Richtbohren,
das Niederbringen von Bohrungen, bei denen das Bohrgestänge absichtlich in definierter Weise von der Lotrechten abweicht. Beim Richtbohren wird der Bohrmeißel von einem am Gestängeende eingebauten und durch das Spülmittel angetriebenen Verdrängermotor bewegt. Der gewünschte Kurvenverlauf wird durch den Einbau eines Knickübergangs (gekrümmte Schwerstange) oder von Gelenken erreicht. Für die horizontalen Abschnitte der Bohrung werden leichtere Gestänge mit geringerem Durchmesser als für den senkrecht abgeteuften Bereich verwendet. Gegen die Bohrlochwand stützen sie sich mit den Verbindungsmuffen ab. Die Positionsmessung des Bohrkopfs erfolgt mit MWD-Systemen (MWD Abkürzung für Measurement-While-Drilling), die zur Übertragung ihrer Messwerte den Rückfluss des Spülmittels nutzen. Die bisher längste Strecke, die nach senkrechter Niederbringung (auf 2 750 m) horizontal gebohrt wurde, beträgt 7 290 m (erreicht 1993 in einem norwegischen Ölfeld unter der Nordsee). Das Richtbohren (z. B. das FlowTex®-Verfahren) wird auch verstärkt beim Verlegen von Leitungen und bei der Dükerung von Flussläufen eingesetzt. Die Vorteile dieser Technologie liegen neben den wirtschaftlichen Aspekten v. a. in den geringen Eingriffen in die Umwelt und einer geringen Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs.
Universal-Lexikon. 2012.