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lineares Gleichungssystem
lineares Gleichungssystem,
 
ein System mehrerer linearer Gleichungen (im Text mit (*) bezeichnet):
 
Dabei sind alle Koeffizienten aij (i = 1,.. ., m; j = 1,.. ., n; m, n natürliche Zahlen) Elemente eines Körpers K und x1,..., xn Variable (Unbekannte). Sind in (*) alle b1,.. ., bm der rechten Seite gleich null, so heißt (*) homogenes lineares Gleichungssystem, ansonsten inhomogenes lineares Gleichungssystem. Gesucht sind bei gegebenen aijK geordnete n-Tupel (ξ1,.. ., ξn) ∈ Kn (n-faches kartesisches Produkt von K) mit folgender Eigenschaft: Setzt man für xi das Element ξi (i = 1,.. ., n) in das lineare Gleichungssystem (*) ein, so sind alle Gleichungen erfüllt. Das heißt, gesucht sind diejenigen Werte ξi, die die Variablen xi annehmen müssen, damit in keiner Gleichung ein Widerspruch auftritt (wahre Aussage). Die Lösungsmenge von (*) wird als Teilmenge von Kn betrachtet. Z. B. hat das lineare Gleichungssystem
 
(K ist der rationale Zahlkörper ℚ) die einzige Lösung (2, 1), d. h., für x1 = 2 und x2 = 1 sind beide Gleichungen erfüllt; das System
 
besitzt keine Lösungen, da x1 + x2 nicht zugleich die Werte 1 und 3/2 annehmen kann; das System
 
hat die Lösungsmenge {(2/3t,1/3t, t) | t ∈ ℚ}. In diesem Fall existieren mehr Variable als Gleichungen, das System ist unbestimmt. Es gibt dann unendlich viele Lösungen, da x3 beliebige Werte t aus ℚ annehmen kann. Die Lösungen für x1 und x2 sind abhängig von der anfänglichen Wahl für x3.
 
Eine einfache und übersichtliche Darstellungsweise für lineare Gleichungssysteme erlaubt die Verwendung von Matrizen. In dieser Theorie lassen sich auch Kriterien für die Lösbarkeit linearer Gleichungssysteme formulieren, die einen wichtigen Gegenstand der linearen Algebra bilden. Zur praktischen Berechnung linearer Gleichungssysteme wendet man v. a. den gaußschen Algorithmus an; ein weiteres Lösungsverfahren ist die cramersche Regel.
 
Lineare Gleichungssysteme sind in der Mathematik und ihren Anwendungen von großer Bedeutung, weil die numerische Lösung von Gleichungen verschiedener Art (z. B. Differenzial- oder Integralgleichungen) vielfach auf die Lösung von linearen Gleichungssystemen zurückgeführt werden kann. Durch den Einsatz leistungsfähiger Computer ist es auf diese Weise möglich, Gleichungen aus den verschiedensten Gebieten näherungsweise zu lösen, was früher zum Teil nicht möglich war, da lineare Gleichungssysteme oft mit einer sehr großen Anzahl von Gleichungen und Variablen auftreten.

Universal-Lexikon. 2012.