Scham
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Scham|ge|fühl ['ʃa:mgə'fy:l], das; -[e]s:die Fähigkeit, Scham (1) zu empfinden:
das verbietet mir mein Schamgefühl; dieser Kerl hat überhaupt kein Schamgefühl; mit diesen Äußerungen hat er ihr Schamgefühl verletzt.
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Scham|ge|fühl 〈n. 11〉
1. Gefühl der Scham
2. Fähigkeit, Scham zu empfinden
● jmds. \Schamgefühl beleidigen; kein \Schamgefühl besitzen, haben, kennen; (ganz) ohne \Schamgefühl sein
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Scham|ge|fühl, das:
jmds. S. verletzen.
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Schamgefühl,
die Fähigkeit, Scham zu empfinden, sich zu schämen. Diese Fähigkeit ist allen Menschen angeboren und kommt wenigstens im Bereich der Sexualität nur beim Menschen und nicht bei anderen Primaten vor. Das Schamgefühl entwickelt sich in Bezug auf Regelverstöße im täglichen Leben etwa im 3. bis 4. Lebensjahr, in Bezug auf Nackheit und Sexualität oft erst viel später, wenn es nicht schon früh anerzogen ist: Bei nackt gehenden Völkern entwickelt es sich oft erst in der Pubertät, so auch bei Anhängern der Freikörperkultur und bei Kindern und Jugendlichen, die wenigstens innerhalb der Familie Nacktheit gewohnt sind, gegenüber den Eltern und Geschwistern. Der Inhalt des Schamgefühls wird auf jeden Fall gelernt und ist somit kultur- und zeitabhängig (damit auch wandelbar) und auch individuell verschieden. Er ist ebenfalls von der Situation abhängig. Das oft zitierte »natürliche Schamgefühl«, mit dem ein allen Menschen gemeinsamer Inhalt gemeint ist, gibt es nicht, auch wenn die Kirchen und höchste Gerichte diesen Begriff immer noch verwenden. Das lässt sich leicht in unserer Kultur durch die Veränderungen, besonders in den letzten Jahrzehnten und im Vergleich mit anderen Kulturen zeigen. Bis auf einen Augenschlitz verschleierte islamische Frauen sollen sich schämen, wenn ein fremder Mann ihr Gesicht oder ihre Haare zu sehen bekommt. Bei nackt gehenden Naturvölkern schämen sich die Menschen auch nicht vor bekleideten Fremden wegen ihrer Nacktheit. Wenn aber bei ihnen eine Bauchschnur (z. B. bei den Amazonasindianern) oder eine Hülse über dem Glied (Penisfutteral) vorgeschrieben ist (z. B. bei den Papua-Männern), dann schämen sie sich, wenn sie diese verlieren.
Kein Mensch ist im Bereich der Sexualität wohl wirklich schamlos, wird aber unter Umständen so genannt, wenn er sich nicht an die für viele als selbstverständlich angesehenen überlieferten Regeln und Normen unserer Kultur hält. Schamhaft wird ein Mensch genannt, der sehr leicht Scham empfindet und zeigt.
Das Schamgefühl dient dem Schutz unserer Persönlichkeit und damit der Intimsphäre es bewahrt uns auch vor Grenzverletzungen bei anderen: Wir haben das Schamgefühl anderer Personen auch innerhalb einer Liebesbeziehung zu respektieren. Wir dürfen aber nachfragen, wenn es uns übertrieben vorkommt, ebenso, wenn etwas gegen unser eigenes Schamgefühl verstößt. Es gibt ein einengendes, oft durch die Erziehung gelerntes Schamgefühl, das einen Menschen daran hindern kann, sich auch im Bereich seines Sexuallebens frei entfalten zu können, sich dem anderen ganz zu öffnen, sinnlich zu genießen und es schwierig macht, mit dem Partner über alles sprechen zu können. Den Begriff »verklemmt« sollte man jedoch anderen gegenüber meiden, da er abfällig wertet.
Siehe auch: Nacktheit, Tabu.
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Scham|ge|fühl, das <o. Pl.>: Fähigkeit, ↑Scham (1) zu empfinden: das verbietet mir mein S.; er hat kein S.; jmds. S. verletzen.
Universal-Lexikon. 2012.