Rie|sen 〈m. 4; Baukunst〉 Helm einer Fiale
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Riesen,
1) Astronomie: die Riesensterne.
2) Mythologie: übergroße, menschenähnliche Gestalten, die in den Mythen und Sagen der Völker eine bedeutende Rolle spielen, sowohl als ätiologische Personifikationen als auch im Zusammenhang mit mythischen Genealogien. So verkörperten die Griechen in den Giganten, Titanen, Kyklopen, in Agaion, Antaios u. a. die Naturkräfte, zugleich waren die Riesen aber auch die Gegenspieler der olympischen Götter. Das Alte Testament nennt als Riesen die Enakiter und Amoriter, als Einzelgestalt etwa den Philister Goliath oder den König Og von Basan. In der indischen Mythologie brachte Brahma Riesen hervor, die im Kampf mit den Göttern durch den Blitz besiegt werden. Bei den Germanen waren die Riesen v. a. die Gegner der (zum Teil mit ihnen verwandten) Asen, was besonders in den eschatologischen Vorstellungen von der Endzeitschlacht (Ragnarök) deutlich wird; entschiedenster Feind der Riesen ist Thor. In der Volkssage (hier auch Hünen genannt) sind die Riesen oft dämonische Verkörperungen von Naturgewalten; es gibt Berg-, Wald-, Wasser-, Wolken-, Gewitter- und Sturmriesen (z. B. Rübezahl); im Märchen weisen sie zum Teil archaische Züge (z. B. Kannibalismus) auf, oft sind sie einäugig; im Schwank und Schwankmärchen sind die Riesen die ungeschlachten Tölpel, die vom Menschen auf vielfache Art überlistet werden.
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Universal-Lexikon. 2012.