Semiten,
von A. L. von Schlözer 1771 geprägter und 1787 von J. G. Eichhorn in die Sprachwissenschaft eingeführter Begriff, der aufgrund der biblischen Völkertafel eine Reihe von Völkern als Träger einer gemeinsamen Sprache (»semitisch«) bezeichnet. Nach der Völkertafel gingen von Sem, dem ältesten Sohn Noahs, 26 Völker aus, u. a. Elamiter, Assyrer, Babylonier und Aramäer. Die Völkertafel ist aber im Wesentlichen geographisch orientiert (das Siedlungsgebiet der Semiten reicht hier von Westanatolien bis Persien und von Armenien bis zum Roten Meer), und die in ihr genannten Völker bilden keine geschlossene Gruppe im Sinn der Völkerkunde. Nicht alle Söhne Sems sind tatsächlich »semitischsprachig« (Elamiter); andererseits werden die Semitisch sprechenden Kanaanäer und arabischen Stämme unter die Söhne Hams (Hamiten) gezählt. Der Begriff ist daher ethnographisch untauglich und zudem durch seinen wertenden Missbrauch in Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts (Antisemitismus, Rassismus) diskreditiert. Als wissenschaftlicher Terminus kann er nur sprachwissenschaftlich und eingeschränkt auf die semitische Sprachen Sprechenden angewandt werden.
Universal-Lexikon. 2012.