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Stigmatisation
Stig|ma|ti|sa|ti|on 〈f. 20(angebliches) Erscheinen der Wundmale Christi am Leib mancher Personen; →a. Stigmatisierte(r)

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Stig|ma|ti|sa|ti|on, die; -, -en:
1. (kath. Kirche) Auftreten der [fünf] Wundmale Jesu Christi bei einem Menschen.
2. Brandmarkung der Sklaven im Altertum.
3. (Med.) das Auftreten von Hautblutungen u. anderen psychogen bedingten Veränderungen.

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Stigmatisation
 
die, -/-en, Stigmatisierung,  
 1) Kirchengeschichte: das plötzliche Auftreten der Leidensmale Jesu (Stigmata) am Leib eines lebenden Menschen, besonders an Händen, Füßen und an der Seite, aber auch an Kopf, Schultern oder Rücken (äußere Stigmatisation); sie wird psychologisch als psychogener Effekt, theologisch als charismatisches Zeichen gedeutet, wissenschaftlich gesicherte Erklärungen gibt es bisher nicht. Die Male sind bleibend, eitern nicht, widersetzen sich medizinischer Behandlung, bleiben oft lange offen und bluten an bestimmten Tagen (z. B. freitags, in der Passionszeit); sie treten meist bei Menschen mit außergewöhnlicher Passionsmystik und erhöhter Beeinflussbarkeit auf, oft begleitet von ekstatischem oder visionärem Verhalten (nicht selten klischeehaft), Nahrungs- und Schlafenthaltung. Davon zu unterscheiden ist die innere Stigmatisation, die den Stigmatisierten an den betreffenden Stellen Schmerz empfinden lässt, ohne dass Wunden auftreten. - Die erste geschichtlich belegte Stigmatisation hatte Franz von Assisi (1224); bis heute wurden einige Hundert Fälle von Stigmatisation, fast ausschließlich bei Frauen (u. a. Therese Neumann) bekannt (die Zahl ist unsicher wegen der nicht einheitlichen Beurteilungsmaßstäbe).
 
 2) Psychologie: vegetative Stigmatisation, besonders lebhafte Reaktionsbereitschaft des vegetativen Nervensystems. Vegetative Stigmata (z. B. vermehrtes Schwitzen an Händen und Füßen, marmorierte Haut, Ohnmachten) sind Zeichen vegetativer Erregung.
 
 3) Soziologie: Zuschreibung eines Stigmas, das eine Person - orientiert an den herrschenden gesellschaftlichen oder Gruppennormen - als nicht der Gruppe zugehörig ausweist. Insofern ist Stigmatisation ein Versuch der Gesellschaft/Gruppe, »Fremdes« (oft als »Bedrohung« Wahrgenommenes) aus ihrer Mitte auszuschließen. Beispiele für Stigmatisation sind die in der Gesellschaft tradierten Vorurteile oder Vorbehalte gegenüber Angehörigen so genannter Randgruppen, hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Wirkung aber auch die Kennzeichnung von Menschen als »vorbestraft« oder »obdachlos« seitens staatlicher Behörden.

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Stig|ma|ti|sa|ti|on, die; -, -en: 1. (kath. Kirche) Auftreten der [fünf] Wundmale Jesu Christi bei einem Menschen. 2. Brandmarkung der Sklaven im Altertum. 3. (Med.) das Auftreten von Hautblutungen u. anderen psychogen bedingten Veränderungen.

Universal-Lexikon. 2012.