D'Annụnzio,
Gabriele, Principe di Montenevoso (seit 1924), italienischer Schriftsteller, * Pescara 12. 3. 1863, ✝ Cargnacco (bei Gardone Riviera) 1. 3. 1938; war 1881-89 Journalist in Rom; 1897 Beginn seiner politischen Tätigkeit (1898-1900 Abgeordneter). Schulden trieben ihn 1910 nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr 1915 propagierte er Italiens Eintritt in den Krieg gegen die Mittelmächte und nahm als Flieger am Ersten Weltkrieg teil. 1919-20 verhinderte er als Anführer einer Freischar die Internationalisierung des Hafens von Fiume (heute Rijeka). Von seinen vielen Liebesbeziehungen war v. a. die Bindung an die Schauspielerin Eleonora Duse von Bedeutung für seine Dichtung.
In Lyrik, Roman und Drama bekannte sich D'Annunzio zu einem heidnischen Sinnen- und Schönheitskult. Er empfand sich als letzten Vertreter des Renaissancemenschen, als Fortsetzer der Klassik und zugleich als großen Neuerer. Seine starke Sensibilität machte ihn aufnahmebereit für alle literarischen Strömungen der Zeit, besonders den französischen Symbolismus. Außerdem übten F. Nietzsche, A. Schopenhauer, F. M. Dostojewskij und R. Wagner einen nachhaltigen Einfluss auf ihn aus. D'Annunzio ist der formenreichste und wortgewaltigste italienische Lyriker seit G. M. Marino. Sein Schaffen beschreibt die Ästhetik der Dekadenz. Seine Schwächen waren die Schwächen seiner Zeit. Lebensgier und Egozentrik, Eitelkeit und Prunksucht brachten sein virtuoses Werk ins Zwielicht, ebenso seine Nähe zum Faschismus. D'Annunzios Einfluss auf die italienische Literatur war außerordentlich, in der Form einseitiger Nachahmung wie in schärfster Ablehnung.
Werke: Lyrik: Canto novo (1882); Laudi del cielo, del mare, della terra e degli eroi, 5 Bücher (1903-1933: Maia, 1903; Elettra, 1904; Alcione, 1904; Merope, 1911; Canti della guerra latina, 1933); Le martyre de Saint Sébastien (französisch, 1911; deutsch Das Martyrium des heiligen Sebastian; vertont von C. Debussy); Gli inni sacri della guerra giusta (1914-18).
Novellen: Le novelle della Pescara (1902; deutsch Die Novellen der Pescara).
Romane: Il piacere (1889; deutsch Lust); L'innocente (1892; deutsch Der Unschuldige); Trionfo della morte (1894; deutsch Triumph des Todes); Le vergini delle rocce (1896; deutsch Die Jungfrauen vom Felsen); La città morta (1898; deutsch Die tote Stadt); Il fuoco (1900; deutsch Feuer); Forse che sì, forse che no (1909; deutsch Vielleicht, vielleicht auch nicht); Notturno (1921; deutsch); Il compagno dagli occhi senza cigli (1928).
Dramen: La Gioconda (1899; deutsch); Francesca da Rimini (1902; deutsch); La figlia di Iorio (1904); La nave (1908; deutsch Das Schiff); Fedra (1909; deutsch Phädra).
Politische Schriften: Per la più grande Italia (1915); L'arengo di Fiume (1920).
Ausgaben: Tutte le opere. Edizione nazionale, herausgegeben von A. Sodini, 49 Bände (1927-36); Tutte le opere, herausgegeben von E. Bianchetti, 9 Bände (1-61954-56); Scritti politici, herausgegeben von P. Alatri (1980).
J. Goudet: D'A. romanziere (ebd. 1976);
R. De Felice: D'A. politico, 1918-1938 (Rom 1978);
G. A. Borgese: G. D'A. (Mailand 1983);
G. Gatti: Vita di G. D'A. (Neuausg. Florenz 1988);
M. Gazzetti: G. D'A. (Neuausg. 1995).
Universal-Lexikon. 2012.