Pygmalion,
griechisch Pygmalịon, sagenhafter König von Kypros (Zypern), nach Ovid ein frauenfeindlicher Bildhauer, der sich in eine von ihm selbst gefertigte Elfenbeinstatue einer Jungfrau verliebte. Aphrodite belebte sie auf seine Bitten, und er nahm sie zur Frau. - Von Jean de Meungs Wiedergabe der Sage im »Roman de la rose« (13. Jahrhundert) bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde ihr Schwerpunkt in der Belohnung des Liebhabers durch die Belebung der Statue gesehen. Mitte des 18. Jahrhunderts verschob sich die Deutung auf die Bändigung der Natur durch den von der Liebe inspirierten künstlerischen Schaffensprozess, so in J. J. Bodmers Epos »Pygmalion und Elise« (1749) und in J.-J. Rousseaus Monodrama »Pygmalion« (1771). Komische Interpretationen des Stoffes im Sinne der Bekehrung eines Weiberfeindes reichen von Goethes Jugendgedicht »Pygmalion« (1767) und F. von Suppés Operette »Die schöne Galathée« (1865) bis zu G. B. Shaws Drama »Pygmalion« (1912), das als Textvorlage für das Musical »My fair lady« (1956) von F. Loewe diente. Auch die Rückversteinerung der belebten Statue wurde Gegenstand dramatischer Bearbeitungen, so bei W. S. Gilbert (»Pygmalion and Galatea«, 1831) und G. Kaiser (»Pygmalion«, 1948).
Universal-Lexikon. 2012.