Schichtenlehre,
Schichtentheorie, die Deutung der Wirklichkeit nach dem Modell einer Ganzheit, die aus vertikal gegliederten, aufeinander bezogenen, aber relativ eigengesetzlichen Teilbereichen besteht.
In der Philosophie wird die Vorstellung von Schichten seit der Antike als Hilfsmittel ontologischer Betrachtungen verwendet, um den Eigentümlichkeiten eines Wirklichkeitsbereichs Rechnung zu tragen, ohne seine Bedingtheit durch andere ihn »tragende« Bereiche und die Existenz durchgängiger, allen Wirklichkeitsbereichen gemeinsamer Merkmale zu leugnen. Hierher gehören die aristotelischen Schichtenfolge von Materie (Hyle), Dingwelt, Lebewesen, Seele und Geist sowie die Einteilung N. Hartmanns von anorganischem, organischem, psychischem und geistigem Sein.
Unterschiedliche Schichtenlehren sind im Sinne genetischer Persönlichkeitstheorien entwickelt worden, die davon ausgehen, dass die Psyche in mehrere »Schichten« gegliedert ist. Eine Schichtenlehre wird u. a. vertreten von M. Scheler (Vital- oder Leibschicht, psychovitale Schicht der Gefühle und Strebungen, Schicht der geistigen Akte), S. Freud (Es, Ich, Über-Ich), L. Klages (Geist als Widersacher der Seele), Friedrich Kraus (* 1858, ✝ 1936; Tiefenperson und Kortikalperson), P. Lersch (endothymer Grund und personeller Oberbau) und v. a. von Schelers Schüler E. Rothacker, der die Tiefenperson (vierfach gestuft) und die Person-Schicht (zweifach gestuft) unterscheidet, sowie von A. Wellek, der ein Schalenmodell der Persönlichkeit (»Zwiebelschichtung« um den »Charakterkern«) entwarf (Charakterologie).
II
Schichtenlehre
(Schichtentheorie): genetische Persönlichkeitstheorie, die davon ausgeht, dass die Psyche in mehrere »Schichten« gegliedert sei. Eine der bekanntesten Theorien zur Schichtenlehre ist das Modell von S. Freud (Psychoanalyse), vertreten durch Es-Ich-Über-Ich.
Universal-Lexikon. 2012.