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Thüringer
1Thü|rin|ger, der; -s, -:
Ew.
2Thü|rin|ger <indekl. Adj.>:
T. Wald; T. Bratwurst.

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Thüringer
 
[Etymologie unsicher; zu lateinisch Hermunduri?], deutscher Stamm im Raum zwischen Thüringer Wald und nördlichem Harzvorland. Die hier wohl seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. kontinuierlich ansässige elbgermanischem Bevölkerung (Hermunduren u. a.) wurde um 400 erstmals als Thüringer, lateinisch T(h)oringi, T(h)uringi, bezeichnet. In der Wissenschaft konnte die Ethnogenese der Thüringer bisher nicht restlos aufgeklärt werden; Ende des 3. Jahrhunderts ist eine ausgeprägt aristrokratische Oberschicht fassbar. Die Thüringer gerieten im 5. Jahrhundert unter hunnische Herrschaft und übernahmen südosteuropäische Kunstformen. Im 5./6. Jahrhundert bestand vermutlich ein Königreich der Thüringer; der erste bezeugte König ist Bisin (Basinus, seit etwa 457; Thüringen, Geschichte).
 
Volkskunde:
 
Siedlungsform ist neben der Klein- und Mittelstadt das Haufendorf, im Thüringer Wald das Waldhufendorf, östlich der Saale vielfach der Rundling. Vorherrschend ist das im geschlossenen Rechteck angelegte mitteldeutsche (fränkische) Gehöft mit dem meist zweistöckigen Wohnhaus. Es gibt sehr viele Fachwerkbauten, im Altenburger Raum indes Steinhäuser. Trotz Industrialisierung und technisierter Landwirtschaft blieb Heimarbeit in den Dörfern des Thüringer Waldes erhalten. Hergestellt werden Spiel- und Glaswaren (Christbaumschmuck), Keramik- und Kleineisenerzeugnisse, Fastnachtsartikel (Masken), Musikinstrumente u. a. Es besteht reiches Jahresbrauchtum: Eisenacher Sommergewinn, Questenfest auf dem Questenberg (östlich von Sangerhausen; heute Sachsen-Anhalt), Brunnenfeste in Mühlhausen und Langensalza, Sonnwendfeuer, Laternenumzüge am Martinstag. Die Thüringer haben auch einen reichen Schatz an Volksliedern.

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1Thü|rin|ger, der; -s, -: Ew.
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2Thü|rin|ger <indekl. Adj.>: T. Wald; T. Bratwurst.

Universal-Lexikon. 2012.