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Cartagena
Cartagena
 
[-'xena],
 
 1) Hafenstadt in Südostspanien, Provinz Murcia, an einer tief in das felsige Küstengebirge eingreifenden Bucht des Mittelmeeres, 176 100 Einwohner; Hauptkriegshafen Spaniens mit großen Docks, Werften, Arsenalen, Torpedofabrik; bedeutender Passagier- und Handelshafen (Export von Erzen, Südfrüchten, Getreide; Import von Steinkohle). Cartagena ist Sitz hoher Marine- und Militärbehörden, hat Hochschulen für Bergbau, Management und Polytechnik, mehrere Theater sowie das spanische Zentrum für Unterwasserarchäologie; Eisen- und Buntmetallerzverhüttung, Schiffsbau, Metall-, Textil-, Zement-, Düngemittel-, Elektroindustrie; neuer Erdölhafen mit großer Raffinerie und chemische Industrie bei Escombreras. Im Hinterland Abbau von Eisen-, Blei-, Zink- und Silbererzen sowie Pyrit.
 
Stadtbild:
 
Ausgedehnte Befestigungsanlagen mit Forts und Bastionen (Castillo de Galeras, Castillo de San Juan) umgeben die Stadt, die beherrscht wird vom Castillo de la Concepción, 70 m über dem Meeresspiegel, im 13. Jahrhundert über einer ehemaligen Maurenburg erbaut, und dem Castillo de Moros. Ehemalige Kathedrale Santa María la Vieja (13. Jahrhundert, an der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee) im gotischen Stil mit romanischem Chor; Barockkirche Santa María de Gracia (17./18. Jahrhundert); archäologisches Museum.
 
Geschichte:
 
Über der altiberischen Siedlung Mạsti wurde Cartagena 226 v. Chr. von Hasdrubal, dem Schwiegersohn des Hamilkar Barkas, unter dem Namen Kart Hadashat (»Neukarthago«) als Hauptstützpunkt der Karthager in Spanien neu angelegt, aber schon 209 v. Chr. von Scipio Africanus dem Älteren erobert und dann als Carthago Nova Hauptstadt der römischen Provinz Hispania Citerior. 425 n. Chr. fiel Cartagena an die Wandalen, 534 an die Byzantiner, 624 an die Westgoten und 711 an die Araber, die die Stadt, jetzt Kartadjannah genannt, den Hafen und die Werften stark ausbauten. 1243 wurde Cartagena von Ferdinand III. von Kastilien zurückerobert, 1588 von Engländern geplündert und 1706/07 von ihnen besetzt. Im Sozialistenaufstand von 1873/74 wurde es stark zerstört, danach folgten ein wirtschaftlicher Aufschwung und erneut Zerstörungen im Bürgerkrieg 1936-39 mit anschließendem Wiederaufbau.
 
Das Bistum Cartagena, wohl bereits vor 400 errichtet, erlangte besonders unter der westgotischen Herrschaft Bedeutung; 1291 neu umschrieben, wurde der Bischofssitz nach Murcia verlegt.
 
Literatur:
 
E. Cañabate Navarro: Historia de C.. .. (Cartagena 31974).
 
 2) Hauptstadt des Departaments Bolívar, Kolumbien, an der karibischen Küste, 877 000 Einwohner; viertgrößter Handels- und Hauptmarinehafen Kolumbiens; Universität (gegründet 1827), katholischer Erzbischofssitz; Altstadt mit Stadtmauern und Befestigungsanlagen (17. Jahrhundert) unter Denkmalschutz; internationaler Flughafen; viel Fremdenverkehr; Hauptindustriegebiet mit eigenem Hafen südlich der Stadt (Erdölraffinerien, chemische und petrolchemische, Nahrungsmittel- und Textilindustrie).
 
Stadtbild:
 
Der kolonialzeitliche Charakter des alten Cartagena ist noch erhalten. Erste Befestigungsanlagen entstanden 1595, die meisten stammen aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts; das Castillo San Felipe de Barajas (1657) ist die größte Festungsanlage des südamerikanischen Kontinents. Die Klosteranlage La Compañia (oder San Pedro Claver) wurde im 17. Jahrhundert von Jesuiten über einem Teil der Stadtmauer errichtet; die Kirche (Anfang 18. Jahrhundert) weist barocke und manieristische Stilelemente auf (Kuppel von 1921). Das Kloster Santo Domingo (1570 bis um 1612) besitzt die älteste Kirche der Stadt, mit festungsartiger Apsis und platereskem Portal (um 1585). Die Kirche Santo Toríbio (1729 begonnen) hat eine Holzdecke im Mudéjarstil und einen reich vergoldeten Barockaltar. Die dreischiffige Kathedrale (1575-85) hat einen barocken Hochaltar. Der Palast der Inquisition (1706) ist heute Kolonialmuseum. Hafen, Befestigungen und die Baudenkmäler der Kolonialzeit wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
Geschichte:
 
Cartagena, 1533 von P. de Heredia (* 1504, ✝1574) gegründet, zur Unterscheidung von der gleichnamigen spanischen Stadt später häufig »Cartagena de Indias« genannt, war einer der bedeutendsten Handelsplätze des spanischen Kolonialreiches und wurde zum Schutz gegen Piratenüberfälle stark befestigt.
 
Literatur:
 
E. Marco Dorta: C. de Indias (Sevilla 1951);
 J. M. Zapatero: Historia de las fortificaciones de C. de Indias (Madrid 1979);
 N. Böttcher: Aufstieg u. Fall eines atlant. Handelsimperiums (1995).
 

Universal-Lexikon. 2012.