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Überflussgesellschaft
Über|fluss|ge|sell|schaft, die [Lehnübertragung von engl. affluent society] (abwertend):
Gesellschaft (1) mit unverhältnismäßig hohem Wohlstand breiter Bevölkerungskreise.

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Überflussgesellschaft,
 
auf J. K. Galbraith zurückgehender Begriff (englisch affluent society) für moderne Industriegesellschaften, die durch Überfluss an Konsum- und Investitionsgütern geprägt sind. Ausgehend von der Überlegung, dass sich wirtschaftliches Handeln ursprünglich an der Deckung tatsächlicher Bedürfnisse orientiert habe, wird mit dem Begriff Überflussgesellschaft darauf verwiesen, dass die moderne Industrieproduktion aufgrund überschüssiger Produktionskapazitäten nur dann aufrechterhalten werden kann, wenn beim Verbraucher ständig neue Bedürfnisse geweckt werden. Da nur eine ständige Steigerung der Produktion die Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen garantiere, würden zunehmend Waren produziert, die nicht dringend benötigt werden. Der Absatz »überflüssiger« Waren verlange infolgedessen einen gigantischen Werbeapparat, der das Streben nach einem immer höheren Lebensstandard vorwärts treibt und nur kurzfristige Zufriedenheiten fördert. Güter werden daher von den Konsumenten nicht mehr in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit erworben. Die Überflussgesellschaft ist nach Galbraith durch ein Missverhältnis von privater Verschwendung und öffentlicher Armut (d. h. unzureichende Ressourcenausstattung des Staates) geprägt. (Konsum, Lebensqualität, Wohlstandsgesellschaft)
 
Literatur:
 
J. K. Galbraith: Gesellschaft im Überfluß (a. d. Amerikan., 39.-44. Tsd. 1973).

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Über|fluss|ge|sell|schaft, die [Lehnübertragung von engl. affluent society] (abwertend): Gesellschaft (1) mit unverhältnismäßig hohem Wohlstand breiter Bevölkerungskreise: die Ü. werde nur die Wahl haben zwischen einer neuen ... Askese ... und einer hemmungslosen Konsumabhängigkeit (Höhler, Horizont 173); Weil wir so vieles haben, müssen wir uns ständig um dieses sorgen: etwa um den Erhalt von Privilegien, Subventionen und Eigenheimen. Vielleicht fehlt uns einfach Langeweile. In der Ü. wird der Mangel zum Luxus (FAZ 5. 1. 93, 25).

Universal-Lexikon. 2012.