Radịschtschew,
Radịščev [-ʃtʃ-], Aleksandr Nikolajewitsch, russischer Schriftsteller, * Moskau 31. 8. 1749, ✝ (Selbstmord) Sankt Petersburg 24. 9. 1802; studierte in Leipzig (1767-71). Von der deutschen und v. a. der französischen Aufklärung ausgehend, seit 1773 Freimaurer, beschäftigten ihn philosophische und moralische Probleme. Sein Hauptwerk, »Putešestvie iz Peterburga v Moskvu« (1790; deutsch »Reise von Petersburg nach Moskau«), das an L. Sternes »A sentimental journey through France and Italy« (1768) anknüpft und im Stil Elemente des Klassizismus und Sentimentalismus verbindet, ist eine krasse Darstellung gesellschaftlicher Missstände wie Leibeigenschaft oder Rekrutenaushebung. Der subversive politische Ton des Werks und sein Erscheinen kurz nach der Französischen Revolution hatte Radischtschews Verurteilung zum Tod zur Folge, die aber zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien umgewandelt wurde. 1796 begnadigt und 1801 von Alexander I. in die Kommission zur Vorbereitung neuer Gesetze berufen, beging er Selbstmord, als ihm wegen seiner Reformvorschläge eine erneute Verbannung drohte.
Ausgewählte Schriften, herausgegeben von I. J. Sčipanov (1959).
Universal-Lexikon. 2012.