatz. Vom 13. Jahrhundert bis 1475 stand es unter mongolischer Herrschaft, war danach türkische Festung und kam 1774 zu Russland; bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem der größten russischen Häfen.
2) Halbinsel im Osten der autonomen Republik Krim, Ukraine, 110 km lang, rd. 3 000 km2; Schlammvulkane (bis 40 m über dem Meeresspiegel), Thermalquellen; Ackerbau sowie Eisenerztagebau (Abbau von Limonit) und Erdölgewinnung. Auf der Halbinsel Kertsch endet der Nordkrimkanal.
3) Straße von Kertsch, im Altertum Kimmerischer Bọsporus, Meerenge zwischen den Halbinseln Kertsch (Krim, Ukraine) und Taman (Russland), verbindet das Asowsche Meer mit dem Schwarzen Meer, 41 km lang, 4-15 km breit; im Winter Eisgang. Vorgesehen ist der Bau einer 5 762 m lange Brücke über die Meerenge.
Universal-Lexikon. 2012.