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Porzellan
Por|zel|lan [pɔrts̮ɛ'la:n], das; -s, -e:
1. weißer keramischer Werkstoff, aus dem unter anderem Geschirr hergestellt wird:
eine Vase, ein Service aus echtem Porzellan.
2. <ohne Plural> aus dem gleichnamigen Material hergestelltes Geschirr:
auf der festlich gedeckten Tafel stand erlesenes Porzellan.
Zus.: Gebrauchsporzellan, Hotelporzellan.

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Por|zel|lan 〈n. 11
1. dichtes, weißes, durchscheinendes keramisches Erzeugnis
2. Tafelgeschirr daraus
[<ital. porcellana, urspr. eine Art weißer Meeresmuschel]

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Por|zel|lan [ital. porcellana = weiße Meeresschnecke (wegen deren porzellanähnlicher Schale; lat. porcella = weibliches Ferkel)], das; -s, -e: durch Sintern u. Brennen eines feingemahlenen Gemisches aus Kaolin (Porzellanerde), Feldspat u. Quarz hergestelltes porenfreies weißes keramisches Erzeugnis.

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Por|zel|lan , das; -s, -e [ital. porcellana, eigtl. = eine Meeresschnecke mit weiß glänzender Schale (man glaubte, der Werkstoff werde aus der pulverisierten Schale hergestellt) < venez. porzela = Muschel, eigtl. = kleines weibliches Schwein < lat. porcella, zu: porcus = Schwein]:
1. (aus einem Kaolin-Feldspat-Quarz-Gemisch) durch Brennen [u. Glasieren] hergestellter, zerbrechlicher Werkstoff von weißer Farbe:
P. brennen;
Geschirr aus P.
2. <o. Pl.> Geschirr o. Ä. aus Porzellan (1):
kostbares, altes, feines, chinesisches P.;
P. sammeln;
P. zerschlagen (ugs.; durch plumpes, ungeschicktes Reden od. Handeln Schaden anrichten).
3. <meist Pl.> (bes. Fachspr.) Gefäß, Gegenstand aus Porzellan (1).

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Porzellan
 
[italienisch porcellana, ursprünglicher Name einer Meeresschnecke mit weiß glänzender, porzellanartiger Schale] das, -s/-e, aus Gemischen von Kaolin, Feldspat und Quarz durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis mit weißem, dichtem (porenfreiem), in dünnen Schichten transparentem Scherben, glasiert oder unglasiert zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen, technischen Erzeugnissen und für künstlerische Zwecke verwendet. Man unterscheidet bei höheren Temperaturen gebranntes, gegen Temperaturschwankungen unempfindlicheres Hartporzellan aus 50 % Kaolin, 25 % Feldspat und 25 % Quarz und bei niedrigeren Temperaturen hergestelltes, gegen Temperaturschwankungen empfindlicheres Weichporzellan aus 25 % Kaolin, 45 % Quarz und 30 % Feldspat (durchschnittliche Werte; durch Ändern der Rohstoffanteile lassen sich die Eigenschaften des Porzellans in weiten Grenzen variieren). Der Bestandteil Quarz übt einen merklichen Einfluss auf die Festigkeit von Porzellan aus; bei einem Quarzgehalt von 25 % nimmt die Festigkeit von Porzellan einen besonders niedrigen Wert an, höhere Gehalte bewirken einen Festigkeitsanstieg, erfordern aber höhere Brenntemperaturen. In der Praxis wird daher Quarz vielfach durch Aluminiumoxid (Al2O3) ersetzt (z. B. für Hochspannungsisolatoren bis zu 30 % Al2O3). Spezielle Porzellansorten sind Dentalporzellan (80 % Feldspat, bis 5 % Kaolin, hohe Transparenz) und Knochenporzellan (50 % Knochenasche, hohe Transparenz, strahlend weiß, hohe Festigkeit).
 
Zur Herstellung von Porzellan eignen sich nur sorgfältig ausgewählte Stoffe, die eine weiße Brennfarbe besitzen und frei von Eisenverbindungen sind. Das Kaolin wird zunächst mehrmals geschlämmt und sehr fein gesiebt. Quarz und Feldspat werden in Nasstrommelmühlen auf Korngrößen unter 0,06 mm zerkleinert. Danach werden die Rohstoffaufschlämmungen durchmischt und über Filterpressen entwässert. Bei einem Gehalt von 26 bis 35 % Wasser (und unter Zusatz geringer Mengen von Elektrolyten, z. B. 0,5 % Soda) erhält man eine noch vergießbare Porzellanmasse (Schlicker), die in poröse Gipsformen eingegossen wird, wodurch eine beschränkte Trocknung eintritt. Zur Bereitung von plastisch verformbarer Porzellanmasse entwässert man auf 20 bis 30 % Wassergehalt (ungleichmäßige Wasserverteilung wird durch einen Maukprozess ausgeglichen, bei dem die Porzellanmasse durch feuchte Lagerung formbarer wird); danach wird die Masse mit einer Vakuumstrangpresse homogenisiert und entlüftet. Die plastischen Porzellanmassen werden durch Eindrehen in Gipsformen (mit einer Stahlschablone; z. B. für Tassen) oder durch Überdrehen auf eine Gipsform (bei Flachware; z. B. Teller) geformt. Nach kurzem Trocknen der »Rohlinge« folgen weitere Arbeitsgänge, so das Verputzen und Angarnieren von Henkeln. Porzellanmassen für technische Massenartikel werden auf Wassergehalte von 4 bis 14 % entwässert und auf Pressen verformt.
 
Vor dem Brennen (in Kammer-, Ring- oder Tunnelöfen) werden die Rohlinge getrocknet. Die Brennvorgänge richten sich nach der Art des Porzellans: Weichporzellan wird im Allgemeinen nur einmal auf 1 200-1 300 ºC erhitzt. Hartporzellan wird im Glüh- oder Biskuitbrand auf 1 000 ºC erhitzt; danach wird die aus Quarz, Marmor, Feldspat und Kaolin zusammengesetzte fein gemahlene Glasur aufgetragen und im anschließenden Gar- oder Glattbrand bei 1 380-1 450 ºC 24 Stunden gebrannt, wobei die Glasur zu einer Glasschicht ausfließt. Für künstlerische Zwecke verwendetes unglasiertes Biskuitporzellan (Statuenporzellan, Parian) wird 24 Stunden lang bei 1 410-1 480 ºC gebrannt. - Zur Bemalung des Porzellans trägt man keramische Farben vor oder nach dem Glasieren auf.
 
Geschichte:
 
Das Ursprungsland des Porzellans ist China. Hier vollzog sich die schrittweise Entwicklung von der Keramik zum kaolinhaltigen Porzellan, wobei in China der Unterscheidung weniger Bedeutung beigemessen wurde als im Westen. Bereits die unter der Tangdynastie (618-907) produzierte weiße Ware kann als erstes chinesisches Porzellan angesehen werden. Qualitative Fortschritte zeigt die unter der Songdynastie (960-1279) hergestellte bläulich weiße Ware (Qing-bai-yao, Ying-qing-yao) und die elfenbeinfarbige Ware (Ding-yao) aus den Provinzen Jiangxi und Hebei. Sie bilden die Vorformen des in Jingdezhen (Provinz Jiangxi) hergestellten offiziellen Porzellans der Mongolenherrscher (Shufu-Ware, d. h. für den kaiserlichen Bedarf hergestellt), das bereits Vorformen der Kobaltblau-Unterglasurmalerei zeigt. Mit dem Ausbau der kaiserlichen Porzellanmanufakturen zu Beginn der Mingzeit (1368-1644) in und um Jingdezhen verbesserte sich die Technik, und die Produktion des Blauweißporzellans stieg an. In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts gelangte auch die Technik der roten Kupferoxid-Unterglasurmalerei zur Perfektion. Daneben entstanden seit Beginn der Mingzeit rein weißes Porzellan zum Teil mit unter der Glasur angebrachtem Dekor sowie mehrfarbiges Porzellan in Cloisonnétechnik. Seit Ende der Mingzeit wurde Blanc de Chine hergestellt. Die monochromen Glasuren erlebten ihre Blütezeit in der Qingdynastie im 18. Jahrhundert (Sang-de-Bœuf), auch der Emailfarbendekor erscheint oft mit Unterglasurmalerei (Famille jaune).
 
In Japan wurde nach der Entdeckung reicher Kaolinvorkommen auf Kyūshū 1616 in Arita das erste Porzellan hergestellt, zunächst nach kontinentalem Vorbild: weiß mit unter der Glasur liegendem blauem Dekor. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts produzierte man auch für den Export. Um 1640 wurde in Arita Kakiemon, ein bunter Emailfarbendekor, entwickelt, dessen Stil in Meißen kopiert wurde. Das Hiradoporzellan gilt als das erlesenste Porzellan Japans.
 
Seit Ende des 13. Jahrhunderts kamen Einzelstücke von chinesischem Porzellan nach Europa. Im 17. Jahrhundert betrieben die Niederländer über ihre Ostindische Kompanie einen regelrechten Einfuhrhandel. Versuche, Porzellan nachzuahmen, gab es bereits um 1500 in Venedig und in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an mehreren italienischen Höfen (Mediciporzellan), im 17. Jahrhundert gelangten die Delfter Fayencen zur Blüte.
 
In Deutschland machte seit 1693/94 E. W. Graf von Tschirnhaus keramische Schmelzversuche mit großen Brennlinsen. Um 1708/09 gelang es, weißes Hartporzellan im Brennofen herzustellen (J. F. Böttger). 1710 wurde die Porzellanmanufaktur Meißen gegründet (Meißner Porzellan®). Neben rotem Steinzeug begann man weißes Porzellan herzustellen, das anfangs noch an ostasiatischen Vorbildern orientiert war. Seit den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts wurden die Gefäßkeramik, ihre Bemalung und Vergoldung sowie die dekorative Klein- und Großbildnerei v. a. unter J. G. Höroldt und J. J. Kändler ausgebildet. Das Porzellan erwies sich als ein dem Formgefühl des Rokoko besonders entsprechender Werkstoff; Meißen (Vieux Saxe) behauptete jahrzehntelang seine führende Stellung, auch als andere Manufakturen in Deutschland und im Ausland Porzellan herstellten: Wien seit 1717, Fürstenberg seit 1747, Höchst seit 1750, Berlin seit 1751, Nymphenburg, Frankenthal und Ludwigsburg in den nachfolgenden Jahren. Kleinere Manufakturen arbeiteten u. a. in Ansbach, Fulda, Gotha, Kassel, Kloster Veilsdorf (heute zu Veilsdorf, Kreis Hildburghausen) und Volkstedt (heute zu Rudolstadt).
 
In Frankreich gelangte man zur Herstellung eines künstlerisch hochwertigen Weichporzellans; führend war die Königliche Manufaktur in Sèvres; gegen Ende des 18. Jahrhunderts brachten mehrere Privatmanufakturen in Paris und Umgebung gute Leistungen hervor. In England gelangten v. a. die Manufakturen von Worcester (gegründet 1751), Chelsea (gegründet 1745) und Derby (gegründet um 1750) zu Ansehen. In Italien wurde bereits 1720 Porzellan in Venedig hergestellt, später in Doccia bei Florenz und besonders in der Manufaktur von Capodimonte (gegründet 1743), die 1759 nach Buen Retiro bei Madrid verlegt wurde. Zu hoher Bedeutung gelangte das Kopenhagener Porzellan. In Sankt Petersburg bestand seit 1744 eine Manufaktur, die ihre Blütezeit unter Katharina II. erlebte.
 
Die europäische Porzellankunst des 18. Jahrhunderts stand in engstem Zusammenhang mit der verfeinerten Kultur der Fürstenhöfe. Von hervorragender Qualität waren ihre Erzeugnisse in der veredelten Gefäßkeramik und in der figürlichen Darstellung (Kändler, F. A. Bustelli, J. P. Melchior), nicht selten wechselten Handwerker und Künstler die Manufakturen und prägten die Erzeugnisse nach ihren individuellen Formvorstellungen. Neben der plastischen Verzierung spielte die Bemalung eine wichtige Rolle, die auch von Hausmalern ausgeführt wurde. Das 19. Jahrhundert brachte einen künstlerischen Abstieg. Die großen Fabriken hielten an den überlieferten Formen und Zierweisen fest und strebten v. a. nach technischen Verfeinerungen. Eine Neubelebung ging Ende des 19. Jahrhunderts von Kopenhagen aus. Sie führte im 20. Jahrhundert zu einem neuen künstlerischen Aufschwung.
 
Über die Herkunft der Porzellanstücke gibt die Porzellanmarke Auskunft. Da sie sich meist im Lauf der Zeit veränderte, dient sie auch als Datierungshilfe.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Berliner Porzellan · Derbyporzellan · Docciaporzellan · Frankenthaler Porzellan · Fürstenberger Porzellan · Haager Porzellan · Höchster Porzellan · Ludwigsburger Porzellan · Meißner Porzellan® · Nymphenburger Porzellan · Rozenburger Porzellan · Wiener Porzellan · Worcesterporzellan · Züricher Porzellan
 
Literatur:
 
L. Schnorr von Carolsfeld: P. der europ. Fabriken, 2 Bde. (61974);
 M. Newman: Die dt. P.-Manufakturen im 18. Jh., 2 Bde. (1977);
 F. H. Hofmann: Das P. der europ. Manufakturen (Neuausg. 1980);
 P. W. Meister u. H. Reber: Europ. P. (1980);
 L. Danckert: Hb. des europ. P. (Neuausg. 1992);
 E. Poche: P.-Marken aus aller Welt (a. d. Tschech., 91992);
 D. Zühlsdorff: Keramik-Marken-Lex., (21994);
 
P., bearb. v. G. Ehret (71994).
 

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Por|zel|lan, das; -s, -e [ital. porcellana, eigtl. = eine Meeresschnecke mit weiß glänzender Schale (man glaubte, der Werkstoff werde aus der pulverisierten Schale hergestellt) < venez. porzela = Muschel, eigtl. = kleines weibliches Schwein < lat. porcella, zu: porcus = Schwein]: 1. (aus einem Kaolin-Feldspat-Quarz-Gemisch) durch Brennen [u. Glasieren] hergestellter, zerbrechlicher Werkstoff von weißer Farbe: P. brennen; Geschirr aus P.; Einer Kredenz entnahm er bald danach helle Tassen aus hauchdünnem P. (Thieß, Frühling 14); sie ist wie aus P., wie von P. (sie ist sehr zart). 2. <o. Pl.> Geschirr o. Ä. aus ↑Porzellan (1): kostbares, altes, feines, chinesisches P.; P. sammeln; *P. zerschlagen (ugs.; durch plumpes, ungeschicktes Reden od. Handeln Schaden anrichten). 3. <meist Pl.> (bes. Fachspr.) Gefäß, Gegenstand aus ↑Porzellan (1): Gemälde, Ikonen, Skulpturen, -e im Schätzwert von etwa 50 Millionen Mark sollten ... verkauft worden sein (Prodöhl, Tod 162).

Universal-Lexikon. 2012.