Brạn|den|burg; -s:
1. deutsches Bundesland.
2. Stadt an der Havel.
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I Brạndenburg,
Land im Osten Deutschlands, mit 29 477 km2 flächenmäßig das größte der neuen Bundesländer, (2000) 2,601 Mio. Einwohner, durchschnittliche Bevölkerungsdichte 88 Einwohner/km2 (nach Mecklenburg-Vorpommern an vorletzter Stelle innerhalb der deutschen Länder); Hauptstadt ist Potsdam. Brandenburg grenzt im Westen an Sachsen-Anhalt, im äußersten Nordwesten an Niedersachsen (Grenze bildet die Elbe), im Norden an Mecklenburg-Vorpommern, im Süden an Sachsen und im Osten an Polen (die Grenze bilden Lausitzer Neiße und Oder). Das Land Berlin wird von brandenburgischem Gebiet umschlossen.
Staat und Recht:
Nach der am 21. 8. 1992 in Kraft getretenen Verfassung (am 14. 6. 1992 durch Volksentscheid gebilligt) liegt die Legislative beim Landtag (88 Abgeordnete), der auf fünf Jahre nach einem Verfahren gewählt wird, das Persönlichkeits- und Verhältniswahl verbindet. Träger der Exekutive ist die Landesregierung, bestehend aus dem vom Landtag gewählten Ministerpräsident und den von ihm ernannten Ministern. Der Ministerpräsident ist mit Richtlinienkompetenz ausgestattet und kann durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. Die Verfassung enthält einen umfangreichen Grundrechtskatalog, fixiert Staatsziele (z. B. Recht auf Wohnen und Arbeit, soziale Sicherung, Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen) und enthält eine Reihe von plebiszitären Elementen (Volksinitiative, -begehren, -entscheid).
Das am 30. 1. 1991 eingeführte Landeswappen geht auf das 12. Jahrhundert zurück, der märkische Adler ist 1170 auf einem Siegel von Markgraf Otto I. (✝ 1184), seine rote Farbe auf weißem oder silbernem Feld seit dem späten Mittelalter belegt. Das Landeswappen zeigt auf einem in Weiß gehaltenen Schild einen nach rechts schauenden roten Adler, der auf den Schwingen mit goldenen Kleeblättern geziert ist und goldene Bewehrung besitzt.
Nach der Gebietsreform von 1994 ist Brandenburg in vier kreisfreie Städte sowie 14 Landkreise gegliedert.
Die Umstrukturierung der Gerichtsorganisation wurde zum 1. 12. 1993 abgeschlossen. Die Rechtsprechung üben das Verfassungsgericht (Potsdam), das OLG (Brandenburg an der Havel), vier Land- und 25 Amtsgerichte aus. Es gibt ferner das Landesarbeitsgericht (Potsdam) sowie sieben Arbeitsgerichte, das Landessozialgericht (Potsdam) und vier Sozialgerichte, ein Finanzgericht (Cottbus), ein Oberverwaltungsgericht (Frankfurt[Oder]) und drei Verwaltungsgerichte.
Landesnatur und Bevölkerung:
Brandenburg liegt im Bereich des Norddeutschen Tieflandes. Der nordöstliche und zentrale Bereich gehört zum seenreichen Jungmoränenland der Weichsel-Eiszeit, deren Gletscher vor 20 000 Jahren dieses Gebiet bedeckten, der nordwestliche, südwestliche und südliche Landesteil zum seenarmen Altmoränengebiet. Die Oberfläche ist hügelig bis eben. Im Norden erstreckt sich von Nordwesten nach Südosten ein schmaler Streifen des Baltischen Landrückens mit bis zu 153 m über dem Meeresspiegel liegenden Endmoränen und dem südöstlichen Ausläufer der Mecklenburger Seenplatte (um Templin). Der größte Teil seiner südlichen Abdachung, zu der im Nordwesten die zur Elbe abfallende Prignitz gehört, besteht v. a. aus trockenen Sanderflächen mit ausgedehnten Forsten. Zwischen Havel und der Oderniederung liegt der südliche Teil der Uckermark mit der wald- und seenreichen Schorfheide. Im Südwesten und Süden breiten sich der Fläming (im Hagelberg, der zweithöchsten Erhebung des Landes, 200 m über dem Meeresspiegel) und der bis 183 m über dem Meeresspiegel aufsteigende Lausitzer Grenzwall (am Südrand der beiderseits der unteren Spree gelegenen Niederlausitz im Südosten) aus. Südlich des Grenzwalls liegt westlich von Otrand der Kutschenberg (mit 201 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung B.s). Den größten Teil von Brandenburg nehmen die in West-Ostrichtung ziehenden breiten Urstromtäler ein (von Norden nach S: Thorn-Eberswalder, Warschau-Berliner und Glogau-Baruther Urstromtal), die voneinander durch höher gelegene größere (z. B. Barnim, Teltow) und kleinere Platten (»Ländchen«) getrennt sind. In den Urstromtälern, die von den zum Teil seenartig erweiterten Flüssen Havel, Spree, Rhin und Elbe (nur mit kurzem Teilstück als Grenzfluss zu Sachsen-Anhalt in Brandenburg) durchflossen werden, bildeten sich bei entsprechend hohem Grundwasser Feuchtgebiete (Rhinluch, Havelländisch Luch, Spreewald, Oderbruch) aus. Von der Landesfläche sind 6,0 % Biosphärenreservate (Schorfheide-Chorin, Spreewald) und 7,0 % Naturparks (Brandenburger Elbtalaue, Märkische Schweiz, Feldberg-Lychener Seenlandschaft, Niederlausitzer Heidelandschaft). Die 405 Natur- und 101 Landschaftsschutzgebiete inner- und außerhalb der Biosphärenreservate und Naturparks umfassen 2,1 % beziehungsweise 9,1 %, die geschützten Feuchtgebiete (Niederung der unteren Havel, Unteres Odertal/Polder Schwedt und Teichgebiet Peitz) 0,4 % der Landesfläche. Mitte 1995 wurde der deutsch-polnische Nationalpark Unteres Odertal (Brandenburger Teil 227 km2) eröffnet. Seit 1950 wurden etwa 540 km2 Kulturland durch den Braunkohlenbergbau zerstört, das künftig durch umfangreiche Sanierungen wieder einer vielseitigen Nutzung zugeführt beziehungsweise zu einem Fünftel als Naturschutzgebiet dienen soll.
Es wird durch zyklonales Wettergeschehen geprägt, nur kurzzeitig sind Hochdruckgebiete wetterbestimmend. Von Westen nach Osten ist eine zunehmende Kontinentalität erkennbar. Potsdam hat eine mittlere Jahrestemperatur von 8,7 ºC und Monatsmitteltemperaturen von 18,4 ºC im Juli und -0,3 ºC im Februar. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 586 mm. Niederschlagsbegünstigt sind infolge Staueinwirkungen die luvseitigen Erhebungen.
Die Bevölkerung des Landes verringert sich seit 1989-94, erhöht sich jedoch seit 1995 ständig ist (wobei große regionale Unterschiede bestehen) und betrug Ende 1999 2 601 000 (Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 0,4 %). Besonders stark von der Abwanderung betroffen sind die Prignitz, die Uckermark und das erheblich umweltgeschädigte Braunkohlengebiet in der Niederlausitz. Große Wanderungsgewinne zeigen die Umlandgemeinden von Berlin. Die Geburtenrate betrug (1999) 6,9 ‰, die Sterberate 10,0 ‰. 1999 waren 14,7 % der Bevölkerung unter 15 Jahre alt, 71,0 % 15 bis unter 65 Jahre alt und 14,3 % 65 Jahre und älter. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte ist mit 88 Einwohner/km2 die zweitniedrigste Deutschlands (nach Mecklenburg-Vorpommern). Auf etwa einem Fünftel der Landesfläche ist die Hälfte der Bevölkerung konzentriert. Die größte Bevölkerungsdichte ist im Nahbereich von Berlin sowie im Industriegebiet der Niederlausitz anzutreffen. Ende 1999 waren 2,4 % der Gesamtbewohner Ausländer. Zum gleichen Zeitpunkt lebten 16,7 % der Bevölkerung in Dörfern mit weniger als 1 000 Einwohner, 31,5 % in Orten von 1 000 bis 10 000 Einwohner, 36,7 % in Gemeinden von 10 000 bis 50 000 Einwohner und 15,1 % in Städten mit mehr als 50 000 Einwohner. Die größten Städte sind die gleichzeitig kreisfreien Städte Potsdam (1999: 129 000 Einwohner), Cottbus (110 900 Einwohner), Brandenburg an der Havel (79 000) und Frankfurt (Oder) (73 800 Einwohner), gefolgt von Eberswalde (45 500 Einwohner), Eisenhüttenstadt (42 900 Einwohner) und Schwedt/Oder (41 200).
Die Siedlungsstruktur Brandenburgs wird von der im Zentrum des Landes liegenden Bundeshauptstadt Berlin geprägt. Die durch die Insellage Berlins bedingte scharfe Siedlungskante zum Umland, v. a. im Westen der Stadt, beginnt sich allmählich zu verwischen.
Neben der deutschstämmigen Bevölkerung lebt im Südosten Brandenburgs, in der Niederlausitz (in den Landkreisen Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz sowie in Cottbus), die nationale Minderheit der Sorben (Wenden) mit derzeit schätzungsweise 20 000 Angehörigen. Sie zählen zu den slawischen Stämmen, die sich im 6./7. Jahrhundert zwischen Elbe und Oder ansiedelten. Das Recht der sorbischen Bevölkerung, ihre ethnische, kulturelle und sprachliche Identität zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und weiterzuentwickeln, steht in Brandenburg unter gesetzlichem Schutz.
20,5 % der Bevölkerung gehören den evangelischen Landeskirchen an, 3,7 % der katholischen Kirche (Bistümer Berlin und Görlitz sowie ein kleiner Teil des Bistums Magdeburg). Von den kleineren Glaubensgemeinschaften ist besonders die Johannische Kirche historisch in der Mark Brandenburg verwurzelt. Die fünf jüdischen Gemeinden zählen rd. 660 Mitglieder.
Im Rahmen der Schulgesetzgebung von 1991 strukturierte Brandenburg sein allgemeines Schulsystem in die Schularten Grundschule, integrierte Gesamtschule, Gymnasium, Realschule sowie Förderschule (für lernbehinderte Kinder). Anstelle der auslaufenden polytechnischen Oberschule gibt es seit 1994/95 die voll ausgebaute gymnasiale Oberstufe (GOST) an Gymnasien und Oberstufenzentren. Das berufliche Schulwesen umfasst Teilzeitberufsschulen, Vollzeitberufsschulen, Berufsfachschulen, Fachoberschulen sowie Fachschulen. Weiterhin gibt es Fachgymnasien, an denen nach dem Vorbild der nordrhein-westfälischen Kollegschulen doppelqualifizierende Abschlüsse abgelegt werden können, also neben einem beruflichen Abschluss in einer zweiten Prüfung auch die allgemeine Hochschulreife erworben werden kann.
An Hochschulen sind drei Universitäten (Brandenburg. TU Cottbus; Europa-Universität Viadrina, Frankfurt [Oder]; Universität Potsdam), eine Kunsthochschule (Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf«) sowie sieben Fachhochschulen, darunterzwei Verwaltungsfachhochschulen, zu nennen.
Wirtschaft und Verkehr:
Bis zur Wiedervereinigung am 3. 10. 1990 war die Wirtschaftsstruktur auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg von der Land- und Forstwirtschaft auf der einen und den großen, monostrukturierten Industriestandorten auf der anderen Seite gekennzeichnet. Durch den Umbau der bis 1989 vorhandenen dirigistisch gelenkten sozialistischen Planwirtschaft zu einer freien Marktwirtschaft vollzog sich nach 1990 ein rascher Strukturwandel, in dessen Verlauf die Zahl der Erwerbstätigen um ein Drittel auf 1998 1,124 Mio. zurückging. Gleichzeitig stieg die Zahl der registrierten Arbeitslosen von (1991) 141 172 auf (1998) 209 030, was Arbeitslosenquoten von 10,3 % beziehungsweise heute 17,7 % entspricht.
Die Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), lag (1998) bei 77,8 Mrd. DM. Dies entspricht einem BIP je Einwohner von 30 000 DM (1991: 13 900 DM). Der Anteil am BIP Deutschlands liegt bei (1998) 2,1 % (bei einem Bevölkerungsanteil von 3,2 %). 1998 kamen 39,5 % der Bruttowertschöpfung aus dem produzierenden Gewerbe, 26,9 % aus dem Dienstleistungsbereich, 12,1 % aus Handel und Verkehr, 1,9 % aus der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei sowie 18,1 % vom Staat und aus privaten Haushalten.
1989 bestanden auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg 1 092 landwirtschaftliche Betriebe, darunter 870 landwirtschaftliche Produktiongsgenossenschaften (LPG) und 122 volkseigene Güter (VEG) mit einer durchschnittlichen Größe von etwa 1 210 ha. Durch Rechtsumwandlung in GmbH u. Ä. blieben die vormaligen LPG weitgehend erhalten. Im Jahr 1998 gab es noch 902 Betriebe in der Rechtsform einer juristischen Person (die mit einer Durchschnittsfläche von 100 ha je juristische Person 81 % der Fläche bewirtschafteten) und 6 635 Betriebe natürliche Personen.
1998 wurden insgesamt 1,348 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche bearbeitet, was 45,7 % der Landesfläche entspricht. In Brandenburg sind Böden geringerer Güte vorherrschend (Braunpodsol-, Podsolböden). Der Ackerbau konzentriert sich auf die relativ fruchtbaren Lehmböden der Grundmoränen im Nordwesten der Prignitz, auf Sandlössbildungen im Nordosten der Uckermark und im Bereich des Flämings, wo die hochwertigsten Böden entstanden, sowie auf Bereiche des Lausitzer Grenzwalls. Von der Ackerfläche werden 53,4 % für den Getreide- (besonders Roggen-), 16,0 % für den Futterpflanzen-, 13,0 % für den Ölfrucht-, 1,4 % für den Kartoffel- und 1,3 % für den Zuckerrübenanbau genutzt. Die Feuchtgebiete des Spreewaldes und des Oderbruchs sind Schwerpunkte des Gemüsebaus, in den Flussauen der Schwarzen Elster im Südwesten ist Grünlandwirtschaft mit Rinderzucht vorherrschend. Um Werder (Havel) liegt ein bedeutendes Obstbaugebiet. Die Viehbestände wurden seit 1989 erheblich reduziert, so beispielsweise der Rinderbestand von (1990) 2,05 Mio. auf (1998) 680 600.
Mit einer Waldfläche von 1,031 Mio. ha (35 % der Landesfläche), was 11,5 % der Waldfläche Deutschlands entspricht, steht Brandenburg nach Bayern und Baden-Württemberg an dritter Stelle. 98 % der Waldfläche wird forstwirtschaftlich genutzt. Besitzmäßig teilte sich die Waldfläche 1998 wie folgt auf: 38 % Privat-, 26 % Landesbesitz, 18 % unter Verwaltung der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) als Nachfolger der Treuhand, 7 % Körperschaftswald, 6 % beim Sondervermögen »Grundstückfonds Brandenburg« und 5 % im Bundesbesitz. Vorherrschende Baumart ist die Kiefer (1998: 78,9 %). Nur 52 % der gesamten Waldfläche waren 1998 ohne erkennbare Schäden, 38 % waren schwach, 9 % mittelstark und 1 % stark geschädigt oder tot. Schwerpunkte der Forstwirtschaft sind im Nordosten der Barnim und die westliche Uckermark um Eberswalde, im Südosten das ostbrandenburgische Heide- und Seengebiet um Beeskow, im Westen der westliche Fläming um Belzig und im Süden der Südrand des Niederlausitzer Landrückens.
Brandenburg zählt mit seinen mehr als 3 000 Seen (größer als 1 ha) und 27 000 Flussläufen, die 95 000 ha (4 % der Landesfläche) bedecken, zu den gewässerreichsten Bundesländern. Die künstlich angelegten Peitzer Fischteiche haben auch für den überregionalen Markt Bedeutung.
Hauptrohstoff ist die tertiäre Braunkohle, deren Lagerstätten sich in der Lausitz konzentrieren und von Senftenberg-Finsterwalde über Lübben/Spreewald-Cottbus-Bad Muskau bis in das Gebiet zwischen Forst (Lausitz) und Guben reichen. Ihre Vorräte umfassen 6,4 Mrd. t (40 % der Vorräte in den neuen Bundesländern). Daneben sind bedeutende Lagerstätten von Sanden (auch Quarzsand) und Kiesen, vereinzelt auch Ton- und Grauwackevorkommen sowie bei Rüdersdorf eine sehr ergiebige Kalksteingrube vorhanden. Im Havelland und am südlichen Spreewald wird Torf gestochen.
Sie beruht auf der Braunkohle, die mit 50 % am Primärenergieverbrauch beteiligt ist, während Mineralöl 35 %, Erdgas 7 % und Steinkohle 6 % ausmachen. Aus Absatz- und Umweltgründen hat die Braunkohlenwirtschaft nach der Wende erhebliche Einbrüche erfahren (Fördermenge 1989: 114 Mio. t, 1998: 41 Mio. t). Von den ehemaligen 12 Tagebauen werden nur noch drei (Welzow-Süd, Cottbus-Nord, Jänschwalde) weitergeführt. Großkraftwerke auf Braunkohlenbasis, gegenwärtig auf die neueste Umwelttechnik umgerüstet, sind Schwarze Pumpe (Energiepark), Boxberg und Jänschwalde. In Entwicklung ist die alternative Energiegewinnung (größte Anlage mit 38 Windrädern nahe der südbrandenburgischen Gemeinde Klettwitz im Landkreis Oberspreewald-Lausitz).
Sie ist in fünf Standortbereichen konzentriert. Größte Bedeutung hat die Stadtrandzone von Berlin (»Speckgürtel«) mit Hennigsdorf (Elektrostahlwerk, allgemeiner Maschinenbau), Oranienburg, Potsdam, Teltow (Elektronik), Stahnsdorf (Elektrotechnik), Ludwigsfelde (Fahrzeugbau) und Wildau (Schwermaschinenbau). In diesem Industriebereich entstanden nach der Wende besonders viele Gewerbeflächen mit der Ansiedlung neuer Unternehmen. Die übrigen Industriegebiete liegen im Westen im Bereich von Brandenburg an der Havel (Getriebeproduktion), Premnitz (Chemiefaserherstellung) und Rathenow (optische Industrie), im Nordosten im Gebiet von Prenzlau, Schwedt/Oder (Erdölchemie sowie Papier- und Pappeherstellung) und Eberswalde (Maschinenbau), im Osten im Bereich Frankfurt (Oder) (elektrotechnische Industrie), Eisenhüttenstadt (Stahlerzeugung), Guben (Chemiefasererzeugung) und Forst (Lausitz) sowie im Süden im Lausitzer Industriedreieck Finsterwalde, Lauchhammer, Senftenberg und im Gebiet Schwarzheide-Spremberg (chemische Industrie).
Umsatzstärkster Industriezweig ist die Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit einem Anteil von (1998) 14,8 %, gefolgt von der Sparte Glasgewerbe, Keramik, Steine und Erden (8,7 %), von der Metallerzeugung und -bearbeitung (8,6 %) und dem Bergbau (6,4 %). Das Baugewerbe, nach der Wende der sich am schnellsten entwickelnde Wirtschaftszweig überhaupt, musste in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre (Umsatz 1994: 9,3 Mrd. DM, 1998 0,8 Mrd. DM) ebenso wie nach 1990 die chemische Industrie sowie die in der Lausitz traditionelle Textilindustrie, besonders in Cottbus, Forst (Lausitz), Guben, und die Glasindustrie um Forst (Lausitz) und Spremberg starke Einbrüche hinnehmen.
Nach 1989 kam es in diesem Sektor zu zahlreichen Existenzgründungen, besonders im Handel und bei den freien Berufen. Der Medienwirtschaft am traditionellen Filmstandort Potsdam-Babelsberg kommt eine große Bedeutung zu.
Brandenburg bildet wegen seines Wald- und Seenreichtums für den Fremdenverkehr günstige Voraussetzungen und ist ein wichtiger Naherholungsbereich für Berlin. Hauptgebiete sind die Schorfheide mit dem Werbellinsee, der Scharmützelsee, die Uckermärkische Seenlandschaft (890 km2 großer Naturpark »Uckermärkische Seen») um Templin, die Märkische Schweiz um Buckow, der Spreewald, die Ruppiner Schweiz um Neuruppin und Rheinsberg in der Mark mit dem Großen Stechlinsee, das Potsdamer Havelseengebiet sowie der Fläming. Vorherrschend sind Kurz-, Sporturlauber (Wassersport, Radfahren, Golf, Reiten) und der Kulturtourismus, besonders zu den Schlössern und Gärten in Potsdam, die zu dem von der UNESCO anerkannten Weltkulturerbe gehören.
Brandenburg ist (1998) mit 18 % an allen Exporten der ostdeutschen Bundesländer beteiligt (1991: 12 %). Trotz zweistelliger Zuwachsraten ist die außenwirtschaftliche Verflechtung Brandenburgs (Anteil der Exporte an der Wertschöpfung) im Vergleich zu den alten Bundesländern noch gering. Haupthandelspartner sind Polen, Frankreich, Niederlande und Großbritannien. Die Exportgüter kommen v. a. vom verarbeitenden Gewerbe, ein kleiner Teil aus dem Bereich der Nahrungsmittelindustrie. Hauptexportgüter sind Kunststoffe und Wasserfahrzeuge. Die wichtigsten Importgüter sind Mineralöl und Kraftfahrzeuge.
Verkehr:
Eisenbahnlinien und Fernverkehrsstraßen ziehen sternförmig durch Brandenburg nach Berlin. Der Berliner Ring verläuft als vier- bis achtspurige Autobahn mit 45 km auf Brandenburger Gebiet. Besonders an seinen Kreuzungspunkten entstehen große Logistikzentren. Das überörtliche Straßennetz hat eine Gesamtlänge von (1998) 12 520 km (darunter 766 km Autobahnen, 2 780 km Bundesstraßen, 3 180 km Kreisstraßen). Problematisch gestaltet sich der Grenzverkehr mit Polen, da die Übergänge dem sprunghaft wachsenden Handel noch nicht gewachsen sind. Neun der 1991 vom Bundestag beschlossenen 17 Verkehrsprojekte »Deutsche Einheit« führen durch Brandenburg, darunter die seit 1998 fertig gestellte ICE-Strecke Hannover-Stendal-Berlin und der derzeit im Ausbau befindliche Elbe-Havel-Kanal. Mit mehr als 900 km Bundeswasserstraßen verfügt Brandenburg über eines der längsten Wasserstraßennetze Deutschlands. Die schiffbaren Flüsse Oder, Spree, Havel und Elbe sind durch Oder-Havel-, Oder-Spree- und Elbe-Havel-Kanal miteinander verbunden. Bedeutendste Binnenhäfen sind Königs Wusterhausen, Wittenberge, Brandenburg an der Havel und Potsdam. Bei Schönefeld befindet sich einer der internationalen Flughäfen Berlins (Ausbau zum Großflughafen geplant).
Das Land Brandenburg wurde anfangs von den germanischen Semnonen, in der Altmark von den Langobarden, östlich der Oder von den Burgundern bewohnt und nach der Völkerwanderung seit dem 7. Jahrhundert von slawischen Stämmen (Liutizen) besetzt. Diese, schon im 9./10. Jahrhundert von Karl dem Großen und König Heinrich I. erfolgreich bekämpft, wurden unter Otto I. um 940 durch Markgraf Gero unterworfen. Es entstand die Nordmark (Mark Brandenburg, später auch kurz die Mark); 948 wurden die Bistümer Havelberg und Brandenburg gestiftet. Durch den Slawenaufstand von 983 ging jedoch das Land östlich der Elbe dem Christentum und der deutschen Herrschaft wieder verloren.
Der Askanier Albrecht der Bär, dem Kaiser Lothar III. von Supplinburg 1134 den deutsch gebliebenen Teil der Markgrafschaft (Altmark) verliehen hatte, gewann Siedlung und Burg Brandenburg erneut, dazu die Prignitz und die westliche Mittelmark, und siedelte hier Deutsche vorwiegend aus dem askanischen Harzgebiet und dem Niederrheingebiet (daher Niederdeutsch vorherrschend) an, zumal das Land durch die Kämpfe der Liutizen mit Polen und Deutschen weitgehend entvölkert war; 1157 verlegte er seinen Sitz in die Siedlung Brandenburg und nannte sich »Markgraf von Brandenburg«. Seine Nachfolger vergrößerten Brandenburg durch die Uckermark, Barnim, Teltow, Stargard, Lebus, einen Teil der späteren Neumark sowie die Oberlausitz und wurden 1177 Reichserzkämmerer, später Kurfürsten; 1231 übertrug ihnen Kaiser Friedrich II. die Lehnshoheit über Pommern. Die Kolonisationstätigkeit (deutsche Ostsiedlung) erreichte ihren Höhepunkt; die Zisterzienser legten die Klöster Zinna (1170), Lehnin (1180) und Chorin (1258-73) an; es entstanden die Städte Stendal (1160), Brandenburg an der Havel (um 1170), Spandau (1232), Cölln (zuerst genannt 1237), Berlin (1244 erstmals erwähnt) und Frankfurt an der Oder (1253).
Nach dem Aussterben der Askanier (1320) übertrug Kaiser Ludwig IV., der Bayer, 1323 Brandenburg als erledigtes Reichslehen seinem Sohn Ludwig der Ältere Unter den relativ schwachen Wittelsbacher Markgrafen wurden die nun immer einflussreicheren Landstände mit dem Landesfürsten zu Trägern der Landesherrschaft (1345 erster Landtag). Böhmen erwarb 1320-50 die Ober-, 1368 die Niederlausitz; Kaiser Karl IV. ließ sich 1373 die Mark Brandenburg abtreten. Durch die Goldene Bulle von 1356 wurde den Kurfürsten die Kurwürde bestätigt. Karl IV., der Tangermünde zur Residenz ausbaute, hinterließ die Mark seinem Sohn, König Sigismund; dieser verpfändete sie 1388 seinem Vetter Markgraf Jobst von Mähren und verkaufte die Neumark 1402 dem Deutschen Orden.
1411/15 setzte Sigismund den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern zum erblichen Statthalter in Brandenburg ein und übertrug ihm 1417 auch die Kurwürde (Friedrich I.). Sein Sohn Friedrich II., der Eiserne (1440-70), schränkte die Macht der Landstände ein und unterwarf die bis dahin autonomen Städte, gewann 1455 die Neumark wieder und gab durch den Kauf der Herrschaften Cottbus und Peitz seinem Lande eine neue Ausdehnungsrichtung nach Schlesien (1445-48). Sein Bruder Albrecht III. Achilles (1470-86) setzte im Hausgesetz von 1473 (Dispositio Achillea) die Unteilbarkeit der märkischen Lande fest und schuf eine musterhafte Finanzverwaltung. Albrechts Sohn Johann Cicero (1486-99), der als Erster ausschließlich in Berlin residierte, verfocht nachdrücklich seine Landeshoheit über die Städte der Mark. Sein Sohn Joachim I. Nestor (1499-1535) gründete 1506 die Universität Frankfurt (Oder), 1516 das Kammergericht in Berlin und schuf durch die »Constitutio Joachimica« eine einheitliche Rechtsprechung. Er zog 1524 die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen ein und sicherte seinem Hause im Vertrag von Grimnitz 1529 das Erbfolgerecht in Pommern. Als Kurfürst folgte ihm Joachim II. Hektor (1535-71), während sein zweiter Sohn Johann I. (Hans von Küstrin) die Neumark erhielt. Kurfürst Joachim II. führte nach kursächsischem Vorbild die Reformation in Brandenburg ein und lehnte sich eng an Kursachsen an; die meisten Klöster wurden in Domänenämter umgewandelt. Den Landständen musste die Verwaltung der wichtigsten Steuern überlassen werden. Nach dem fast gleichzeitigen Tod der Brüder vereinigte Joachims Sohn Johann Georg (1571-98) wieder die märkischen Länder und zog die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus ein. Kurfürst Joachim Friedrich (1598-1608) überließ 1603 die fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern und errichtete 1604 die Zentralbehörde des Geheimen Rats. Nach dem Tod (1603) des letzten Hohenzollern der älteren fränkischen Linie, Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (seit 1543) und Brandenburg-Bayreuth (seit 1557), löste sich Brandenburg von der sächsischen Führung und wandte sich den westeuropäischen Vorbildern der Kurpfalz, der Oranier und Bourbonen zu. Unter Johann Sigismund (1608-19), der 1613 zum Kalvinismus übertrat, wurden 1614 Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein sowie 1618 das Herzogtum Preußen (bis 1657/60 als polnisches Lehen) erworben. Unter Kurfürst Georg Wilhelm (1619-40) wurde Brandenburg in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs (1618-48) verwüstet. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640-88), der im Westfälischen Frieden 1648 Hinterpommern gewann, schuf den absolutistischen brandenburgisch-preußischen Staat. Ab 1685 (Edikt von Potsdam) wurden Hugenotten, später auch andere Glaubensflüchtlinge und Auswanderer (auch frühe Aufklärer und Pietisten) in der Mark angesiedelt. Nachdem sich Kurfürst Friedrich III. (seit 1688), begünstigt durch die politische Konstellation (Kronvertrag mit Kaiser Leopold I., Wien, 16. 11. 1700), in Königsberg zum »König in Preußen« krönen konnte (18. 1. 1701; Friedrich I.), ging die brandenburgische Geschichte endgültig in der Geschichte Preußens auf.
Die Provinz Brandenburg wurde bei der Neuordnung der preußischen Verwaltung 1815 in die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt gegliedert, wobei die bisher sächsische Niederlausitz der neuen Provinz angeschlossen wurde, während die Altmark zur neuen Provinz Sachsen und der nordöstliche Zipfel der Neumark zu Pommern kamen; 1920 wurde Berlin als selbstständige Provinz aus Brandenburg ausgegliedert.
Mit dem Potsdamer Abkommen (2. 8. 1945) kamen die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie 1945 unter polnischer Verwaltung (endgültig geregelt im Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990; in Kraft seit 16. 1. 1992) der übrige Teil Brandenburgs gehörte seitdem zur SBZ. Am 31. 1. 1947 bekam Brandenburg unter der Regierung K. Steinhoff (1946-49) eine Verfassung, nach der ein Landtag gewählt wurde. Nach der Auflösung Preußens durch das Gesetz Nummer 46 des Alliierten Kontrollrats (25. 2. 1947) wurden die Regierungsbezirke aufgehoben, und die Provinz erhielt am 24. 7. 1947 die Bezeichnung »Land« (der SBZ). Am 7. 10. 1949 wurde Brandenburg ein Land der DDR; Ministerpräsident wurde R. Jahn (SED; bis 1952). Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurden die Landesregierung und der Landtag aufgelöst und das Land auf die DDR-Bezirke Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt und Cottbus aufgeteilt.
Auf der Grundlage des Ländereinführungsgesetzes vom 22. 7. 1990 entstand mit Wirkung vom 3. (ursprünglich 14.) 10. 1990 das Land Brandenburg als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland neu. Bei den Landtagswahlen am 14. 10. 1990 wurde die SPD stärkste Partei; der Landtag wählte am 22. 11. 1990 M. Stolpe (SPD) an der Spitze einer (»Ampel«-)Koalition aus SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP (ab Ende März 1994 SPD-Minderheitsregierung) zum ersten Ministerpräsidenten. Nach den Wahlen vom 11. 9. 1994 wurde Stolpe am 11. 10. 1994 als Ministerpräsident einer SPD-Alleinregierung im Amt bestätigt. Die Vereinigung der Länder Brandenburg und Berlin (Gründungsstaatsvertrag vom 27. 4. 1995; am 22. 6. 1995 durch beide Parlamente bestätigt) wurde nach der Ablehnung im Volksentscheid vom 5. 5. 1996 zunächst aufgeschoben. Nach den Landtagswahlen vom 5. 9. 1999 bildeten SPD und CDU am 13. 10. eine große Koalition unter Ministerpräsident Stolpe (bis zum Rücktritt Juni 2002); in Opposition dazu schied die populäre Arbeitsministerin R. Hildebrandt aus dem Amt. Die große Koalition wurde auch unter Ministerpräsident M. Platzek (SPD) fortgesetzt.
Histor. Landeskunde Mittel-Dtl.s, hg. v. H. Heckmann: B. (21991);
Hb. der histor. Stätten Dtl.s, Bd. 10: Berlin u. B., hg. v. G. Heinrich (31995);
J. Marcinek u. a.: Von Berlin in die Mark B. (1995);
Brandenburgische Gesch., hg. v. I. Materna u. a. (1995);
Gesch. in Daten - B., bearb. von I. Materna u. a.(1995).
Brạndenburg,
1) Friedrich Wilhelm Graf von (seit 1795), preußischer General (seit 1823) und Politiker, * Berlin 24. 1. 1792, ✝ ebenda 6. 11. 1850, Sohn von König Friedrich Wilhelm II. aus der morganatischen Ehe mit der Gräfin Sophie Dönhoff; war in den Befreiungskriegen 1813/14 Adjutant von Yorck, beendete als Ministerpräsident (ab 2. 11. 1848) die Revolution in Preußen durch Auflösung der Berliner Nationalversammlung sowie Oktroyierung einer Verfassung (verantwortlich: Innenminister O. T. Freiherr von Manteuffel; 5. 12. 1848) und erstrebte vergeblich einen von Preußen geführten deutschen Bundesstaat.
2) Hans, eigentlich Bernhard Johannes Alfred Brandenburg, Schriftsteller, * Barmen (heute zu Wuppertal) 18. 10. 1885, ✝ Bingen 8. 5. 1968; Lyriker, Erzähler, Dramatiker, Essayist, Theaterkritiker, Literarhistoriker und Biographiker. Seine Herkunft aus dem Barmer pietistischem Milieu behandelt der Roman »Vater Öllendahl« (1938); er schrieb auch Generations- und Liebesromane. Mit Mary Wigman und R. von Laban suchte er eine neue kulturelle Bühne zu realisieren (Tragödie »Der Sieg des Opfers«, 1921).
Weitere Werke: Lyrik: In Jugend und Sonne (1904); Gipfelrast (1947); Trost in Tränen (1955); Weihe des Hauses (1960); Unterm verschleierten Mond (1963).
Romane und Erzählungen: Chloe oder die Liebenden (1909); Pankraz der Hirtenbub (1924); Traumroman (1926); Schicksalsreigen (1933); Der armen Schönheit Lebenslauf (1942).
Biographien, Essays, Erinnerungen: Joseph von Eichendorff (1922); Friedrich Hölderlin (1924); Vom schaffenden Leben, 2 Bände (1924-25); Das neue Theater (1926); München leuchtet. Jugenderinnerungen (1953); Im Feuer unserer Liebe. Erlebtes Schicksal einer Stadt (1956).
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Brạn|den|burg; -s: 1. Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. 2. Stadt an der Havel.
Universal-Lexikon. 2012.