Neu|go|tik 〈f.; -; unz.〉 seit dem 18. Jh. von England ausgehende Bestrebung, gotische Bauformen wieder anzuwenden
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Neu|go|tik, die (Archit.):
Stilrichtung des 18. und 19. Jh.s, die sich stark an die Gotik anlehnt.
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Neugotik,
Neogotik, die Wiederaufnahme der Gotik in Architektur, Kunst und Kunstgewerbe. Bereits im späten 16. Jahrhundert finden sich erste Rückgriffe auf gotischen Formen, v. a. im Dienst der Gegenreformation (»Jesuitengotik« im westlichen Deutschland, Kirchen in Münster und Köln); im mainfränkischen Raum entstand um diese Zeit der »Echter-Stil« (auch »Julius-Stil«), benannt nach dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verband G. Santini Barockformen mit spätgotischen Elementen (»Barockgotik«). Während diese gotisierenden Tendenzen mehr von dekorativen Aspekten bestimmt waren, ging es in der Folgezeit auch um konstruktiv-strukturelle Gesichtspunkte. Voraussetzung der Neugotik war die programmatische Rückbesinnung auf das Mittelalter Abgesehen vom Gothic Revival in England spielte die Neugotik in der europäischen Baukunst v. a. im 19. Jahrhundert eine Rolle, wobei in Deutschland der Entwurf (1814) von K. F. Schinkel für einen Nationaldom in Berlin am Anfang stand. Rathäuser (u. a. in München von G. Hauberrisser, 1867-74; in Wien von F. von Schmidt, 1872-83) und andere öffentliche Profanbauten (Parlamentsgebäude in Budapest von I. Steindl, 1884 ff., 1904 vollendet), Kirchen (Friedrichswerdersche Kirche in Berlin von Schinkel, 1824-30; Votivkirche in Wien von H. von Ferstel, 1856-79), Burgen (Hohenzollern von F. A. Stüler, 1850-67) und Schlösser (Hohenschwangau, 1833-37), aber auch Industriebauten und Villen wurden in diesem Stil errichtet. Zum Programm der Neugotik gehörte die Vollendung und Restaurierung gotischer Kathedralen (Vollendung des Kölner Doms nach Plänen von E. F. Zwirner, 1842-80), die in Frankreich E. Viollet-le-Duc vorantrieb. - In England bereitete die späteste Neugotik im Arts and Crafts Movement dem Jugendstil den Weg. Die Besinnung auf das mittelalterliche Handwerk in dieser letzten Phase der Neugotik kam v. a. der Buchkunst, der Textilkunst und der Glasmalerei zugute.
G. Germann: N. Gesch. ihrer Architekturtheorie (1974);
C. Baur: N. (1981);
N. - neuere Lit., bearb. v. T. N. Dahle (21994).
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Neu|go|tik, die (Archit.): Stilrichtung des 18. und 19. Jh.s, die sich stark an die Gotik anlehnt.
Universal-Lexikon. 2012.