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Materie
Angelegenheit; Thematik; Themengebiet; Gegenstand; Themenstellung; Fall

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Ma|te|rie [ma'te:ri̯ə], die; -, -n:
a) <ohne Plural> rein Stoffliches als Grundlage von dinglich Vorhandenem; stoffliche Substanz:
organische, licht[un]durchlässige, tote Materie.
Syn.: Masse, Material, Stoff, Substanz, Zeug.
b) Gegenstand, Thema eines Wissensgebiets, eines Gesprächs o. Ä.; spezielle Angelegenheit:
sich mit einer schwierigen Materie vertraut machen; sie ist eine Kennerin dieser Materie; in dieser Materie kennt er sich nicht aus.
Syn.: Fach, Gebiet, Gegenstand, Sache, Sachgebiet, Stoff.

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Ma|te|rie 〈[ -riə] f. 19
I 〈unz.〉 Urstoff ● Geist und \Materie
II 〈zählb.〉
1. Stoff, Masse
2. das Gegenständliche
3. Gegenstand, Thema eines Gesprächs, einer Schrift o. Ä.
● ich muss mich noch mit der \Materie vertraut machen
[→ Material]

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Ma|te|rie […ri૫ə; lat. materia = Grundstoff, Bauholz, Thema, Ursache (lat. mater = Mutter, Quelle)], die; -: in der Physik Sammelbez. für das uns umgebende System aus Stoffen und Feldern, letztlich bestehend aus Elementarteilchen u. den auf diese, zwischen u. in diesen wirkenden Kräften.

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Ma|te|rie , die; -, -n [spätmhd. materi, mhd. materje < lat. materia = Stoff; Thema, urspr. = der hervorbringende u. nährende Teil des Baumes (im Gegensatz zur Rinde u. zu den Zweigen), wahrsch. zu: mater, Mater]:
1. <o. Pl.>
a) (bildungsspr.) rein Stoffliches als Grundlage von dinglich Vorhandenem; stoffliche Substanz:
organische M.;
b) (Kernphysik) Stoff, Substanz ungeachtet des jeweiligen Aggregatzustandes u. im Unterschied zur Energie u. zum Vakuum (bes. im Hinblick auf die atomaren Bausteine makroskopischer Körper).
2. <o. Pl.> (Philos.)
a) (bes. bei Aristoteles) ewiger, völlig unbestimmter, unterschiedsloser Urstoff, der als Urprinzip der Bewegung dem Werden zugrunde liegt;
b) außerhalb des menschlichen Bewusstseins vorhandene Wirklichkeit im Unterschied zum Geist.
3. (bildungsspr.) Gegenstand, Thema einer Untersuchung, eines Gesprächs o. Ä.:
eine schwierige M.

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Materi|e
 
[mittelhochdeutsch materje, von lateinisch materia »Stoff«; »Thema«] die, -/-n,  
 1) allgemein: 1) rein Stoffliches als Grundlage von dinglich Vorhandenem; stoffliche Substanz; 2) Gegenstand, Thema (eines Gesprächs, einer Untersuchung).
 
 2) Philosophie: Die vorsokratischen Naturphilosophen suchten nach einem Urstoff, aus dem alles entstanden ist und noch immer entsteht. In der atomistischen Philosophie wurde die Korpuskulartheorie der Materie entwickelt, die sich die Wirklichkeit aus kleinsten körperlichen Teilchen zusammengesetzt denkt. Mit Bezug auf den vorsokratischen Urstoff prägte Aristoteles den Begriff der Materie, den er in das Begriffspaar Form und Materie aufnahm. Materie ist in diesem Verständnis, das für die gesamte abendländische Tradition prägend wurde, Substrat der Körperwelt, Material, das von der Form geprägt werden muss. Wirkliches ist immer ein aus Materie und Form zusammengesetztes Ganzes (Hylemorphismus). In der Scholastik wurde später die Unterscheidung zwischen einer »materia prima«, dem gemeinsamen Urstoff aller Körper, und einer »materia secunda«, dem Stoff des konkreten Einzeldinges, bedeutsam. Die Materie fungierte dabei als Individuationsprinzip. Unter christlichem Einfluss verschmolz der Gegensatz von Materie und Form zunehmend mit dem zwischen Materie und Geist, wobei die Materie meist abgewertet wurde. Eine andere Richtung schlugen arabische Aristoteliker (Ibn Ruschd) ein, die die Materie als »Schoß der Formen« begriffen.
 
Zu Beginn der Neuzeit etablierte R. Descartes einen ontologischen Dualismus, in dem die Materie als ausgedehnte (raumerfüllende) Substanz (Res extensa) mit den Bestimmungen der Undurchdringlichkeit und unendliche Teilbarkeit der geistigen Substanz (Res cogitans) entgegengesetzt wurde. Materie konnte damit als quantifizierbare, mathematische Struktur aufgefasst, ihre Veränderung als kausal determiniert begriffen werden. Gleichzeitig erneuerte P. Gassendi den antiken Gedanken des Atomismus. Das Konzept einer ausgedehnten Substanz, in der die Körper nur durch Druck und Stoß, also mechanisch aufeinander wirken, wurde in der Folge, besonders im französischen Materialismus des 18. Jahrhunderts, zu einem mechanistischen Weltbild ausgebaut, wobei der cartesianische Dualismus von Geist und Materie einem Monismus der Materie weichen musste. Ein Grundzug der neueren Entwicklung ist die Dynamisierung der Materie. Sie soll nicht mehr nur passives Substrat sein, sondern Wirkfähigkeit und Kraft besitzen. Im naturwissenschaftlichen Materialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts erscheint Materie (»Stoff«) als Komplementärbegriff zur »Kraft« (L. Büchner), während sie bei W. Ostwald in einem monistischen »Energetismus« aufgelöst wird. In Polemik mit diesen Auslegungen hat W. I. Lenin die Materie nicht mehr mit bestimmten physikalischen Einheiten, Kräften oder Strukturen identifiziert, sondern sie als Wirklichkeit außerhalb des menschlichen Bewusstseins verstanden. Die philosophische Deutung der Materie ist im 20. Jahrhundert stark von den Forschungsergebnissen der modernen Physik bestimmt worden, die das deterministische Weltbild der klassischen Mechanik aufgelöst haben.
 
Literatur:
 
F. Lieben: Vorstellungen vom Aufbau der M. im Wandel der Zeiten (Wien 1953);
 W. Büchel: Philosoph. Probleme der Physik (1965);
 E. Bloch: Das Materialismusproblem, seine Gesch. u. Substanz (1972);
 W. Heisenberg: Physik u. Philosophie (a. d. Engl., 51990).
 
 3) Physik: Im physikalischen Materiebegriff geht es nicht um ontologische Bestimmungen, sondern um die mathematisch fassbare Struktur der Materie. Bereits im 19. Jahrhundert wurde versucht, den Begriff der Masse rein operational zu definieren und ihn so von den Resten philosophischer Begrifflichkeit (Stofflichkeit) zu reinigen. Auch nach der Akzeptierung der Atomtheorie von J. Dalton im 19. Jahrhundert wurde die Mikrophysik zunächst als Weiterführung der klassischen Mechanik verstanden.
 
Erst die Physik des 20. Jahrhunderts hat den klassischen Materiebegriff aufgelöst. Die Leitfunktion der sinnlichen Anschauung und des ihr entsprechenden euklidischen Raums musste aufgegeben werden. An ihre Stelle traten makrophysikalisch der relativitätstheoretische Begriff einer Wechselwirkung zwischen der Materie als (klassisches) Materiefeld und der durch sie gekrümmten vierdimensionalen Raumzeit und mikrophysikalisch die Wechselwirkung von Materie- und Eichfeldern der Elementarteilchen, denen Wahrscheinlichkeitsamplituden im Zustandsraum (Hilbert-Raum) der Quantenmechanik beziehungsweise Quantenfeldtheorie zugeordnet sind. Die eigentlichen Träger der Materie (die Teilchen) sind dynamische Zentren, die nur einen verschwindend geringen Raum einnehmen. Der räumliche Hauptanteil der makrophysikalisch repräsentierten Materie ist »leer« im Sinne einer naiven Anschauung, jedoch erfüllt von intensiven Kraftwirkungen, die man sich als äußerst rasch fluktuierend ausgetauschte Teilchen (virtuelle Teilchen) vorstellen kann (Wechselwirkung). Sie bilden das Feld, das die eigentlichen Materieträger umgibt und als dessen Erzeugnis man umgekehrt auch diese eigentliche Materie zu verstehen bemüht ist, da seit Entdeckung des Dualismus (Welle-Teilchen-Dualismus) eine scharfe Trennung zwischen den Begriffen Teilchen und Feld nicht möglich ist. Vielmehr können Teilchen mit Ruhemasse in solche ohne Ruhemasse umgewandelt werden und umgekehrt (Paarbildung). Beide können als zwei verschiedene Erscheinungsformen von Energie aufgefasst werden (Masse-Energie-Äquivalenz). Eine der Grundeigenschaften der Materie, oft fälschlich mit ihr gleichgesetzt, ist die Masse. - Die Antimaterie ist im obigen Sinn als eine andere Form von Materie aufzufassen, nicht aber als etwas von »normaler« Materie Wesensverschiedenes. Durch die Wechselwirkungen der Materie werden die Elementarprozesse der Mikrophysik, der Kern- und Atomaufbau, die chemischen Bindungsverhältnisse in Molekülen und Festkörpern, die Eigenschaften der makroskopischen Materie unserer Umgebung wie auch Aufbau, Struktur und Geometrie des Kosmos beschrieben.
 
Literatur:
 
E. Schrödinger: Geist u. M. (a. d. Amerikan., Neuausg. Zürich 1989);
 W. Heisenberg: Physik u. Philosophie (a. d. Engl., 51990);
 R. P. Feynman: QED. Die seltsame Theorie des Lichts u. der M. (a. d. Amerikan., Neuausg. 51992);
 
Elementare M., Vakuum u. Felder, hg. v. W. Greiner u. G. Wolschin (21994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Materie: Die atomare Struktur
 
kosmische Materie: Verteilung im Weltraum und physikalische Zustände
 
Quantenphysik und eine neue Deutung der Naturgesetze
 

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Ma|te|rie, die; -, -n [spätmhd. materi, mhd. materje < lat. materia = Stoff; Thema, urspr. = der hervorbringende u. nährende Teil des Baumes (im Gegensatz zur Rinde u. zu den Zweigen), wahrsch. zu: mater, ↑Mater]: 1. <o. Pl.> a) (bildungsspr.) rein Stoffliches als Grundlage von dinglich Vorhandenem; stoffliche Substanz: organische, lebende, belebte, tote, licht[un]durchlässige M.; b) (Physik, Chemie) Stoff, Substanz ungeachtet des jeweiligen Aggregatzustandes u. im Unterschied zur Energie u. zum Vakuum (bes. im Hinblick auf die atomaren Bausteine makroskopischer Körper): Anhäufungen strahlender M. (Medizin II, 68). 2. <o. Pl.> (Philos.) a) (bes. bei Aristoteles) ewiger, völlig unbestimmter, unterschiedsloser Urstoff, der als Urprinzip der Bewegung dem Werden zugrunde liegt; b) außerhalb des menschlichen Bewusstseins vorhandene Wirklichkeit im Unterschied zum Geist. 3. (bildungsspr.) Gegenstand, Thema einer Untersuchung, eines Gesprächs o. Ä.: eine schwierige, trockene, vielschichtige, interessante M.; Droste wusste nicht, wie lange er las, die M. nahm ihn gefangen (Baum, Paris 38); eine M. behandeln, beherrschen; sie ist eine Kennerin der M.; sich in eine M. einarbeiten; sich in einer M. auskennen; sich mit einer M. vertraut machen.

Universal-Lexikon. 2012.