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Savoyen
Sa|vo|y|en [za'vɔ̮yən ]; -s:
historische Provinz in Ostfrankreich.

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Savoyen,
 
französisch Savoie [sav'wa], historisches Gebiet in den französischen Alpen, zwischen Genfer See, Rhône und Mont-Cenis-Gruppe; seit 1860 aufgeteilt in die Départements Savoie und Haute-Savoie; wichtigste Stadt ist Chambéry.
 
Geschichte:
 
Das Gebiet Savoyens, im Altertum von keltischen Allobrogern bewohnt, kam 121 v. Chr. unter römischer Herrschaft. 443 n. Chr. siedelte Aetius die Burgunder u. a. in Savoyen (die Bezeichnung Sapaudia ist seit dem 4. Jahrhundert bezeugt) an. Nach ihrer Unterwerfung durch die Franken (532) Teil des fränkischen Teilreiches Burgundia (Burgund), kam Savoyen (seit dem 9. Jahrhundert Saboia oder Savoia) 1032/34 als Teil des Königreichs Burgund an das Heilige Römische Reich. Das von Kaiser Konrad II. eingesetzte burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (benannt nach Humbert I. Weisshand, ✝ um 1048), das sich erst seit etwa 1125 nach der Grafschaft Savoyen benannte, erwarb im 11. Jahrhundert das Aostatal, das Chablais, das obere Isèretal sowie das obere Wallis und gelangte um 1050 durch Heirat in den Besitz eines Teils der Markgrafschaft Turin, womit der Grundstock zur Herrschaft in Piemont gelegt war. Die Grafen kontrollierten nun die wichtigste Westalpenstraße über den Mont Cenis sowie die Pässe über den Großen und den Kleinen Sankt Bernhard und hatten dadurch eine wichtige Machtposition im Westalpenraum inne. 1232 erwarben sie Chambéry und machten es zur Hauptstadt. 1388 kam die Grafschaft Nizza, 1401 die Grafschaft Genevois (ohne die Stadt Genf) hinzu. Nachdem Kaiser Karl IV. Savoyen bereits 1361 vom Königreich Arelat (Burgund) getrennt und es unmittelbar dem Reich unterstellt hatte, wurde es 1416 vom späteren Kaiser Siegmund zum Herzogtum erhoben. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von Savoyen die mächtigsten und einflussreichsten Fürsten Norditaliens. Sie festigten die Herrschaft über Piemont, das immer mehr zum eigentlichen Machtzentrum des Herzogtums wurde (1560 Verlegung der Hauptstadt nach Turin), dehnten ihr Gebiet im 17./18. Jahrhundert nach Osten bis zum Fluss Tessin aus und erhielten nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1713/14) das Königreich Sizilien, das sie jedoch bereits 1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien eintauschen mussten. Das neue Königreich Sardinien (auch Sardinien-Piemont), das 1796-1814 zu Frankreich gehörte, wurde im 19. Jahrhundert zum Vorkämpfer der nationalstaatlichen Einigung Italiens; das Haus Savoyen (in der Nebenlinie Savoyen-Carignano) stellte ab 1861 dessen Könige, hatte jedoch 1860 als Kompensation für die französische Hilfe im Krieg gegen Österreich die ehemalige Grafschaft Nizza sowie das Kernland Savoyen an Frankreich abtreten müssen.
 
Literatur:
 
La Savoie au moyen-âge. Textes et documents d'archives, hg. v. C. Lequin u. a. (Chambéry 1970);
 F. Cognasso: I Savoia (Mailand 1971);
 
Histoire de la Savoie, hg. v. P. Guichonnet u. a. (Neuausg. Toulouse 1984);
 A. M. Nada Patrone: Il Medioevo in Piemonte. Potere, società e cultura materiale (Turin 1986);
 R. Edighoffer: Histoire de la Savoie (Paris 1992);
 
Nouvelle histoire de la Savoie, hg. v. P. Guichonnet (Toulouse 1996).
 

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Sa|voy|en; -s: historische Provinz in Ostfrankreich.

Universal-Lexikon. 2012.