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wiegen
pendeln; oszillieren; schaukeln; schwingen; wägen; einwiegen; auf die Waage bringen (ugs.); auswiegen; abwiegen

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1wie|gen ['vi:gn̩], wog, gewogen:
1. <tr.; hat das Gewicht (von jmdm., einer Sache) mit einer Waage feststellen:
sie wog die Äpfel; er hat sich heute gewogen und festgestellt, dass er zugenommen hat.
Syn.: abwiegen, wägen (fachspr., sonst veraltet).
Zus.: nachwiegen.
2. <itr.; hat ein bestimmtes Gewicht haben:
er wiegt nur 60 kg; ich wiege doppelt so viel wie sie.
Syn.: auf die Waage bringen, schwer sein.
  2wie|gen ['vi:gn̩], wiegte, gewiegt:
a) <tr.; hat [in einer Wiege] sanft schwingend hin und her bewegen:
das kleine Mädchen wiegt seine Puppe in den Schlaf.
Syn.: schaukeln.
b) <itr.; hat langsam, schwingend hin und her bewegen:
er wiegte sorgenvoll den Kopf; <auch + sich> sie wiegt sich beim Gehen in den Hüften.
 
• wägen/wiegen
Zwischen den ursprünglich sinngleichen unregelmäßigen Verben wiegen und wägen wird heute in der Allgemeinsprache klar unterschieden:
Das Verb wiegen wird gebraucht, wenn das Gewicht eines Gegenstandes festgestellt werden soll. Es kann transitiv und intransitiv verwendet werden:
– Er musste den ganzen LKW vor Fahrtbeginn wiegen.
– (Bildlich): Diese Worte wiegen schwer.
– Gedankenverloren wog sie die Waffe in der Hand (schätzte sie das Gewicht der Waffe mit der Hand ab).
Das Verb wägen wird dagegen im Sinne von genau prüfend bedenken gebraucht:
– Erst wägen, dann wagen!
– Sie wog/wägte jedes ihrer Worte.
In seiner alten konkreten Bedeutung wiegen, das Gewicht von etwas bestimmen wird »wägen« heute gelegentlich in den Fachsprachen verwendet; im Sinne von das Gewicht in der Hand abschätzen ist es dagegen veraltet.

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wie|gen1 〈V. 282; hat
I 〈V. tr.〉 etwas \wiegen auf der Waage das Gewicht von etwas feststellen ● einen Koffer, ein Paket \wiegen ● sie hat die Wurst knapp, reichlich, gut, schlecht gewogen; das Pfund Kaffee ist knapp, reichlich gewogen es ist ein knappes, reichliches Pfund Kaffee ● etwas in der Hand \wiegen das Gewicht von etwas, das man in der Hand hat, schätzen
II 〈V. intr.〉 schwer sein, Gewicht haben ● der Schrank wiegt mindestens zwei Zentner ● seine Argumente \wiegen schwer 〈fig.〉 sind ernst zu nehmen, wichtig; der Koffer wiegt schwer hat viel Gewicht, ist schwerwie viel wiegst du?
III 〈V. refl.〉 sich \wiegen sich auf die Waage stellen u. sein Gewicht prüfen; →a. gewogen2
[Neubildung zu wägen]
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wie|gen2 〈V. tr. u. V. refl.; hat
1. sanft, behutsam schaukeln
2. in der Wiege od. in den Armen schaukeln (Kind)
3. mit dem Wiegemesser zerkleinern
● nachdenklich, bedenklich den Kopf \wiegen; Petersilie \wiegen ● sich auf etwas \wiegen sich auf etwas leicht schaukeln, sich von etwas schaukelnd tragen lassen; das Boot wiegt sich auf den Wellen; sich in der (trügerischen) Hoffnung \wiegen, dass ... 〈fig.〉 sich der (trüger.) H. hingeben, dass ...; sich in den Hüften \wiegen (beim Gehen); das Kind in den Schlaf \wiegen; sich in Sicherheit \wiegen 〈fig.〉 sich dem Gefühl der S. hingeben; sich im Tanz \wiegen 〈poet.〉 ● einen \wiegenden Gang haben einen federnden, leicht schaukelnden G.; mit \wiegenden Schritten gehen [→ Wiege]

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1wie|gen <st. V.; hat [aus den flektierten Formen »wiegst, wiegt« von wägen]:
1. ein bestimmtes Gewicht haben:
das Paket wiegt 5 Kilo, mindestens seine 25 Pfund;
er wiegt knapp zwei Zentner;
sie wiegt zu viel, zu wenig (hat Über-, Untergewicht);
er wiegt doppelt so viel wie ich;
die Tasche wog schwer, leicht (geh.; war schwer, leicht);
Ü ihr Wort, Urteil, Rat wiegt [nicht] schwer, viel (hat [kein] großes Gewicht, [keinen] großen Einfluss).
2.
a) mithilfe einer Waage das Gewicht (von etw., jmdm.) feststellen:
ein Paket, Zutaten, einen Säugling w.;
die Patienten wurden alle gewogen;
sie wiegt sich jeden Tag;
<auch ohne Akk.-Obj.:> die Verkäuferin hat großzügig gewogen;
R gewogen und zu leicht befunden (geprüft u. für zu schlecht, für ungenügend befunden);
b) etw. in die Hand nehmen u. sein Gewicht schätzen:
er wog den Beutel mit den Nuggets in/auf der Hand.
2wie|gen <sw. V.; hat [zu Wiege]:
1.
a) (ein kleines Kind, bes. in der Wiege) sanft schwingend hin- u. herbewegen:
ein Kind [in der Wiege, in den Armen] w.;
sein Kind in den Schlaf w. (durch Wiegen zum Schlafen bringen);
b) sanft hin- u. herbewegen, in schwingende, schaukelnde Bewegung bringen:
die Wellen wiegen den Kahn;
der Wind wiegt die Ähren [hin u. her];
[zweifelnd] den Kopf w. (ihn langsam [wiederholt] von einer Seite zur anderen neigen);
c) <w. + sich> sich leicht schwingend hin- u. herbewegen:
sich im Tanz, im Takt, zu den Klängen der Musik w.;
das Boot wiegt sich sanft auf den Wellen (wird von den Wellen 2gewiegt 1 b);
die Halme wiegen sich im Wind (werden vom Wind hin- u. hergewiegt);
<seltener auch ohne »sich«:> die Äste wiegen im Wind;
einen wiegenden Gang haben;
Ü ich wiege mich in der Hoffnung (geh.; hoffe zuversichtlich), dass bald eine entscheidende Wende eintreten wird.
2. mit einem Wiegemesser zerkleinern:
Petersilie [fein] w.;
fein gewiegte Kräuter.

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1wie|gen <st. V.; hat [aus den flektierten Formen „wiegst, wiegt“ von ↑wägen]: 1. ein bestimmtes Gewicht haben: das Paket wiegt 5 Kilo, mindestens seine 25 Pfund; er wiegt knapp zwei Zentner; sie wiegt zu viel, zu wenig (hat Über-, Untergewicht); er wiegt doppelt so viel wie ich; die Tasche wog schwer, leicht (geh.; war schwer, leicht); die geklauten Zigaretten in seiner Hosentasche wogen immer schwerer (schienen ihm immer schwerer zu werden; Fels, Sünden 71); Ü ihr Wort, Urteil, Rat wiegt [nicht] schwer, viel (hat [kein] großes Gewicht, [keinen] großen Einfluss); etwas, was mehr wiegt (was mehr Bedeutung, größeren Wert hat) als Güte (Seghers, Transit 140); Und was noch schwerer wog (noch wichtiger war) - er war offensichtlich glücklich, „zu Hause“ zu sein (H. Weber, Einzug 279); Er wusste, das wog als Anklage (kam einer Anklage gleich), in solchem Tone gesprochen (A. Zweig, Claudia 108); Der ... am schwersten wiegende (schwerwiegendste) Einwand (Lorenz, Verhalten I, 286). 2. a) mithilfe einer Waage das Gewicht (von etw., jmdm.) feststellen: ein Paket, Zutaten, einen Säugling w.; die Patienten wurden alle gewogen; sie wiegt sich jeden Tag; <auch o. Akk.-Obj.:> die Verkäuferin hat großzügig gewogen; R gewogen und zu leicht befunden (geprüft u. für zu schlecht, für ungenügend befunden; nach Daniel 5, 27 im Alten Testament, wo sich die Worte „Man hat dich gewogen und zu leicht befunden“ als Deutung des Wortes „Tekel“ aus der warnenden Schrift an der Wand finden; vgl. ↑Menetekel); Ü Die Byzantiner ... waren in den Teilen des Volkes, die von der Geschichte gewogen (beachtet, für wichtig befunden) werden, Philosophen und Ärzte (Stern, Mann 102); b) etw. in die Hand nehmen u. sein Gewicht schätzen: er wog den Beutel mit den Nuggets in/auf der Hand; Meysenbug ... wog die 180 Schreibmaschinenseiten des Manuskripts in den Händen (B. Vesper, Reise 231).
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2wie|gen <sw. V.; hat [zu ↑Wiege]: 1. a) (ein kleines Kind, bes. in der Wiege) sanft schwingend hin- u. herbewegen: ein Kind [in der Wiege, in den Armen] w.; sein Kind in den Schlaf w. (durch Wiegen zum Schlafen bringen); b) sanft hin- u. herbewegen, in schwingende, schaukelnde Bewegung bringen: die Wellen wiegen den Kahn; der Wind wiegt die Ähren [hin u. her]; [zweifelnd] den Kopf w. (ihn langsam [wiederholt] von einer Seite zur anderen neigen); Ü So gelang es ihm, Baldini in der Illusion zu w. (geh.; ihm vorzutäuschen), es gehe letzten Endes alles doch mit rechten Dingen zu (Süskind, Parfum 121); c) <w. + sich> sich leicht schwingend hin- u. herbewegen: sich im Tanz, im Takt, zu den Klängen der Musik w.; das Boot wiegt sich sanft auf den Wellen (wird von den Wellen gewiegt 1 b); die Halme wiegen sich im Wind (werden vom Wind hin- u. hergewiegt); Er nähert sich lässig, wiegt sich in den Hüften (Koeppen, Rußland 53); <seltener auch ohne „sich“:> die Äste wiegen im Wind; einen wiegenden Gang haben; rasch verrinnende Spuren eines schnaubenden gleichwohl wiegenden Galopps (Stern, Mann 82); Ü ich wiege mich in der Hoffnung (geh.; hoffe zuversichtlich), dass bald eine entscheidende Wende eintreten wird. 2. mit einem Wiegemesser zerkleinern: Petersilie [fein] w.; fein gewiegte Kräuter; 200 g grob gewiegte Geflügelreste (Horn, Gäste 174). 3. (beim Kupferstich die Platte) mit einem Wiegestahl aufrauen.

Universal-Lexikon. 2012.