prạktische Philosophie,
seit Aristoteles die philosophische Disziplin, die sich mit dem menschlichen Handeln in seinen subjektiven und intersubjektiven Bezügen beschäftigt, d. h. mit Blick auf die ethisch-moralischen, rechtlich-politischen und technisch-pragmatischen Formen menschlichen Lebensvollzugs. Allgemein unterscheidet Aristoteles die praktische Philosophie von der theoretisch-betrachtenden und den poietisch-erzeugenden Wissenschaften, woraus die traditionelle Entgegensetzung von theoretischem und praktischem Wissen, Theorie und Praxis hervorgegangen ist, wobei sich diese heute in der Regel wechselseitig durchdringen. Wie die Erkenntnis werden auch die Handlungen auf anthropologische Vermögen (Wille, Triebe, Instinktdispositionen, fantasiegeleitete Antizipation, Denken, Gewissen) zurückgeführt und durch einzelne derselben oder ihr Zusammenwirken erklärt. Grundproblem der praktischen Philosophie ist, ob und wie weit der Mensch überhaupt zu freien Handlungen fähig ist (Zurechnungsfähigkeit, Verantwortungsfähigkeit, personale Freiheit), was die meisten Theorien aus metaphysischen Vorannahmen voraussetzen, oder ob sein Handeln überhaupt naturkausal bedingt ist, wie deterministische und naturalistische Theorien annehmen. Eine weitere zentrale Frage bildet das Verhältnis der handlungsleitenden Ideen (Intentionen) zu handlungstranszendenten Regeln, Normen und Werten oder auch Gütern und deren ontologischer Status. Die moderne praktische Philosophie sieht alles menschliche Handeln in den Rahmen einer sozialen Gemeinschaft eingebettet, in der das Individuum als ein leibliches und soziales Wesen handelt. Die praktische Philosophie liefert die philosophischen Grundlagen der einzelnen praktischen Disziplinen.
F. von Kutschera: Einf. in die Logik der Normen, Werte u. Entscheidungen (1973);
F. Kaulbach: Einf. in die Philosophie des Handelns (21986);
K.-H. Ilting: Grundfragen der p. P. (1994).
Universal-Lexikon. 2012.