Cruise|mis|sile 〈[kru:zmı̣saıl] n. 15; Mil.〉 gelenkter Flugkörper der US-amerikan. Streitkräfte, der von Schiffen, Flugzeugen od. vom Boden aus eingesetzt werden kann [<engl. cruise „Kreuzer, Segler“ + missile „Geschoss“]
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Cruise-Mis|sile, Cruise|mis|sile ['kru:s'mɪsa̮il], das; -[s], -s [engl. cruise missile, aus: cruise = Kreuzfahrt u. missile = Geschoss; Flugkörper, eigtl. = langsam fliegender, gelenkter Flugkörper] (Militär):
Marschflugkörper.
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Cruisemissile
[kruːz'mɪsɪl, -'mɪsaɪl; englisch »mit Marschgeschwindigkeit fliegendes Geschoss«] das, -s/-s, Marschflugkörper, mit nuklearem oder konventionellem Gefechtskopf, für strategische oder taktische Einsätze ausgerüsteter militärischer Lenkflugkörper. Der aerodynamische Flugkörper ist mit Tragflügeln und Steuerflächen versehen, hat eine Länge von 6,4 m, einen Durchmesser von 53 cm, erreicht eine Geschwindigkeit von 860 km/h, kann große Strecken (bis zu 2 500 km) in sehr geringer Höhe (15-100 m) zurücklegen und hat eine hohe Zielgenauigkeit (Abweichung von höchstens 10 m). Konventionell bestückt, können 50-200 kg TNT transportiert werden, ein nuklearer Sprengkopf hat eine Sprengkraft von 10-30 kt.
Es gibt Cruisemissiles als ALCM (Abkürzung für englisch air-launched cruise missile; »luftgestützte Marschflugkörper«) zum Abschuss von Langstreckenbombern aus, als GLCM (Abkürzung für englisch ground-launched cruise missile; »landgestützte Marschflugkörper«) zum Einsatz von mobilen Bodenabschussvorrichtungen aus und als SLCM (Abkürzung für englisch sea-launched cruise missile; »seegestützte Marschflugkörper«) zum Abschuss von Kriegsschiffen aus. Als Antrieb dienen Luft atmende Strahltriebwerke (Zweikreis-Strahltriebwerke bei Unterschall-, Staustrahltriebwerke bei Überschallgeschwindigkeit); als Starthilfe (z. B. bei Unterwasserabschuss) werden auch Raketenantriebe verwendet. Gelenkt werden die Cruisemissiles durch Trägheitsführungssysteme, die entlang einem programmierten Anflugweg mehrfach berichtigt werden, wodurch auch bei großen Entfernungen eine hohe Treffgenauigkeit erreicht werden kann. Zur Kurskorrektur wird entweder das mit einem Funkhöhenmesser ermittelte Höhenprofil des überflogenen Geländes mit gespeicherten Geländedaten verglichen oder es werden die Funksignale von Navigationssatelliten verwendet. Für die Führung in der Endphase des Zielanfluges kann ein Zielübereinstimmungsvergleich mit digitalisierten Zielfotos durch abbildende Infrarotgeräte durchgeführt und dadurch die Treffgenauigkeit so weit verbessert werden, dass Punktziele bereits mit konventionellen Gefechtsköpfen wirksam bekämpft werden können (Streukreisradien von wenigen Metern). Da die verwendeten Führungssysteme störsicher sind und die relativ kleinen Cruisemissiles ihre Ziele im Konturenflug anfliegen können sowie die Wärmeentwicklung der Triebwerke gering ist, sind sie durch Radar- und Infrarotgeräte sehr schwer zu orten und dadurch kaum abzuwehren. Die Bekämpfung von Cruisemissiles ist gegenwärtig nur mit den über »Look-down-shot-down-Fähigkeit« verfügenden Kampfflugzeugen F-15 (amerikanisches Modell) und SU-27 (russisches Fabrikat) möglich. Durch die relativ geringe Geschwindigkeit der Cruisemissiles besteht die theoretische Möglichkeit, anfliegende Cruisemissiles mittels Sperrfeuer durch direkte Treffer zu vernichten.
Nachdem die seit 1981 zwischen den USA und der UdSSR geführten Gespräche über nukleare Mittelstreckenraketen (INF) zunächst zu keinem Ergebnis geführt hatten, wurde Ende 1983 gemäß dem NATO-Doppelbeschluss von 1979 mit der Stationierung von GLCM mit nuklearem Gefechtskopf begonnen. Der ursprüngliche Plan sah bis 1988 die Aufstellung von 464 Systemen in Großbritannien (160), Italien (112), Belgien (48), den Niederlanden (48) und der Bundesrepublik Deutschland (96) vor. Unabhängig davon begannen die USA 1985 damit, strategische Bomber des Typs B-52 mit je 20 atomaren ALCM auszurüsten. Nach Unterzeichnung des INF-Vertrages 1987 wurden jedoch alle bis dahin in Europa stationierten Cruisemissiles (256 Stück) sowie die noch in den USA stationierten Systeme (weitere 123 Stück) mit nuklearem Gefechtskopf abgeschafft.
Die mit einem konventionellen Gefechtskopf ausgestatteten Cruisemissiles vom Typ »Tomahawk« wurden u. a. von den US-Streitkräften 1991 im Golfkrieg gegen Irak sowie 1995 im Balkankonflikt gegen die bosnischen Serben eingesetzt.
Universal-Lexikon. 2012.