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Schmerz [ʃmɛrts̮], der; -es, -en:1. durch Krankheit, Verletzung o. Ä. ausgelöste, sehr unangenehme, körperliche Empfindung:
ein bohrender, dumpfer Schmerz; vor Schmerzen aufschreien; von Schmerzen geplagt sein; hast du Schmerzen?; sie fühlte einen stechenden Schmerz im Kopf.
Zus.: Bauchschmerz, Halsschmerz, Herzschmerz, Kopfschmerz, Rückenschmerz, Zahnschmerz.
2. tiefe seelische Bedrückung; Kummer, Leid:
der Schmerz über den Tod des Kindes; etwas erfüllt jmdn. mit Schmerz.
Zus.: Abschiedsschmerz.
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Schmẹrz 〈m. 23〉
1. unangenehme, peinigende körperl. Empfindung
2. 〈fig.〉 peinigende seel. Empfindung, große Trauer, Kummer, Leid
● \Schmerzen aushalten (können); dein Verhalten bereitet mir \Schmerz; den \Schmerz betäuben; \Schmerzen erdulden, erleiden, ertragen, haben, leiden; hast du sonst noch \Schmerzen? 〈fig.; umg.〉 hast du sonst noch Wünsche?; wo haben Sie \Schmerzen?; \Schmerzen lindern, stillen; sich den \Schmerz verbeißen, verkneifen; jmdm. \Schmerz zufügen ● bohrender, brennender, nagender, reißender, schneidender, stechender \Schmerz; geteilter \Schmerz ist halber \Schmerz 〈Sprichw.〉 ein Mitfühlender kann den Kummer erleichtern, ist tröstlich; großer, kleiner, rasender, unerträglicher \Schmerz; tiefer \Schmerz 〈fig.〉 ● jmdn. mit \Schmerzen erwarten 〈fig.〉 sehnsüchtig erwarten; vor \Schmerz aufschreien, stöhnen [<ahd. smerzo, engl. smart; zu idg. *(s)merd-; Erweiterung zu (s)mer- „(auf)reiben“; verwandt mit mürbe, morsch, murksen]
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Schmẹrz , der; -es, -en [mhd. smerze, ahd. smerzo, eigtl. = etw., was aufreibt]:
1. durch Krankheit, Verletzung o. Ä. ausgelöste, sehr unangenehme körperliche Empfindung:
ein stechender, dumpfer S.;
rasende, unerträgliche -en;
ein jäher S. überfiel sie;
wo sitzt der S.?;
der S. lässt nach, klingt ab;
-en haben;
die -en lindern;
sie hat den S. kaum gespürt;
ein Laut des -es;
an heftigen -en leiden;
ein vom S. verzerrtes Gesicht;
vor S. halb ohnmächtig sein;
R S., lass nach! (ugs. scherzh.; ↑ Schreck).
2. tiefe seelische Bedrückung; Kummer, Leid:
ein seelischer S.;
der S. um den Geliebten übermannte sie;
Tränen des Zorns und des -es;
jmdn. mit -en (ugs.; ungeduldig, sehnlichst) erwarten;
etw. erfüllt jmdn. mit S.;
R hast du sonst noch -en? (ugs.; hast du noch mehr [unerfüllbare, sinnlose] Wünsche?);
Spr geteilter S. ist halber S. (gemeinsam lässt sich Schweres leichter ertragen).
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I Schmerz,
Dolor, auf physischer und/oder psychischer Ebene als leidvoll erlebter Zustand (Leid). In der Regel auf den physischen beziehungsweise psychosomatischen Bereich bezogen, wird Schmerz definiert als »ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird« (Definition der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes; 1979). Das Allgemeinbefinden und das Verhalten können durch Schmerz unterschiedlich stark beeinträchtigt und verändert werden. Die genannte Definition beschreibt den Schmerz als ein primär subjektives Erlebnis mit sensorischen und emotionalen Anteilen. Schmerz kann subjektiv u. a. als hell, spitz, dumpf, drückend, stechend oder brennend erfahren werden, lässt sich aber nur über beobachtbares Verhalten und eventuelle physiologische Begleiterscheinungen (wie Erhöhung von Pulsschlag und Blutdruck, Schweißausbrüche) objektivieren. Grundsätzlich wird zwischen akutem und chronischem Schmerz unterschieden.
Der akute Schmerz hat eine unmittelbare Warn- und Schutzfunktion, da er zielgerichtetes Handeln zur Erhaltung der körperlichen Integrität motiviert. Man unterscheidet weiter zwischen Oberflächenschmerz und Tiefenschmerz. Ersterer ist hell, stechend, gut lokalisierbar (z. B. Nadelstich oder Stichwunde) und ruft eine Aktivierung des Sympathikus hervor (Puls- und Blutdrucksteigerung). Letzterer ist dumpf, ziehend, schlecht lokalisierbar (z. B. Bauchschmerz) und ist mit einer Aktivierung des Parasympathikus verbunden (Puls- und Blutdruckabfall, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Depression). Akuter Tiefenschmerz kann zu chronischem Schmerz werden, der - anfallartig wiederkehrend oder als Dauerschmerz - Hauptsymptom (z. B. Migräne) oder wichtiges Begleitsymptom einer Krankheit (z. B. Herzschmerz, Kreuzschmerz, Hexenschuss, Neuralgien, Tumorschmerz, Rheuma) ist. Bei chronischem Schmerz ist oft keine periphere Noxe, d. h. Gewebeschädigung, (mehr) diagnostizierbar beziehungsweise sind die schmerzaufrechterhaltenden Bedingungen auf medizinischem Weg schwer oder nicht behebbar. Es werden verschiedene Quellen der Schmerzwahrnehmung unterschieden: Haut, Muskeln und Gelenke sowie die inneren Organe. Der Eingeweideschmerz wird häufig neuronal auf die Oberfläche der Haut projiziert (Head-Zonen).
In der Forschung werden Schmerzschwellen (niedrigste Intensität einer Reizeinwirkung, um als Schmerz wahrgenommen zu werden), Schmerztoleranz (Ausmaß der Bereitschaft, Schmerz zu ertragen) sowie die Intensitätsbeurteilung (z. B. mithilfe von visuellen Analogskalen) und die Qualitätsbeurteilung als wesentliche Charakteristika von Schmerz erfasst. Physiologisches oder zentralnervöses Korrelat von Schmerz ist das durch noxische Reize (sensorisch) evozierte hirnelektrische Potenzial (SEP).
Geschichte und Fragestellungen der Schmerzforschung
Frühe Schmerztheorien wie die Spezifitätstheorie (M. von Frey), die Summations- oder Intensitätstheorie (Alfred Goldscheider, * 1858, ✝ 1935) und die Patterntheorie (Mustertheorie; D. C. Sinclair und G. Weddell), die Schmerzen im Wesentlichen als Wahrnehmungsphänomen in direkter Abhängigkeit von der Intensität des noxischen Reizes verstanden, wurden zugunsten komplexerer Modelle aufgegeben. Die Gate-Control-Theorie (Ronald Melzack, * 1929, und Patrick David Wall, * 1925), die neben einem Schmerzhemmungsmechanismus auf Rückenmarkebene (englisch gate) auch eine efferente zentralnervöse Einflussnahme (z. B. durch psychische Prozesse) postulierte, war bahnbrechend für die Schmerzforschung.
Der akute Schmerz wird durch verschiedene Reize (z. B. Hitzereize, mechanische Reize) ausgelöst, sobald eine gewisse Reizintensitätsschwelle überschritten wird. Die Reizinformation wird über besondere Rezeptoren (Nozizeptoren) aufgenommen und in das Zentralnervensystem (ZNS) weitergeleitet (A- und C-Fasern). Es gibt wahrscheinlich kein spezielles Zentrum für die Schmerzverarbeitung, sondern es sind daran viele verschiedene Bereiche des ZNS beteiligt.
Die Schmerzreaktion ist nicht linear abhängig von der Intensität des noxischen Reizes. Der Schmerz kann sogar auftreten, ohne dass eine nachweisbare periphere Schädigung (Noxe) vorliegt. Es kann zu einer Verstärkung, aber auch zu einer Hemmung der Schmerzwahrnehmung über zentralnervöse Einflüsse kommen. So können die extravertierte oder introvertierte Persönlichkeitsstruktur, kognitive Faktoren wie die Aufmerksamkeitsrichtung (beziehungsweise Ablenkung) oder die Bewertung des Schmerzreizes Einfluss auf die Schmerzempfindung nehmen. Auch motivationale und emotionale Prozesse wie Stress und Angst wirken sich auf die Schmerzwahrnehmung aus. Neben dieser zentralnervösen Schmerzmodulation ist die Hemmung der Schmerzempfindung durch körpereigene opiatartige Substanzen (Endorphine) von Bedeutung. Andere körpereigene Stoffe, wie z. B. Bradykinin, Histamin oder die Substanz P, die besonders bei Entzündungen ausgeschüttet werden, können die Schmerzwahrnehmung verstärken. Das nozizeptive und motorische sowie das vegetative Nervensystem können sich gegenseitig beeinflussen (z. B. Entstehung eines Circulus vitiosus: Durch Muskelverspannung entsteht Schmerz, dieser verstärkt die Muskelspannung).
Chronischer Schmerz wird zum Teil durch sensomotorische und vegetative Reflexkreise ohne zusätzliche noxische Stimulation aufrechterhalten. Auch eine durch anfängliche noxische Stimulation entstandene abnormale Nervenaktivität wird als mögliche Ursache für die Aufrechterhaltung des chronischen Schmerzes vermutet (neuronale Sensibilisierung, Entstehung neuer nozizeptiver Felder).
Psychosoziale Faktoren und Therapie
Von großer Bedeutung für den chronischen Schmerz sind psychosoziale Faktoren. So kann durch Lernprozesse Schmerzverhalten aufrechterhalten werden (operante Konditionierung). Hilflosigkeit (zum Teil gelernte Hilflosigkeit), Angst und Kontrollverlust können das Schmerzleiden intensivieren und am Leben erhalten. Depressive Tendenzen sind häufig ein Teil des Schmerzsyndroms. Die Beeinträchtigung des Verhaltens und Erlebens beim Schmerzpatienten wird nicht nur durch die reine Schmerzstärke bestimmt, sondern in oft größerem Ausmaß durch die psychosoziale Situation des Patienten. Die Behandlung chronischer Schmerzsyndrome wird daher neuerdings als multidisziplinäre therapeutische Aufgabe wahrgenommen. Neben verschiedenen schmerzmedizinischen Interventionen (z. B. Nervenblockade, Lokalanästhesie, Chiropraktik, Akupunktur, Anwendung von schmerzstillenden Mitteln beziehungsweise Antidepressiva) spielen psychologische Behandlungen eine immer wichtigere Rolle in der Therapie und Rehabilitation. Hier sind v. a. verhaltenstherapeutische Verfahren von Bedeutung (z. B. Entspannungstraining, Biofeedback, kognitive Umstrukturierung, Verhaltenstraining). Auch die körperliche Rekonditionierung wird für wichtig gehalten.
S. Konzepte u. ärztl. Handeln, hg. v. M. Zimmermann u. a. (1984);
Psycholog. S.-Therapie, hg. v. H.-D. Basler u. a. (1990).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Somatosensorik: Wahrnehmung durch Sinneszellen der Haut und des Körperinnern
Schmerz: Entstehung und körpereigene Schmerzmittel
Schmerz,
eine spezifische Empfindung, die mit der Meldung an das Zentralnervensystem über Schäden am Körper (Verletzung, Verbrennung, Verätzung, elektrischer Stromschlag, Zerrung, Quetschung, Entzündung) verbunden ist. Ihre erste Wahrnehmung in Form eines »hellen, schneidenden« Schmerzes löst Schutzreaktionen aus (Flucht, Zurückschrecken). Damit der Schaden nicht vergessen wird, bleiben Schmerzempfindungen als »dumpfer«, schlecht zu ortender »zweiter« Schmerz oft lange Zeit bestehen und führen zu Schonhaltungen.
An Schmerz gewöhnt man sich kaum (fehlende Adaptation). Besonders bei Oberflächenverletzungen stimmen auslösender und empfundener Ort überein (lokalisierter Schmerz); Schäden an inneren Organen verursachen oft Schmerzen an völlig anderen Orten (z. B. verursachen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels Schmerzen im Bereich des linken Oberarms; projizierter Schmerz) oder strahlen in andere Körperbereiche aus. Schmerzen an inneren Organen sind von starker Unlust beziehungsweise einem Krankheitsgefühl begleitet und lösen oft Reaktionen des vegetativen Nervensystems aus (z. B. Blutdruckabfall, Übelkeit).
Freie Nervenendigungen, die in der Haut (Schmerzpunkte) und in vielen Organen zu finden sind, bilden die Rezeptoren für Schmerz.
Von welcher Stärke an Reize als Schmerz empfunden werden (Schmerzschwelle), scheint von der inneren Einstellung zur jeweiligen Schmerzursache oder zu Schmerz ganz allgemein abhängig zu sein und ist individuell, aber auch von Kultur zu Kultur sehr unterschiedlich und hängt ferner von der Erziehung ab. Ist ein Mensch auf eine bestimmte Tätigkeit stark konzentriert, so kann die Schmerzwahrnehmung völlig fehlen, hat er vor den Folgen des Schmerzes Angst, können diese schwinden (Patienten verlassen oft das Wartezimmer des Zahnarztes, weil der Schmerz »verflogen« ist).
Die Schmerzempfindung kann aus physiologischen Gründen (Refraktärzeit bei der Erregungsleitung) einen bestimmten Wert nicht übersteigen. Sehr starke Schmerzmeldungen über viele Nervenbahnen (z. B. bei einem schweren Unfall) verursachen unter Umständen einen völligen Ausfall jeder Schmerzempfindung (beim Schock). Als Neurotransmitter in den Schmerzleitungsbahnen kommen die Neuropeptide Somatostatin und Substanz P in Frage, als Modulatoren die Endorphine und Enkephaline.
Ob Tiere allesamt Schmerzen zu empfinden vermögen, ist noch nicht geklärt. Bienen z. B. saugen »ungerührt« weiter Nektar, auch wenn ihnen der Hinterleib mit scharfer Klinge abgetrennt wird.
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Schmẹrz, der; -es, -en [mhd. smerze, ahd. smerzo, eigtl. = etw., was aufreibt]: 1. durch Krankheit, Verletzung o. Ä. ausgelöste, sehr unangenehme körperliche Empfindung: ein starker, scharfer, stechender, schneidender, brennender, wilder, flüchtiger, dumpfer S.; anhaltende, kolikartige, rasende, unerträgliche -en; rheumatische -en; ein jäher S. überfiel sie; Plötzlich durchfuhr ihn ein höllischer S. (Brecht, Geschichten 112); wo sitzt der S.?; In seinem Leib wütete ein bohrender S. (Ott, Haie 183); die -en kommen immer wieder, treten unregelmäßig auf; der S. lässt nach, klingt ab; -en haben, leiden, ertragen; [sich] die -en verbeißen; jede Bewegung, Berührung verursacht ihm -en; die -en lindern; Seine Helferin milderte den S. der Injektion und des Bohrstifts einzig durch ihre physische Erscheinung (Fries, Weg 176); einen [leichten] S. empfinden; sie hat den S. kaum gespürt; ein Laut des -es; an heftigen -en leiden; sich in -en winden; etw. unter großen -en tun; von -en geplagt, gepeinigt, überwältigt sein; ein vom S. verzerrtes Gesicht; vor S. halb ohnmächtig sein, fast vergehen, laut aufschreien; R S., lass nach! (ugs. scherzh.; ↑Schreck).2. tiefe seelische Bedrückung; Kummer, Leid: ein seelischer S.; der S. um den Geliebten, über den Verlust übermannte sie; Der ungeheure S. der Enttäuschung bricht die Kraft des Giganten (R. Schneider, Leiden 59); das ist mein großer S. (Kummer); jmdm., sich gegenseitig -en bereiten; Tränen des Zorns und des -es; er erkannte mit -en, dass alles umsonst gewesen war; jmdn. mit -en (ugs.; ungeduldig, sehnlichst) erwarten; etw. erfüllt jmdn. mit S.; die von/vom S. gebeugte Trauernde; R kurz ist der S. [und ewig ist die Freude] (Aufforderung, sich einer unangenehmen Sache zu stellen u. sie schnell hinter sich zu bringen; Schiller, Jungfrau von Orleans V, 14); hast du sonst noch -en? (ugs.; hast du noch mehr [unerfüllbare, sinnlose] Wünsche?); Spr geteilter S. ist halber S. (gemeinsam lässt sich Schweres leichter ertragen).
Universal-Lexikon. 2012.