Allgemeine,
das Allgemeine, Philosophie: allgemein ist alles das, was einer Vielheit notwendig und nicht nur zufällig gemeinsam ist. Nach Aristoteles war Sokrates der Erste, der das Allgemeine philosophisch bestimmte, indem er nicht mehr nach der Beschaffenheit von Einzeldingen, sondern nach ihrem Wesen fragte (Was ist die Tugend?, was die Tapferkeit? usw.). Platon ging dort über Sokrates hinaus, wo er die Einzeldinge oder das Besondere aus ihrer Teilhabe am Allgemeinen oder an der Idee als dem wahrhaft Wirklichen ableitete. Aristoteles wiederum ließ nur die Einzeldinge als wirklich gelten; das Allgemeine war für ihn kein substanziell Vorhandenes, sondern ein gedachter Begriff.
Die Auseinandersetzung um die Frage, ob das Individuelle oder das Allgemeine wirklich ist, führte im Mittelalter zum Universalienstreit.
In der Neuzeit spielte die scholastische Disputation über das Universalienproblem keine große Rolle mehr. I. Kant behandelte das Allgemeine im Rahmen seiner Erkenntniskritik; es ist gleichbedeutend mit dem Begriffsvermögen, aus dessen Verknüpfung mit dem Sinnenmaterial erst Erkenntnis möglich wird. Hegel glaubte Kant zu überwinden, indem er Erkenntnis und Vernunft allein aus dem Selbstbewegungsprozess des Allgemeinen hervorgehen ließ. Dagegen vertrat S. Kierkegaard wieder die Auffassung von der Unterlegenheit oder Unterordnung des Allgemeinen unter das Besondere oder Einzelne.
Das 20. Jahrhundert führte zum Teil zu einer sprachlogisch begründeten Neuauflage des Universalienproblems. Behandelt wurde (besonders bei W. V. O. Quine und P. F. Strawson) die Frage, ob es einen qualitativen Unterschied zwischen singulären (Namen, die Einzelnes bezeichnen) und generellen Termen (Gattungsbezeichnung) gebe.
Universal-Lexikon. 2012.