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Cambrai
Cambrai
 
[kã'brɛ], Stadt im Département Nord, an der Schelde und am Kanal von Saint-Quentin, Frankreich, 33 000 Einwohner; Verkehrsknotenpunkt und bedeutendes wirtschaftliches Zentrum im Ostteil des Artois, dem Cambrésis, einer der fruchtbarsten Ackerbaulandschaften (Weizen, Zuckerrüben) in Nordfrankreich. Früher waren Textilindustrie (Leinen, Batist), Strumpfwirkereien und Wollverarbeitung (Kambrik) von Bedeutung; heute Ölgewinnung, Seifenherstellung, Brauereien, seit dem 19. Jahrhundert Eisengießerei, Stahlerzeugung.
 
Stadtbild:
 
In der Kirche Saint-Géry (18. Jahrhundert) Barocklettner (1632) und 12 Gemälde (u. a. Grablegung von P. P. Rubens); erzbischöflichen Palais mit Renaissanceportal (1620); Kathedrale (Ende 18. Jahrhundert, 1859 erneuert) mit barocker Innenausstattung; Rathaus (19. Jahrhundert).
 
Geschichte:
 
Cambrai, in gallorömischer Zeit Cameracum, seit dem 4. Jahrhundert anstelle des zerstörten Bagacum (Bavai, schon im 4. Jahrhundert Bistum) Hauptort der keltischen Nervier, wurde 445 fränkisch, kam nach den karolingischen Reichsteilungen im 9. Jahrhundert zum Ostfränkischen Reich, 926 zum Deutschen Reich; seit Ende des 6. Jahrhunderts Bistum. Vom 11. bis 16. Jahrhundert relative Selbstständigkeit unter der Herrschaft der Bischöfe, die der Stadt - als erster Nordfrankreichs - schon 1077 eine Kommunalverfassung gewähren mussten. Seit 1678 gehört Cambrai zu Frankreich.
 
Am 10. 12. 1508 schlossen Papst Julius II., Kaiser Maximilian I., Ludwig XII. von Frankreich und Ferdinand II. von Aragón die Liga von Cambrai gegen Venedig.
 
Der Friede von Cambrai, auch Damenfriede genannt, wurde am 5. 8. 1529 von der Statthalterin der Niederlande, Margarete, der Tante Kaiser Karls V., und von Luise von Savoyen, der Mutter König Franz' I. von Frankreich, unterzeichnet. Frankreich verzichtete auf Mailand, Neapel, Flandern und Artois, Karl V. auf die im Frieden von Madrid 1526 ausbedungene Abtretung des Herzogtums Burgund.
 
Die Tankschlacht von Cambrai (20. 11.-3. 12. 1917) brachte den ersten großen Einsatz von Panzerkampfwagen durch die Briten.
 
Literatur:
 
Histoire des Pays-Bas français, hg. v. L. Trenard (Toulouse 1972).
 

Universal-Lexikon. 2012.