Bougainville
[bugɛ̃'vil ], größte der Salomoninseln, (8 800 km2), bildet zusammen mit Buka u. a. Inseln die Provinz North Solomons von Papua-Neuguinea, 9 300 km2, 159 500 Einwohner; Hauptort ist Arawa; Haupthafen Kieta. Das Kaisergebirge (Emperor Range) im Norden wird von dem tätigen Vulkan Mount Balbi (2 743 m über dem Meeresspiegel) überragt, im Süden liegt das Kronprinzengebirge (Crown Prince Range); das Innere ist stark zerklüftet und von Regenwald bedeckt, die Südwestküste ist eine Schwemmlandebene. Einige wenige Kokospalm- und Kakaobaumkulturen. Ehemaliger bedeutender Kupferbergbau (1990 eingestellt). - Die Insel wurde 1768 von L.-A. de Bougainville entdeckt und nach ihm benannt. Ab 1899 gehörte Bougainville, zusammen mit Buka abgetrennt von den britisch gewordenen Salomoninseln, zum Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea. 1914 von Australien besetzt, wurde es 1920 australischer Völkerbundsmandat; 1942-44/45 von japanischen Truppen okkupiert, danach Teil des unter australischem Mandat stehenden UN-Treuhandgebiets Neuguinea. 1975 kam Bougainville zu Papua-Neuguinea. Die starke, v. a. von der »Bougainville Revolutionary Army« (BRA) getragene sezessionistische Bewegung führte zu einem heftigen Konflikt mit der Zentralregierung (Tausende Tote durch Kämpfe 1989-97, Blockade der Insel 1990-97); erst 1997 konnte ein Waffenstillstand zwischen Rebellen und Zentralregierung vereinbart werden, dem 1998 die Unterzeichnung einer Friedenserklärung (damals bei Ausschluss der Unabhängigkeit Bougainvilles) folgte. 2000 erhielt die Insel einen Autonomiestatus. 2001 unterzeichneten Vertreter der Regierung und der BRA einen Friedensvertrag (Einigung über die Entwaffnung der Rebellen, den Abzug der Armee und ein 10 bis 15 Jahre später durchzuführendes Unabhängigkeitsreferendum).
Bougainville
[bugɛ̃'vil], Louis-Antoine de, französischer Seefahrer, * Paris 11. 11. 1729, ✝ ebenda 31. 8. 1811; zunächst Anwalt, schlug dann eine militärische Laufbahn ein (ab 1756 Teilnahme am Siebenjährigen Krieg in Kanada als Adjutant von General L. J. de Montcalm); verließ 1763 die Armee und trat in die Marine ein; gründete 1764 eine kurzlebige französische Kolonie auf den Falklandinseln; unternahm 1766-69 von Nantes aus die erste französische Erdumseglung. Mit den Schiffen »La Boudeuse« und »L'Étoile« (Letzteres stieß bei den Falklandinseln zur Expedition) erreichte Bougainville im April 1768 Tahiti, entdeckte im Mai 1768 zwei Inseln der Neuen Hebriden wieder, gelangte zu den Salomoninseln, wo er Choiseul und das nach ihm benannte Bougainville fand, und kehrte über die Molukken und Batavia (Jakarta) nach Frankreich zurück (Ankunft in Saint-Malo am 16. 3. 1769). Im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg war er 1779-82 Geschwaderführer; nach Verlassen der Marine (1790) arbeitete er ausschließlich wissenschaftlich.
J.-E. Martin-Allanic: B. navigateur et les découvertes de son temps, 2 Bde. (Paris 1964);
B. et ses compagnons autour du monde. .., hg. v. É. Taillemite, 2 Bde. (Paris 1977);
D. Henze: Enzykl. der Entdecker u. Erforscher der Erde, Bd. 1 (Graz 1978).
Universal-Lexikon. 2012.