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lateinische Schrift
lateinische Schrift,
 
das Alphabet der Römer, ursprünglich nur das Alphabet von Latium, das sich mit der lateinischen Sprache über die gesamte Apenninenhalbinsel und die Westprovinzen des Römischen Reiches ausbreitete und durch die Vermittlung des Christentums heute weltweit verbreitet ist. Die lateinische Schrift geht auf die griechische Schrift zurück, die etwa im 7. Jahrhundert v. Chr. (wahrscheinlich in der Form des griechischen Alphabets von Cumae in Unteritalien) übernommen wurde, wobei den Etruskern eine Mittlerrolle zukam. Anzeichen hierfür sind der parallele Gebrauch von C für die Laute [g] und [k] im ältesten Latein (C) sowie die ursprünglich stellungsbedingte Verwendung von C (vor e, i), Q (vor u) und k (vor a oder Konsonant). Charakteristische Unterschiede gegenüber der griechischen Schrift liegen besonders in der Bewahrung des alten Digamma (im Lateinischen in der Form des F für [f] verwendet), im Verlust der Aspiraten Θ, Φ und X sowie in der sekundären Differenzierung von G aus C. Auf den (noch linksläufig oder abwechselnd rechts- und linksläufig geschriebenen) ältesten Inschriften in lateinischer Schrift ähneln die Buchstaben stark den griechischen Vorbildern. Wie bei der griechischen Schrift existierte zunächst nur eine Majuskelschrift (inschriftliche Zeugnisse sind - häufig in fragmentarischer Form - seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. erhalten). Aus ihr ging (gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr.) einerseits die erste lateinische Buchschrift (Capitalis), andererseits (auf Papyri, Wachstafeln und bei den pompejanischen Wandinschriften, also beim Schreiben mit anderem Schreibgerät wie Pinsel und Griffel) die »römische Kursive« hervor, die schon früh (während des 1. Jahrhunderts n. Chr.) und besonders auf Papyri zahlreiche Ligaturen aufweist. Im Bereich dieser Kursive wird die auf Majuskeln basierende ältere Form (seit etwa 300 n. Chr.) durch die jüngere »Minuskelkursive« abgelöst. Diese ist durch weitere Kursivierung (z. B. der Zeichen für n, r und s) sowie durch weitere Ligaturen gekennzeichnet und hat ihre Form bis heute kaum verändert.
 
Literatur:
 
M. Hammarström: Beitr. zur Gesch. des etrusk., lat. u. griech. Alphabets (Helsinki 1920);
 
L'écriture latine de la capitale romaine à la minuscule, bearb. v. J. Mallon u. a. (Paris 1939);
 
Scriptura latina libraria. A saeculo primo usque ad finem medii aevi, hg. v. J. Kirchner (21970);
 Ernst Meyer: Einf. in die lat. Epigraphik (31991).

Universal-Lexikon. 2012.