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Arpanet
Ạr|pa|net 〈n. 15; unz.; EDVin den 1960er Jahren in den USA eingerichtetes Computernetzwerk; →a. Internet [verkürzt <engl. Advanced Research Projects Agency + network „Netzwerk“]

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ARPANet
 
[Abk. für Advanced Research Projects Agency Network; dt. »Netzwerk der Behörde (Agentur) für fortgeschrittene Forschungsprojekte«], ein in den 1960er-Jahren von einer Forschungseinrichtung des amerkanischen Verteidigungsministeriums eingerichtetes Weitbereichsnetz, aus dem später das Internet hervorging. Diese Forschungseinrichtung trug zunächst die Bezeichnung ARPA und wurde 1972 in DARPA umbenannt (Abk. für Defense Advanced Research Projects Agency, »defense« steht dabei für das (US-)Verteidigungssministerium). Sie beschäftigte keine eigenen Wissenschaftler und Forscher, sondern vergab Forschungsaufträge an verschiedene Universitäten und Institute und koordinierte die Projekte.
 
Ziel beim Aufbau des ARPANet war es, ein Netzwerk zu schaffen, dessen Funktion auch beim Ausfall eines oder mehrerer Knoten - bedingt durch konventionelle oder nukleare Angriffe - aufrechterhalten wird. Ein so geartetes Netz, das in erster Linie militärischen Zwecken diente, gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn bei allen damals aufgebauten Computernetzen war eine ständige Verbindung aller Computer vonnöten. Erreicht werden konnte dieses Ziel durch eine Paketvermittlung, die beim ARPANet erstmals eingesetzt wurde. Dabei werden die zu übertragenden Daten vom Absender in Stücke variabler oder fester Länge zerlegt und über eine virtuelle Verbindung übertragen; beim Empfänger werden diese Stücke wieder zusammengesetzt. Damit verbunden ist die Möglichkeit des dynamische Rerouting (Paketvermittlung), ein Verfahren, das bei Ausfall eines Knotens die Daten automatisch auf einem anderen Weg ans Ziel leitet. Für eine erfolgreiche Datenübertragung müssen lediglich der sendende Computer und der an der Weiterleitung beteiligte Computer fehlerfrei arbeiten, es wird nicht das ganze Netzwerk benötigt. Im Netz sind alle angeschlossenen Computer gleichwertig.
 
1969 nahm das ARPANet seinen Betrieb auf und verband zunächst vier Forschungsstellen miteinander, die alle an Projekten für ARPA arbeiteten: UCLA (University of California, Los Angeles), UCSB (University of California, Santa Barbara), SRI (Stanford Research Insitute in Menlo Park, Kalifornien) und die University of Utah. Rasch wurde das Netz weiter ausgedehnt. Schon zwei Jahre später umfasste es über 30 Knoten in den USA. 1973 wurden mit dem Anschluss des University College of London in England und des Royal Radar Establishment in Norwegen die ersten internationalen Verbindungen zum ARPANet errichtet. Das ARPANet wurchs schnell weiter und es kamen auch viele nicht militärische Forschungsstellen dazu.
 
In den 1970er-Jahren war ARPA bzw. DARPA an der Entwicklung von Übertragungsprotokollen zur Verbindung unterschiedlicher Rechnernetze beteiligt, wobei u.a. die Grundlagen für das Protokoll TCP/IP geschaffen wurden. Dieses Protokoll kam im ARPANet zur Anwendung und setzte sich aufgrund der Größe und Bedeutung des Netzes schnell als Standard durch. Der Verbund mehrerer Netze mithilfe dieses Protokolls wurde damals erstmals als »Internet« bezeichnet.
 
Die zunehmende Zahl an Workstations, die in den einzelnen Forschungseinrichtungen sukzessive die Großrechner ersetzten und alle einzeln an das ARPANet angeschlossen wurden, ließen das Netzwerk bald so sehr anwachsen, dass die Verwaltung zu schwerfällig wurde. Aus diesem Grund wie auch aus Sicherheitsgründen wurde das ARPANet im Jahr 1983 aufgeteilt: Der militärische Teil des ARPANet wurde als separates Teilnetz abgetrennt und lief fortan unter der Bezeichnung MILNET, der Rest wurde unter dem Namen ARPANet als Netzwerk für zivile Forschung weitergeführt.
 
Im Jahr 1984 wurde von der NSF (National Science Foundation, dt. »Nationale Forschungsgemeinschaft«) mit dem NSFNet ein weiteres großes Forschungsnetzwerk errichtet, das ebenfalls auf dem Protokoll TCP/IP basierte. Integriert in dieses Netz waren fünf Supercomputer. Dazu wurde eine Zusammenarbeit zwischen der NSF und der ARPA vereinbart: Die NSF durfte bei der Einrichtung des NSFNet auf die bestehende Infrastruktur des ARPANet zurückgreifen und als Gegenleistung konnten alle an das ARPANet angeschlossenen Forschungseinrichtungen die Supercomputer der NSF nutzen.
 
Da das ARPANet Ende der 1980er-Jahre an seine Kapazitätsgrenzen stieß, wurde es 1990 aufgegeben. Das MILNET dagegen existiert bis heute.
 
(historischer Abriss zur Geschichte des Internets)

Universal-Lexikon. 2012.