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Existenz
Leben; Dasein; Bestehen; Vorhandensein; Sein; Anwesenheit; Vorliegen

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Exis|tenz [ɛksɪs'tɛnts̮], die, -, -en:
1. <ohne Plural>
a) das Existieren, Vorhandensein, Bestehen:
sie wusste nichts von der Existenz dieses Briefes; die Existenz eines Staates.
b) (menschliches) Dasein, Leben:
die menschliche Existenz; eine armselige Existenz fristen; die nackte Existenz retten.
Zus.: Koexistenz.
2. <in Verbindung mit einem abwertenden Attribut> Mensch:
eine verkrachte, zweifelhafte Existenz; es gibt dort seltsame Existenzen.
Syn.: Individuum, Person, Type, Wesen.
3. <ohne Plural> materielle Grundlage für den Lebensunterhalt:
eine Existenz haben; um seine Existenz ringen, bangen; ich baue mir eine neue Existenz auf.

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Exis|tẹnz 〈f. 20
1. Dasein, Vorhandensein, Vorkommen, Leben, Wirklichkeit; Ggs Inexistenz (1)
2. 〈fig.〉 Lebensunterhalt, Lebensgrundlage, Auskommen
3. 〈umg.〉 Mensch, Person
● die \Existenz dieser Sache ist nicht zu leugnen; sich eine \Existenz aufbauen, gründen; eine \Existenz haben; dunkle \Existenz, fragwürdige \Existenz 〈umg.〉; gescheiterte \Existenz 〈umg.〉; eine (keine) sichere \Existenz haben [<neulat. existentia; zu lat. exsistere „ins Leben treten“]

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Exis|tẹnz , die; -, -en [spätlat. ex(s)istentia = Dasein, Vorhandensein]:
1.
a) <o. Pl.> das Existieren, Vorhandensein, Bestehen:
er wusste nichts von der E. dieses Briefes;
b) <Pl. selten> (menschliches) Dasein, Leben:
die menschliche E.;
die nackte E. retten.
2. [berufliche Stellung als] (bes. materielle) Lebensgrundlage:
keine sichere E. haben;
ich baue mir gerade eine E. auf;
um seine E. ringen;
der Krieg hat Tausende von -en vernichtet.
3. (mit abwertendem Attribut) Mensch:
in diesem Viertel treiben sich allerlei zweifelhafte -en herum;
er ist eine gestrandete, gescheiterte E.

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Existẹnz
 
[spätlateinisch, zu lateinisch ex(s)istere »hervortreten«, »vorhanden sein«] die, -,  
 1) allgemein: 1) das Vorhandensein, Bestehen; 2) mit Plural -en, berufliche Stellung (als materielle Lebensgrundlage).
 
 2) Logik und Mathematik: Die Frage, in welchem Sinne es mathematische Gegenstände (z. B. Zahlen oder geometrische Figuren) gibt, beschäftigte schon die Antike. Die heute den Axiomen einverleibten Existenzpostulate des Euklid, z. B. das Postulat »zu zwei verschiedenen Punkten gibt es eine Verbindungsgerade«, werden nach einem (allerdings nicht allgemein akzeptierten) Vorschlag H. Zeuthens als Konstruierbarkeitsforderungen interpretiert. Existenz wäre damit gleichbedeutend mit Konstruierbarkeit. Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb die Verfügbarkeit eines anschaulichen Modells das Kriterium für mathematische Existenzen. Erst die von D. Hilbert vorgenommene Interpretation der axiomatischen Methode (»Grundlagen der Geometrie«, 1899) setzte an die Stelle der Verfügbarkeit die Widerspruchsfreiheit. Nach einer Folgerung aus dem Vollständigkeitssatz von K. Gödel (1930) besitzt in der Tat jedes konsistente Axiomensystem ein Modell in der Mengenlehre.
 
 3) Philosophie: Existenz (lateinisch existentia) dient in der traditionellen Ontologie seit Marius Victorinus (um 360) als Bezeichnung für die Tatsache, dass etwas ist, im Unterschied zu seinem Wesen, seiner Essenz (lateinisch essentia), die sagt, was etwas ist. Eine spezifische Bedeutung erhält Existenz in der Philosophie S. Kierkegaards, der Existenz auf das unableitbare und rational nicht ergründbare Sein des Menschen einschränkt. Auch hier steht Existenz als Aufgabe und Vollzug im Gegensatz zum zeitlosen und statischen Wesen. Kierkegaard und K. Jaspers bestimmen Existenz als eine Weise, in der sich der einzelne Mensch zu sich selbst und darin zugleich zur Transzendenz verhält. M. Heidegger charakterisiert die Existenz als das Sein, zu dem wir uns immer schon irgendwie verhalten, und arbeitet dessen existenziale Strukturen (Existenzialien) heraus. In seinem Spätwerk verdeutlicht er Existenz als »Ek-sistenz«, d. h. als »Hin-aus-stehen« in die Wahrheit oder vielmehr Offenbarkeit des Seins. Der Existenzialismus J.-P. Sartres geht vom Vorrang der Existenz vor der Essenz aus, fasst jedoch Existenz, anders als Heidegger, als Subjektivität auf. (Existenzphilosophie)

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Exis|tẹnz, die; -, -en [spätlat. ex(s)istentia = Dasein, Vorhandensein]: 1. a) <o. Pl.> das Existieren, Vorhandensein, Bestehen: er wusste nichts von der E. dieses Briefes; Am Eingang des Geschäftshauses kündet kein Schild von der E. des Organisationskomitees (Kicker 6, 1982, 56); b) <Pl. selten> (menschliches) Dasein, Leben: die menschliche E.; eine kümmerliche E. fristen; die nackte E. retten; Er wollte ein Mal ... in seiner wahren E. zur Kenntnis genommen werden (Süskind, Parfum 306). 2. [berufliche Stellung als] (bes. materielle) Lebensgrundlage: eine auskömmliche, keine sichere E. haben; sich <Dativ> eine E. gründen, aufbauen; Und dann ... fand er endlich die Anzeigen, die ihm eine E. zu bieten schienen (Augsburger Allgemeine 27./28. 5. 78, XI); sich in seiner E. bedroht fühlen; um seine E. ringen; der Krieg hat Tausende von -en vernichtet. 3. (mit abwertendem Attribut) Mensch: in diesem Viertel treiben sich allerlei zweifelhafte -en herum; er ist eine gestrandete, gescheiterte E.; hier sind die verkrachten -en versammelt (Hilsenrath, Nazi 45); Er war das willigste Opfer aller Schnorrer und Schmarotzer, aller abgetakelten Dirnen und Trinker, aller auf den Hund gekommenen -en (Saarbr. Zeitung 1. 12. 79, 38); (bildungsspr. auch wertneutral:) eine faszinierende E.

Universal-Lexikon. 2012.