Sowjẹtpatriotismus,
Begriff der sowjetischen Staatsideologie, von Stalin im Zuge der Förderung eines großrussisch orientierten Geschichtsbewusstseins eingeführt; verband den entschlossenen Einsatz für die Ziele der Oktoberrevolution und der herrschenden KPdSU mit bestimmten, als positiv erachteten Leistungen des vorrevolutionären Russland (z. B. den Reformen Peters I., dem Großen, dem Kampf der russischen Armeen unter General M. I. Kutusow gegen Napoleon I.). Der Sowjetpatriotismus, zu dessen integralen Bestandteilen auch der Personenkult um Stalin gehörte, sollte als »Unions«- beziehungsweise »Heimatidee« den Nationalismus der Völker überbrücken und als Mobilisierungsideologie beim »Aufbau des Sozialismus in einem Lande« wirken; im Zweiten Weltkrieg wurde er besonders oft in Anspruch genommen (»Großer Vaterländischer Krieg«). Nach dem Tod Stalins wurde der Sowjetpatriotismus, dessen Postulat eines »Sowjetmenschen« das wachsende Nationalbewusstsein in den Unionsrepubliken nicht mehr wirksam bremsen konnte, v. a. vom »sowjetischen Stolz« auf die Weltmachtrolle der UdSSR getragen.
Universal-Lexikon. 2012.