Stevens,
1) [ste'vɛ̃s], Alfred, belgischer Maler, * Brüssel 11. 5. 1823, ✝ Paris 24. 8. 1906; begann als Genremaler, trat dann mit elegant-dekorativen Frauenporträts (häufig mit japanischen Stilllebenmotiven) hervor. Er war ein blendender Schilderer des gesellschaftlichen Lebens im Zweiten Kaiserreich. Sein Bruder Joseph (* 1819, ✝ 1892) war v. a. Tiermaler.
2) [stiːvnz], Alfred George, britischer Bildhauer, * Blandford Forum (County Dorset) 30. 12. 1817, ✝ London 1. 5. 1875; war 1841-42 Schüler von B. Thorvaldsen in Rom, wo er sich 1835-44 aufhielt. Sein Hauptwerk ist das Grabmal für den Herzog von Wellington (Saint Paul's Cathedral in London, 1856 begonnen, postum 1912 vollendet). Er trat auch mit Dekorationen (z. B. für das Speisezimmer von Dorchester House in London, um 1856) und als Porträtmaler hervor und fertigte auch kunsthandwerkliche Arbeiten.
A. S., 1817-75, bearb. v. S. Beattie, Ausst.-Kat. (London 1975).
3) ['stiːvnz], Cat, eigentlich Steven Demetri Georgiou, britischer Popsänger und Songwriter schwedisch-griechischer Abstammung, * London 1. 7. 1947; studierte zunächst Kunst am Hammersmith College of Art. 1967 landete er seinen ersten Hit mit der Single »Matthew and Son» und der gleichnamigen Debüt-LP, 1970 schaffte er den internationalen Durchbruch bei einer Tournee durch die USA. Bis Mitte der 1970er-Jahre lieferte Stevens eine weltweite Hitserie mit seinen eingängigen, oft streicherlastigen, zwischen Kitsch und Kunst changierenden Balladen wie »Morning has broken«, »Peace train« oder »Wild world« und kassierte zahlreiche Goldalben. Nachdem der Popstar Ende der 1970er-Jahre zum Islam konvertiert war, änderte er außer seinem Namen auch sein Leben: Er nannte sich nun Yusuf Islam, verkaufte seine Instrumente und die Insignien seines ehemaligen Starstatus, spendete die Erlöse islamischen Organisationen und zog sich völlig aus dem Musikbusiness zurück.
4) [stiːvnz], George, amerikanischer Kameramann und Filmregisseur, * Oakland (Calif.) 8. 12. 1904, ✝ Lancaster (Calif.) 8. 3. 1975; gelangte in den 50er-Jahren zu einem lyrischen Filmstil.
Filme: Swing Time (1936); Akkorde der Liebe (1941); Die Frau, von der man spricht (1942); Geheimnis der Mutter (1948); Ein Platz an der Sonne (1951); Wofür sich das Leben lohnt (1952); Mein großer Freund Shane (1953); Giganten (1955); Das Tagebuch der Anne Frank (1959); Die größte Geschichte aller Zeiten (1963); Das einzige Spiel in der Stadt (1969).
5) [stiːvnz], Thaddeus, amerikanischer Politiker, * Danville (Vermont) 4. 4. 1792, ✝ Washington (D. C.) 11. 8. 1868; setzte sich als Anwalt (ab 1816) und Abgeordneter in Pennsylvania (mit Unterbrechungen 1833-41) besonders für die Rechte der Schwarzen ein. 1849-53 und erneut ab 1859 Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus, kämpfte Stevens gegen die Ausweitung der Sklaverei und nahm als einer der ersten Whigs, die sich der Republikanischen Partei anschlossen, eine führende Rolle im Abolitionismus ein. Nach dem Ende des Sezessionskriegs setzte Stevens, der den Austritt der Südstaaten aus der Union als schweren Verfassungs-Bruch betrachtete, gegen den versöhnlichen Kurs Präs. A. Johnsons eine harte Bestrafungspolitik gegenüber dem Süden durch, ohne aber seinen Plan zur Enteignung der Plantagenbesitzer verwirklichen zu können. Zugleich erreichte er jedoch die staatsbürgerliche Gleichstellung der Schwarzen (14. Amendment, Vorbereitung des 15. Amendments) und die Festigung der republikanischen Machtstellung (Reconstruction).
F. M. Brodie: T. S., scourge of the South (New York 1959);
6) [stiːvnz], Wallace, amerikanischer Lyriker, * Reading (Pa.) 2. 10. 1879, ✝ Hartford (Connecticut) 2. 8. 1955; ab 1916 Jurist bei einer Versicherungsgesellschaft in Hartford, ab 1934 deren Vize-Präs. Beeinflusst von Symbolismus und Impressionismus in Literatur und Malerei, schrieb er abstrakte, äußerst formbewusste Gedichte, die die Realität als Konstrukt der menschlichen Wahrnehmung verstehen und der dichterischen Imagination in einem postchristlichen Universum die Funktion der ordnenden Darstellung der chaotischen Sinneseindrücke zuweisen. In ihrer differenzierten Bildlichkeit zielen sie auf die Auflösung von Denkgewohnheiten sowie die Verfeinerung der Sensibilität und betonen die ästhetische Autonomie des sprachlichen Kunstwerks. - Stevens gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der lyrischen Moderne in den USA.
Werke: Lyrik: Harmonium (1923); Ideas of order (1935); Owl's clover (1936); The man with the blue guitar and other poems (1937; deutsch Der Mann mit der blauen Gitarre); Notes toward a supreme fiction (1942); Parts of a world (1942); Esthétique du mal (1945); The auroras of autumn (1950).
Essays: The necessary angel (1951).
Aphorismen: Adagia (herausgegeben 1957; deutsch).
Ausgaben: Collected poems (1954; deutsche Teilausgabe unter dem Titel Die Gedichte unseres Klimas); The palm at the end of the mind, herausgegeben von H. Stevens (1971, Nachdruck 1984); Opus posthumous, herausgegeben von M. J. Bates (Neuausgabe 1989).
Der Planet auf dem Tisch. Gedichte und Adagia, übersetzt von K. H. Hansen (1983).
S. F. Morse: W. S. poetry as life (New York 1970);
H. Stevens: Souvenirs and prophecies. The young W. S. (ebd. 1977);
K. Martens: Negation, Negativität u. Utopie im Werk von W. S. (1980);
W. S., hg. v. H. Bloom (New York 1985);
J. Richardson: W. S., 2 Bde. (ebd. 1986-88);
Universal-Lexikon. 2012.