Maschinenwaffen,
automatische Schusswaffen (Rohrwaffen), mit denen durch einmaliges Betätigen des Abzuges Dauerfeuer abgegeben werden kann, bis der Abzug wieder losgelassen wird oder der Munitionsvorrat im Magazin oder Gurt erschöpft ist. Die zum fortgesetzten Schießen erforderlichen Bewegungsvorgänge, wie das Entriegeln des Verschlusses, das Ausziehen und Auswerfen der leeren Patronenhülsen, das Nachladen einer neuen Patrone aus dem Magazin oder dem Gurt in den Lauf, das Verriegeln des Verschlusses und das Zünden, geschehen automatisch. Die notwendige Antriebsenergie für die Bewegungsvorgänge wird bei Waffen mit einem Kaliber unter 25 mm mittels verschiedener Konstruktionsprinzipien dem Druck der Pulvergase entnommen (Eigenantrieb). Beim Rückstoßlader z. B. wird der Stoß nach hinten zu den Lade- und Entladevorgängen genutzt, beim Gasdrucklader wird die Antriebsenergie durch Pulvergase geliefert, die durch eine Bohrung aus dem Rohr abgezapft werden. Bei Waffen mit einem Kaliber ab 25 mm wird die benötigte Energie von außen über einen Elektromotor zugeführt (Fremdantrieb). Die wichtigste Kenngröße der Maschinenwaffen ist die Kadenz oder Schussfolge, d. h. die theoretische Anzahl von Schüssen, die in einer gegebenen Zeiteinheit verfeuert werden kann (Schuss pro Minute oder Schuss pro Sekunde).
Die ersten Maschinenwaffen waren mehrläufige Waffen, bei denen ein Bündel von Rohren - angetrieben durch eine Handkurbel - um eine Achse rotierte und jedes Rohr, sobald es in die Schussposition kam, einzeln abgefeuert wurde (z. B. Mitrailleuse, Gatling-Kanone).
Zu den Maschinenwaffen gehören Maschinenpistolen, -gewehre und -kanonen sowie automatische Gewehre.
Die Maschinenpistole (Abkürzung MP oder MPi) erschien gegen Ende des Ersten Weltkriegs, ihre Entstehung resultierte aus der Forderung nach einer für den Grabenkampf geeigneten kurzen Waffe mit hoher Feuergeschwindigkeit. In Deutschland wurde im März 1918 der von dem Waffenkonstrukteur Hugo Schmeisser (* 1890, ✝ 1953) in Zusammenarbeit mit der Waffenfabrik Theodor Bergmann in Suhl entwickelte Typ MP 18/1 eingeführt; die Waffe hatte ein seitlich angesetztes Trommelmagazin für 32 Patronen, das Kaliber betrug - wie bis heute bei fast allen MP - 9 mm. Im Zweiten Weltkrieg waren MP in allen Armeen in großer Stückzahl vorhanden, die deutsche Wehrmacht verwendete die Typen MP 38 und MP 40. MP verfeuern Pistolenmunition mit einer Kadenz zwischen 400 und 900 Schuss pro Minute. Die Bundeswehr ist mit der israelischen MP 2 (UZI) ausgestattet.
Das Maschinengewehr (Abkürzung MG) geht auf die »Maxim-Gewehr-Kugelspritze« des Amerikaners Hiram Stevens Maxim (* 1840, ✝ 1916) zurück; die 1880-84 konstruierte Waffe wurde auf zweirädrige Karren, auf Schlitten oder Dreibeine montiert eingesetzt. Neben den schweren MG wurden bereits im Ersten Weltkrieg leichte Maschinengewehre mit Zweibein verwendet. Später folgten überschwere Maschinengewehre (Kaliber von 12,7 bis 15 mm). Die ursprüngliche Wasserkühlung (so noch beim deutschen Modell 08/15) wurde in der Folge durch die Luftkühlung abgelöst. Die deutschen Truppen verwendeten im Zweiten Weltkrieg neben dem MG 34 das MG 42, das später mit geringen Veränderungen (Umstellung auf NATO-Kaliber 7,62) in die Bundeswehr eingeführt wurde. Als Einbauwaffe, starr oder beweglich, werden Maschinengewehre in Panzerfahrzeuge und Flugzeuge eingebaut. Außer den überschweren Waffen verfeuern alle MG Gewehrmunition mit einer Kadenz zwischen 550 und 1 500 Schuss/min.
Die Maschinenkanone (Abkürzung MK) arbeitet nach dem Prinzip des Maschinengewehrs, nur mit größerem Kaliber. Die ersten derartigen Waffen wurden bereits kurz nach 1900 auf Kriegsschiffen eingeführt, so in der deutschen Flotte die 3,7 cm MK. Später wurden die MK v. a. als Fliegerabwehrwaffe weiterentwickelt. Ihr Kaliber liegt im Allgemeinen zwischen 20 und 40 mm. Eine Sonderentwicklung stellen die Flugzeugbordwaffen dar. Sie erreichen heute eine Kadenz bis 1 700 Schuss pro Minute (27 mm Mauser) oder bis 7 200 Schuss pro Minute (amerikanisch 20 mm Vulcan). Auch in Panzerfahrzeugen finden MK Verwendung. Während Maschinengewehre Mantelgeschosse verfeuern, handelt es sich bei der Kanonenmunition um Geschosse mit Führungsringen.
F. W. A. Hobart: Das Maschinengewehr (a. d. Engl., 1973);
D. Heinrich: Die techn. Entwicklung der Handfeuerwaffen, Bd. 2: Die Selbstlade- u. automat. Handfeuerwaffen (1986);
D. Musgrave: Dt. Maschinengewehre. Entwicklung, Technik, Typen (a. d. Engl., 1995).
Universal-Lexikon. 2012.