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Landesausbau
Landesausbau
 
Als Landesausbau bezeichnet man alle Tätigkeiten, die auf eine Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und auf Bodenverbesserung (Melioration) zielen. Dazu gehören z. B. Rodung, Kultivierung von Ödland, Trockenlegung von Mooren und Seen, Flussregulierungen und Eindeichungen. War im 16. Jahrhundert der Landesausbau durch das Bevölkerungswachstum bedingt, so veranlasste später die durch den Dreißigjährigen Krieg und andere Katastrophen verursachte Verödung von Dörfern und Landstrichen viele deutsche Fürsten zu einer aktiven »Peuplierungspolitik«, das heißt zur Wiederbesiedlung entvölkerter Gebiete, verbunden mit weiteren Maßnahmen der Rekultivierung und Neulandgewinnung. Dazu musste die Bevölkerungszahl gesteigert werden, zum einen durch familienpolitische Maßnahmen, zum anderen durch Förderung der Einwanderung. Ein großer Teil der Einwanderer war aus Glaubensgründen aus der Heimat geflohen oder vertrieben worden, aber auch aus wirtschaftlicher Not suchten viele Menschen neue Existenzmöglichkeiten. Führende Einwanderungsländer waren Preußen und später Österreich, die nicht nur von Kriegen und Seuchen betroffene oder unerschlossene Gebiete wirtschaftlich nutzbar machen, sondern auch neu gewonnene Grenzprovinzen erschließen wollten. Allerdings geschah die Besiedlung und Kultivierung nur teilweise durch Zuwanderer aus anderen Staaten, während umgekehrt längst nicht alle Einwanderer als Kolonisten angesiedelt wurden; so zogen z. B. die ab 1685 in Brandenburg aufgenommenen Hugenotten überwiegend in die Städte, um ihre erlernten Berufe auszuüben.
 
Am Landesausbau beteiligten sich viele Bauern aus eigener Initiative, zum Teil mithilfe staatlicher Zuschüsse und Kredite. Großprojekte konnten jedoch nur vom Staat geplant und finanziert werden. Bekannt ist vor allem die Entwässerung und Urbarmachung des Oderbruchs, des Warthe-Netze-Bruchs und anderer Flussniederungen unter Friedrich II. von Preußen. Dadurch wurden viele Tausend Hektar Wiesen- und Ackerland gewonnen, das teils den umliegenden Dörfern und Gütern, teils neuen Siedlern zugewiesen wurde. Die Kolonisten erhielten Vergünstigungen wie mehrjährige Steuerbefreiung, Geld- und Materialbeihilfen sowie Befreiung vom Militärdienst. Um den Bodenertrag zu steigern, wurden überdies neue Anbaumethoden erprobt und neue Feldfrüchte eingeführt (z. B. die Kartoffel), zunächst insbesondere auf den königlichen Gütern, den Domänen. Alle diese Maßnahmen sollten letztlich die Wirtschaftskraft des Staates stärken. Insofern ist der Landesausbau des 17. und 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik des Merkantilismus zu sehen.

Universal-Lexikon. 2012.