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Lamentationen
Lamentationen
 
[lateinisch lamentatio »das Wehklagen«], griechisch Threni, dem alttestamentlichen Buch der Klagelieder entnommene Lesungen der Trauermetten (Tenebrae; französisch Leçons de Ténèbres) an den Kartagen; sie werden in einem eigenen Lektionston vorgetragen (»Tonus lamentationum«). Jede Lektion schließt mit dem Jerusalemvers. Die Lamentationen wurden seit der Reformation auch in den evangelischen Gottesdienst übernommen. - Die frühen mehrstimmigen Lamentationen (gedruckt bei O. Petrucci, 1506) sind meist vierstimmig homophon gesetzt. Im Laufe des 16. Jahrhunderts nahmen die Lamentationen immer mehr motettischer Satztechniken auf. Höhepunkte waren die Lamentationen von G. P. da Palestrina. Seit dem 17. Jahrhundert lockerte sich die Bindung an den liturgischen Cantus firmus, die Lamentationen näherten sich durch Betonung des Affektausdrucks dem Lamento an. Beispiele sind die »Leçons de Ténèbres« von F. Couperin, M.-R. Delalande und M.-A. Charpentier. Im 20. Jahrhundert griffen E. Křenek (»Lamentatio Jeremiae Prophetae«, 1941/42) und I. Strawinsky (»Threni«, 1958) auf die Lamentationen zurück.

Universal-Lexikon. 2012.