Manufakturen
Auch wenn die Manufakturen als charakteristische Betriebsformen für die Zeit des Absolutismus und des Merkantilismus gelten können, waren doch weite Bereiche der gewerblichen Produktion noch im traditionellen zünftigen Handwerk organisiert. Und auch die sich in »Manufakturstädten« oder in Gewerbelandschaften konzentrierenden, auf Fernhandel und Massenabsatz ausgerichteten Gewerbe wurden meist noch in der Form des Verlags betrieben; Handwerker arbeiteten in ihren eigenen Kleinbetrieben für Unternehmer (Verleger) auf Stücklohnbasis.
Großbetriebe entstanden zuerst vor allem im Bereich der Metallverarbeitung, so die Saigerhütten (Kupferhütten) oder Hammerwerke, aber auch in der Salz- und Zuckersiederei (aus Rohrzucker), in der Herstellung von Fayencen (bunte Töpferwaren), von Porzellan und Irdenware, in der Tabakverarbeitung sowie in der Papier- und Pulverproduktion. Die im Verlagssystem erarbeiteten Produkte erfuhren ihre Veredelung oder Endfertigung in größeren zentralisierten Bereichen, so die Färberei von Stoffen. In einigen Bereichen der Textilproduktion kam es bereits im 18. Jahrhundert zur Konzentration einer größeren Zahl von Arbeitskräften in einem einzelnen Betrieb. Dabei handelte es sich meist um Produkte, die einer größeren Fertigkeit bedurften wie die Baumwollfärberei, die verschiedenen Zweige der Seidenverarbeitung und die Spitzen- und Gobelinherstellung.
Charakteristisch für die Epoche des Merkantilismus und seiner deutschen Sonderform, des Kameralismus, war auch die Errichtung von Spinn- und Arbeitshäusern sowie von Zuchthausmanufakturen. Sowohl das Verlags- als auch das Manufakturwesen beförderten die Entstehung einer kapitalkräftigen Unternehmerschicht, andererseits bedurfte es größerer Kapitalinvestitionen, die unterschiedlichen Quellen entstammten: teilweise aus dem Handelskapital, teilweise auch vom Staat oder vom grundbesitzenden Adel. Charakteristisch für die frühkapitalistische Epoche sind die Hoffaktoren, die mit staatlichem Kapital, mit Gewinnen aus gewerblichen Unternehmen und vor allem durch die einträgliche Versorgung der Höfe und des Militärs zu Reichtum gelangten.
Universal-Lexikon. 2012.