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Beirut
Paris des Nahen Ostens (umgangssprachlich)

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Bei|rut ['beɪru:t , ba̮i'ru:t]:
Hauptstadt des Libanons.

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Beirut,
 
französisch Beyrouth [be'rut], Hauptstadt, Regierungssitz und weitaus größte Stadt Libanons, am Mittelmeer gelegen, mit weit auf die Hänge des Libanon ausgreifenden Wohnvororten. Beirut war als Überseehafen, Station des Weltluftverkehrs, Handelsplatz und Finanzzentrum bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges um 1975 eine der wirtschaftlich aktivsten Städte Vorderasiens sowie kulturelles (Universitäten) und religiöses (Bischofssitze) Zentrum. Im Bürgerkrieg 1975-90 wurde die Innenstadt von Beirut mit ihrem modernen Geschäftsviertel fast völlig zerstört, die Einwohnerzahl der städtischen Agglomeration ging von (1973) 800 000 auf (1985) etwa 600 000 zurück. Seit 1991 erholt sich Beirut rasch von den Schäden, die Einwohnerzahl stieg bis 1994 auf 1,5 Mio. Ein völlig neues Stadtzentrum mit Geschäften, großen Hotels, Banken und Bürogebäuden befindet sich im Aufbau. Dank hoher Investitionen von Auslandslibanesen ist der Wohnungsbau wichtigste Wachstumsbranche der Stadt. Im Westen und Süden leben v. a. Muslime, im Osten die Christen. Die Vororte an den Hängen des Libanongebirges werden wieder zu bevorzugten Sommeraufenthaltsorten von Golfarabern. Bei einem Fortschreiten des Friedensprozesses in der Region kann Beirut sehr rasch wieder seine frühere Führungsrolle übernehmen.
 
Stadtbild:
 
Die Moscheen von Beirut stehen meist auf den Resten christlicher Kirchen, so v. a. die Große Moschee (1291 umgebaut), das bedeutendste romanische Bauwerk des Nahen Ostens. Das 1920 gegründete Nationalmuseum besitzt Funde aus Byblos und Tyros, besonders der Steinsarkophag des Königs Ahiram aus Byblos mit der ältesten bisher entdeckten Form des Alphabets und die Bronzestatuetten aus dem Obeliskentempel von Byblos (18. Jahrhundert v. Chr.); griechisch-orthodoxe Sankt-Georgs-Kathedrale Bei Räumungsarbeiten zur Beseitigung der Trümmer aus dem Bürgerkrieg wurden in der Innenstadt 1995 Reste einer Kreuzfahrerburg aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. - 45 km südöstlich steht das Schloss Beit Eddine (Bait ad-Din, Anfang 19. Jahrhundert) des Drusenemirs Beschir II.
 
Geschichte:
 
Die alte phönikische Seestadt Beirut (griechisch Berytọs), seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. bezeugt, kam um 200 v. Chr. unter seleukidische, 14 v. Chr. unter römische Herrschaft (Colonia Iulia Augụsta Felix Berytus). Seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. war Beirut Sitz einer berühmten Rechtsschule. 551 wurde es durch ein Erdbeben zerstört; unter Kaiser Justinian I. wieder aufgebaut, war seitdem ein bedeutendes Zentrum der Seidenproduktion. Seit 635 mit kurzer Unterbrechung (975 Eroberung durch Byzanz) arabisch, wurde Beirut Hafenplatz von Damaskus; 1110-87 und 1197-1291 war es im Besitz der Kreuzfahrer (Königreich Jerusalem), 1291 eroberten die Mamelucken Beirut. Seit 1516 osmanisch, stand Beirut zeitweilig unter der Herrschaft der Drusen; der Drusenfürst Fachr ed-Din (1595-1634) förderte die Verbreitung der europäischen Kultur in einem faktisch unabhängigen arabischen Gebiet um Beirut. Im 19. Jahrhundert siedelten sich viele christliche Flüchtlinge aus Damaskus (nach 1860) und Maroniten in Beirut an; westlichen Handelsniederlassungen und Missionen folgten. Beirut entwickelte sich zu der am stärksten »westlich« geprägten Stadt des Vorderen Orients. Seit 1920 Sitz des Hochkommissars für das französische Mandatsgebiet, wurde Beirut 1944 Hauptstadt der Republik Libanon. Im libanesischen Bürgerkrieg 1975-90 kam es beiderseits der »grünen Linie« durch Kampfhandlungen christlicher, schiitischer und drusischer Milizen sowie palästinensisch-arabischer Freischärler und syrischer Kampfverbände zu schweren Zerstörungen der Stadt, v. a. des Zentrums (Höhepunkt: 1987 und 1989/90); mit einem Angriff auf Beirut erzwangen israelische Truppen 1982 den Abzug palästinensisch-arabischer Kampfverbände und der Führung der PLO aus Westbeirut (Libanon, Nahostkonflikt). Nach dem Abzug aller Milizen aus Beirut im November/Dezember 1990 und der Übernahme der Kontrolle in Beirut und Umgebung durch die libanesische Armee (bis Dezember 1992) begann der Wiederaufbau zu einer der modernsten Metropolen im Nahen Osten.
 
Literatur:
 
R. Mouterde u. J. Lauffray: Beyrouth, ville romaine. Histoire et monuments (Beirut 1952);
 P. K. Hitti: Lebanon in history. From the earliest times to the present (London 31967);
 H. Ruppert: B. Eine westlich geprägte Stadt des Orients (1969);
 M. Pott u. R. Schimkoreit-Pott: B. Zw. Kreuz u. Koran (Neuausg. 1988);
 
Recovering B. Urban design and post-war reconstruction, hg. v. S. Khalaf u. P. S. Khoury (Leiden 1993).
 

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Bei|rut: Hauptstadt des Libanons.

Universal-Lexikon. 2012.