Protophysik,
nach einem Vorschlag von P. Lorenzen die der messenden Physik methodisch vorausgehende »Prototheorie« zur operationalen Bestimmung von fundamentalen physikalischen Größen. Die Bestimmung von Länge, Zeit und Masse erfolgt - in Konkurrenz zu analytisch-empiristischen Metrisierungsprogrammen - ohne Rückgriff auf empirische (von Messungen abhängige) Theorien. In Systemen von Handlungsanweisungen zur (handwerklichen) Herstellung von Körpern definierter Form, von Bewegungen mit festgelegtem zeitlichen Ablauf u. a. werden (ideal ungestörte) Messgeräteeigenschaften (z. B. Starrheit von Maßstäben, gleichförmiger Gang von Uhren) »vorgeschrieben« (Ideation). Das im Rahmen der konstruktiven Wissenschaftstheorie durchgeführte Programm ist zum Teil umstritten. Prototheorien wurden später auch für andere Wissensgebiete entwickelt (Protoethik, Protobiologie u. a.).
P. Für u. wider eine konstruktive Wissenschaftstheorie der Physik, hg. v. G. Böhme (1976);
P. Lorenzen: Method. Denken (31988);
Universal-Lexikon. 2012.