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schwingen
pendeln; oszillieren; schaukeln; wiegen

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schwin|gen ['ʃvɪŋən], schwang, geschwungen:
1.
a) <itr.; hat sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit hin- und herbewegen und dabei einen Bogen beschreiben:
das Pendel schwang immer langsamer und stand schließlich still; an den Ringen, am Reck, am Trapez, auf der Schaukel schwingen.
Syn.: pendeln, schaukeln.
Zus.: emporschwingen, hinaufschwingen, hochschwingen.
b) <tr.; hat in einem Bogen hin und her, auf und ab bewegen:
eine Fahne schwingen; der Schmied schwang den schweren Hammer; der Priester schwingt den Weihrauchkessel über dem Dankesopfer.
Syn.: schlenkern, schleudern, schwenken.
2. <+ sich> sich mit einem kräftigen Sprung, mit Schwung irgendwohin bewegen:
der Vogel schwingt sich in die Luft, in die Lüfte; ich schwang mich in den Sattel, aufs Fahrrad, über die Mauer; der Fahrer schwang sich aus dem Führerhaus, vom Fahrersitz.
Syn.: springen.

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schwịn|gen 〈V. 233
I 〈V. tr.; hat
1. in großem Bogen hin und her bewegen, schleudernd bewegen (Fahne)
2. 〈Phys.〉 gleichmäßige Bewegungen um eine Gleichgewichtslage ausführen
3. in weitem Bogen ausholen mit (Schwert, Gerte, Peitsche)
● den Becher, das Glas \schwingen; eine Fackel, Fahne, Keule, Waffe \schwingen; Flachs \schwingen die gebrochenen Holzteile durch Schlagen mit dem Schwingmesser vom Halm lösen, bis dieser, zum Faden geworden, glänzt; Getreide \schwingen mit der Schwinge reinigen; sie schwingt den Pantoffel 〈fig.; umg.〉 beherrscht ihren Mann; Rahm \schwingen 〈schweiz.〉 Sahne schlagen; ein Rauchfass, den Weihrauchkessel \schwingen; große Reden \schwingen 〈umg.〉 angeben, prahlerisch reden; das Tanzbein \schwingen 〈umg.〉 tanzen ● schön geschwungene Augenbrauen, Lippen; eine leicht geschwungene Linie
II 〈V. refl.; hat〉 sich \schwingen sich schleudernd, schnellend, mit Schwung bewegen, bes. aufwärts ● sie schwang sich auf der Schaukel hin und her; das Flugzeug, der Vogel schwang sich in die Luft; sich in den Sattel \schwingen
III 〈V. intr.; ist/hat〉
1. sich regelmäßig hin u. her bewegen (Pendel, Schaukel, Saite)
2. einen Bogen beschreiben, ausführen
3. in großen Bogen abwärts Ski fahren
4. sich wellenförmig fortpflanzen (Ton)
5. nachklingen (Worte)
6. 〈nur: hat; schweiz.〉 ringen, indem man versucht, den Gegner hochzuheben u. auf den Boden zu legen
● die Brücke schwingt unter den Tritten der vielen Menschen; das Pendel der Uhr schwingt nicht mehr (sie muss aufgezogen werden); die Töne des Schlussakkords schwangen noch im Raum ● am Barren, Reck, an den Ringen \schwingen; unüberhörbar schwang der Vorwurf in ihrer Stimme 〈fig.〉
[<mhd., mnddt. swingen „schwingend bewegen; schütteln; mit geschwungenem Gerät schlagen; sich schwingen, fliegen, schweben; sich bewegen“ <ahd., asächs. swingan „(sich) schwingen, stürzen“ <idg. *suen- „biegen, drehend schwingen“]

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schwịn|gen <st. V.> [mhd. swingen, ahd. swingan, verw. mit schwanken]:
1.
a) <hat> sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit, einen Bogen beschreibend, hin u. her bewegen:
die Schaukel schwingt;
das Pendel s. lassen;
an den Ringen s.;
b) <ist> sich schwingend (1 a) irgendwohin bewegen:
der Artist schwingt am Trapez durch die Kuppel;
c) <hat> (Physik)↑ Schwingungen (1 b) ausführen:
die Membran schwingt;
durch den Gleichschritt begann die Brücke zu s.;
eine schwingende Luftsäule.
2. <hat> [mit ausgestrecktem Arm über seinem Kopf] in einem Bogen geführt hin u. her, auf u. ab bewegen:
eine Fahne s.;
die Arme s.;
den Weihrauchkessel über dem Altar [hin und her] s.;
ein Kind durch die Luft s.;
grüßend den Hut s. (schwenken);
die Axt s. (damit schlagen).
3. <s. + sich; hat
a) sich mit einem Schwung irgendwohin bewegen:
sich aufs Fahrrad, aufs Pferd, in den Sattel s.;
der Vogel schwingt sich in die Luft, in die Lüfte;
b) (landsch., bes. südd.) weggehen, verschwinden:
der soll sich ja s.!
4. (geh.)
a) <hat> als Schall wahrnehmbar sein, klingen, schallen:
der Schlussakkord schwang noch im Raum;
b) <ist> sich als Schall irgendwohin fortpflanzen:
der Klang der Glocken schwang durch die Stadt;
c) <hat> schallen (c).
5. <hat> (in jmds. Äußerung o. Ä.) zum Ausdruck kommen:
Kritik schwang in seinen Worten.
6. <ist> (Ski) in Schwüngen abfahren (1 c):
ins Tal, zu Tal s.
7. <s. + sich> (geh.) in einem Bogen verlaufen, sich in einem Bogen erstrecken:
die Brücke schwingt sich über das Tal.
8. <hat> (Landwirtsch.) (Flachs, Hanf) von Holzresten reinigen.
9. <hat> (schweiz.) ringen, indem man den Gegner mit der rechten Hand am Gürtel, mit der linken am aufgerollten Hosenbein fasst u. versucht, ihn zu Boden zu werfen:
mit jmdm. s.;
<subst.:> er ist Meister im Schwingen.

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Schwingen,
 
1) alpiner Skisport: das Aneinanderreihen von Bogen bei paralleler Skiführung; bei rhythmisch geschlossener, unmittelbarer Aufeinanderfolge einer Reihe von Kurzschwüngen (abwechselnd nach rechts und links) mit gleichem Radius spricht man von Kurzschwingen beziehungsweise Wedeln.
 
 2) Kunstturnen: pendelndes Hin- und Herbewegen des Körpers an fest stehenden Turngeräten (z. B. Barren, Reck); ein turnerisches Grundelement.
 
 3) Zweikampfsport: ausschließlich in der Schweiz betriebener, meist im Freien in einem mit Sägemehl bestreuten Kreis ausgetragener ringkampfähnlicher Sport, bei dem alle Angriffsgriffe nach vorgeschriebenen Regeln ausgeführt werden. Die beiden Kämpfer tragen weiße Trikots (»Turnerschwinger«) oder Hemden (»Sennenschwinger«) und lange Hosen, darüber bis zu den Knien reichende Schwinghosen aus starkem Drillich (»Zwilchhosen«). Zu Beginn des Kampfes, des »Schwingets«, fassen beide Kämpfer stehend mit der rechten Hand den Hosengurt in der Mitte des Rückens des Gegners. Es gilt, den Gegner mit einem Schwung auf den Rücken zu werfen. Ein Gang gilt als entschieden, wenn ein Schwinger im Sägemehlring - wenn auch nur für einen Moment - mit dem Rücken den Boden berührt. Der Gesamtsieger wird in einem »Ausstich« mit zwei Gängen ermittelt. Alle drei Jahre wird beim eidgenössischen Schwingfest der gesamtschweizerische Schwingerkönig ermittelt. - Schwingen, 1235 erstmals urkundlich bezeugt, wird vom autonomen Eidgenössischer Schwingerverband (ESV; gegründet 1895, Sitz: Riggisberg, Kanton Bern) organisiert und ist mit dem isländischen Glima verwandt.
 
Literatur:
 
Fred Mayer u. H. Bundi: Das Volk der Schwinger (Zürich 1989).
 

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schwịn|gen <st. V.> [mhd. swingen, ahd. swingan, verw. mit ↑schwanken]: 1. a) sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit, einen Bogen beschreibend, hin u. her bewegen <hat>: die Schaukel schwingt; das Pendel s. lassen; an den Ringen, am Reck s.; Ein kleines Mädchen ... schwingt hoch auf dem Schaukelbrett zwischen zwei Bäumen (Strauß, Niemand 189); Die Flügel (= Fensterflügel) schwangen knarrend im kühlen Nachtwind (Sebastian, Krankenhaus 83); b) sich schwingend (1 a) irgendwohin bewegen <ist>: durch die Luft s.; der Artist schwingt am Trapez durch die Kuppel; das Segel schwang knarrend hin und her wie das Pendel einer ... Uhr (Rolf Schneider, Erdbeben 37); c) (Physik) Schwingungen (1 b) ausführen <hat>: die Membran schwingt; das ganze System beginnt zu s.; durch den Gleichschritt begann die Brücke zu s.; ein schwingender Körper; eine schwingende Luftsäule; <subst.:> etw. wird zum Schwingen angeregt; der Anschlag der Taste bringt die Saite zum Schwingen. 2. [mit ausgestrecktem Arm über seinem Kopf] in einem Bogen geführt hin u. her, auf u. ab bewegen <hat>: eine Fahne, ein Tuch s.; die Beine, die Arme s.; den Weihrauchkessel über dem Altar [hin und her] s.; ein Kind durch die Luft s.; er schwang ... ein aufgerolltes Tau in der Hand (Hausmann, Abel 100); Und dazu schwang er seine Glocke, in einer Weise, wie wenn er wütig an einem Strick risse (Maass, Gouffé 286); Im modischen, grauen Anzug, den schönen, ererbten Elfenbeinstock leicht schwingend (Feuchtwanger, Erfolg 30); grüßend den Hut s. (schwenken); die Peitsche, den Knüppel, den Hammer, die Axt s. (damit schlagen); sie schwingen Besen, Pfannen, Kochlöffel (scherzh.; hantieren, arbeiten damit; Schnabel, Marmor 136). 3. <s. + sich; hat a) sich mit einem Schwung irgendwohin bewegen: sich aufs Fahrrad, aufs Pferd, in den Sattel s.; der Vogel schwingt sich in die Luft, in die Lüfte; In wehenden Nachthemden schwangen sich Gestalten aus den Betten (Kirst, 08/15, 219); Manfred schwang sich ... mit einer Flanke über die Bande (Maegerlein, Triumph 108); b) (landsch., bes. südd.) weggehen, verschwinden: schwing dich!; der soll sich ja s.!; Also dann, ich schwing' mich (M. L. Fischer, Kein Vogel 131). 4. (geh.) a) als Schall wahrnehmbar sein, klingen, schallen <hat>: der Schlussakkord schwang noch im Raum; das Heulen des Sturmes ... schwang wie Glockengeläute, durchgellt von wilden Schreien, in den Wanten (Hausmann, Abel 43); Wie immer, so auch heute, schwang das Lied des Lagers über den kahlen Köpfen (Apitz, Wölfe 259); b) sich als Schall irgendwohin fortpflanzen <ist>: der Orgelklang schwang durch die Kirche; sie (= meine Stimme) schwang durch die Nacht (Hildesheimer, Tynset 33); Vom Hochhaus schwangen zwölf Schläge über die Dächer (Fries, Weg 50); c) schallen (c) <hat>: Die Luft schwang von entferntem, vielstimmigem Hochgeschrei (Th. Mann, Hoheit 23). 5. (in jmds. Äußerung o. Ä.) zum Ausdruck kommen <hat>: ein bitterer Vorwurf, Kritik schwang in seinen Worten; in ihrer Stimme schwang Freude, Bedauern; überall in dieser Musik schien mir ... diese Ätherklarheit zu s. (Hesse, Steppenwolf 179). 6. (Ski) in Schwüngen ↑abfahren (1 c) <ist>: ins Tal, zu Tal s.; fast bedächtig schwang er durch die Tore (Olymp. Spiele 16). 7. <s. + sich> (geh.) in einem Bogen verlaufen, sich in einem Bogen erstrecken <hat>: In weitem Bogen schwang sich die Bucht (Salomon, Boche 41); Ü Eine so gewaltig sich über Jahrtausende schwingende Brücke muss auf ungeheuren Pfeilern ruhen (Thieß, Reich 123). 8. (Landw.) (Flachs, Hanf) von Holzresten reinigen <hat>. 9. (schweiz.) ringen, indem man den Gegner mit der rechten Hand am Gürtel, mit der linken am aufgerollten Hosenbein fasst u. versucht, ihn zu Boden zu werfen <hat>: mit jmdm. s.; <subst.:> er ist Meister im Schwingen.

Universal-Lexikon. 2012.