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Montherlant
Montherlant
 
[mɔ̃tɛr'lã], Henry Millon de, Graf von Guimart [gi'maːr], französischer Schriftsteller, * Neuilly-sur-Seine 21. 4. 1896, ✝ (Selbstmord) Paris 21. 9. 1972; aus alter katholischen Adelsfamilie, Schüler des katholischen Collège Sainte-Croix in Neuilly-sur-Seine, bildete sich seit seinem 15. Lebensjahr im Stierkampf aus, nahm am Ersten Weltkrieg als Freiwilliger teil (mehrfach schwer verwundet), lebte 1925-33 v. a. in Spanien (dort 1925 im Stierkampf verletzt) und Nordafrika und war während des Zweiten Weltkriegs Kriegskorrespondent.
 
In Montherlants Werk verbinden sich geistige Einflüsse von M. Barrès, F. Nietzsche und G. D'Annunzio mit dem (als heroisch erfahrenen) Erlebnis des Ersten Weltkriegs. Seine Helden sind elitär-aristokratische Einzelgänger, es zählen allein »männliche« Werte, die v. a. im Stierkampf symbolisiert sind (u. a. im Roman »Les bestiaires«, 1926; deutsch »Die Tiermenschen«). Diese einseitige Sicht verhindert nicht brillante, scharfsinnige Psychologisierung im Detail, so in der Tetralogie »Les jeunes filles« (mit den Bänden »Les jeunes filles«, 1936, deutsch »Die jungen Mädchen«; »Pitié pour les femmes«, 1936, deutsch »Erbarmen mit den Frauen«; »Le démon du bien«, 1937, deutsch »Der Dämon des Guten«; »Les lépreuses«, 1939, deutsch »Die Aussätzigen«; zusammen deutsch unter dem Titel »Erbarmen mit den Frauen«), die wegen ihrer frauenfeindlichen Grundhaltung auf scharfe Ablehnung stieß. Montherlants Dramen sind klassizistisch gebaut, auch hier stehen Ausnahmemenschen im Mittelpunkt, häufig historische Persönlichkeiten wie Inès de Castro in »La reine morte« (1947; deutsch »Die tote Königin«).
 
Weitere Werke: Romane: Les Olympiques (1924); Les célibataires (1934; deutsch Die Junggesellen); Le chaos et la nuit (1963; deutsch Das Chaos und die Nacht); La rose de sable (1968; deutsch Die Wüstenrose); Un assassin est mon maître (1971; deutsch Ein Mörder ist mein Herr und Meister); Moustique (herausgegeben 1986; deutsch).
 
Dramen: L'exil (1929); Malatesta (1946); Le maître de Santiago (1947; deutsch Der Ordensmeister); La ville dont le prince est un enfant (1951, neue Fassung 1967; deutsch Die Stadt, deren König ein Kind ist); Port-Royal (1954; deutsch); Don Juan (1958); Le cardinal d'Espagne (1960; deutsch Der Kardinal von Spanien); La guerre civile (1965).
 
Essays: La relève du matin (1920); Service inutile (1935; deutsch Nutzloses Dienen).
 
Tagebücher: Va jouer avec cette poussière (1966; deutsch Geh, spiel mit diesem Staub); Tous feux éteints. Carnets 1965, 1966, 1967, carnets sans dates, carnets 1972 (herausgegeben 1975).
 
Ausgaben: Theaterstücke, übersetzt von F. R. Weller (1962); Théâtre, 5 Bände (1965-66); Romans et œuvres de fiction non théâtrales, herausgegeben von M. Raimond, 2 Bände (1980-82).
 
Literatur:
 
J. Robichez: Le théâtre de M. (Paris 1973);
 M. Raimond: Les romans de M. (ebd. 1982);
 S. Sipriot: M. sans masque, 2 Bde. (ebd. 1982-90).

Universal-Lexikon. 2012.