Fẹrdinand,
spanisch, portugiesisch Fernạndo, italienisch Ferdinạndo, Herrscher:
1) Fẹrdinand I., Kaiser (seit 1556/58), * Alcalá de Henares 10. 3. 1503, ✝ 25. 7. 1564, Sohn Philipps I., des Schönen, und Johannas der Wahnsinnigen, jüngerer Bruder Kaiser Karls V., Vater von 23); in Spanien unter starkem scholastischem Einfluss erzogen und in den Niederlanden (ab 1518) mit der humanistischen Gedankenwelt des Erasmus von Rotterdam bekannt geworden; erhielt in den mit seinem Bruder Karl abgeschlossenen habsburgischen Teilungsverträgen von Worms (21. 4. 1521 und Brüssel (7. 2. 1522 die österreichischen Erblande einschließlich Tirols und der Besitzungen in den Vorlanden und (bis 1534) in Württemberg. Er gelangte als Vertreter seines häufig abwesenden kaiserlichen Bruders im Heiligen Römischen Reich relativ rasch zu Einfluss, der sich nach seiner Wahl zum Römischen König (5. 1. 1531 noch stetig vergrößerte. Durch seine Wahl zum König von Böhmen (als Ferdinand II.) und von Ungarn (22. 10. beziehungsweise 16. 12. 1526; gekrönt 24. 2. beziehungsweise 3. 11. 1527) wurde Ferdinand zum Begründer der habsburgischen Donaumonarchie. Sein ungarisches Königtum hatte er zunächst gegenüber Johann I. Zápolya zu behaupten, nach dem Frieden von Großwardein (1538) in Auseinandersetzungen mit den Türken (beschränkt auf das »Königliche Ungarn«). Im Zusammenhang mit der ständigen osmanischen Bedrohung (1529 erste Belagerung Wiens) stehen seine die Verwaltung betreffenden Zentralisierungs- und Vereinheitlichungsbestrebungen in den österreichischen Erblanden (u. a. Hofrat, 1522, Hofkriegsrat, 1556); in seiner »Hausordnung« von 1554 verfügte er ihre Aufteilung an seine Söhne nach seinem Tod (Habsburger). Es gelang Ferdinand, neben Karl V. zu einem wesentlichen Gestalter der politischen und religiösen Verhältnisse im Reich zu werden. Er wurde zum Vermittler zwischen Reichsfürsten und Kaiser während der Fürstenverschwörung (1552) und war um einen Ausgleich zwischen den Konfessionen bemüht (1552: Passauer Vertrag, 1555: Declaratio Ferdinandea, Augsburger Religionsfriede). Eine versöhnliche Religionspolitik verfolgte er auch nach der Abdankung Karls V. (1556) und seinem verzögerten offiziellen Herrschaftsantritt als Kaiser (Krönung 24. 3. 1558), indem er gegenüber dem Konzil von Trient für die Aufhebung des Zölibats und die Gewährung des Laienkelchs eintrat.
Ausgabe: Die Korrespondenz Ferdinands I., bearbeitet von W. Bauer u. a., 3 Bände in 4 Teilen (1912-84).
F. B. von Bucholtz: Gesch. der Reg. F. des Ersten, 9 Bde. (Wien 1831-38, Nachdr. Graz 1968-71);
W. Bauer: Die Anfänge F.s I. (Wien 1907);
P. Sutter Fichtner: F. I. Wider Türken u. Glaubensspaltung (a. d. Amerikan., Graz 1986).
2) Fẹrdinand II., Kaiser (seit 1619), * Graz 9. 7. 1578, ✝ Wien 15. 2. 1637, Sohn Erzherzog Karls von Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain), Vater von 3), Enkel von 1). Von Jesuiten erzogen und zeitlebens beraten, trat Ferdinand als Landesherr Innerösterreichs (seit 1590 Erzherzog, seit 1595 Regent) entschieden für die Rekatholisierung ein und ließ die 1586 neu gegründete Universität Graz zum geistigen Zentrum der gegenreformatorischen Aktivitäten werden. Er vereinigte die österreichischen Erblande wieder, trat aber 1623 Tirol an seinen Bruder, Erzherzog Leopold V., ab. Noch zu Lebzeiten seines Vorgängers Matthias zum König in Böhmen (1617) und Ungarn (1618) gewählt, begünstigte er auch dort die Gegenreformation; infolge des Böhmischen Aufstandes (offen ab 23. 5. 1618) verlor er aber die Wenzelskrone zeitweise wieder. Nach seinem Sieg am Weißen Berg (1620) betrieb Ferdinand in Böhmen eine umfassende katholische Restauration und bewirkte durch umfangreiche Güterkonfiskationen eine starke Auswanderungsbewegung des protestantischen Adels, die weit reichende soziale und ökonomische Folgen hatte. Im Heiligen Römischen Reich wurde Ferdinand eine Woche nach seiner Absetzung als König von Böhmen am 28. 8. 1619 zum König und Kaiser gewählt und festigte seine Stellung schnell auf der Grundlage des Münchener Vertrages mit der Liga und seinem Schwager, Herzog Maximilian I. von Bayern (1619). Während er sich in Böhmen mit der »Verneuerten Landesordnung« (1627) endgültig im erbmonarchischen Sinne gegen die Stände durchsetzte, gelang ihm dies im Reich nicht, wo er mit der Verkündung des Restitutionsediktes (1629) den Höhepunkt seiner Macht erreichte. Nach früheren erfolglosen Bemühungen gelang es ihm 1636, seinen Sohn Ferdinand gegen vorherige Zugeständnisse an die Kurfürsten (u. a. Verzicht auf Durchführung des Restitutionsedikts, Entlassung A. W. E. Wallensteins 1630) zu seinem Nachfolger wählen zu lassen. Mit dem protestantischen Kurfürsten von Sachsen schloss er den Frieden von Prag (1635), dem fast alle Reichsstände beitraten; er konnte aber den Reichsfrieden nicht wiederherstellen (Dreißigjähriger Krieg). - Mausoleum in Graz.
F. C. von Khevenhüller: Annales Ferdinandei. .., 9 Bde. (1610-46; Neuausg. in 12 Bdn. u. 2 Suppl.-Bdn. 1721-26);
F. von Hurter: Gesch. Kaiser F.s II. u. seiner Eltern, 11 Bde. (1851-64);
Akten u. Korrespondenzen zur Gesch. der Gegenreformation in Innerösterreich unter F. II., hg. v. J. Loserth, 2 Bde. (Wien 1906-07);
J. Franzl: F. II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit (Graz 21989);
M. Frisch: Das Restitutionsedikt Kaiser F.s II. vom 6. März 1629 (1993).
3) Fẹrdinand III., Kaiser (seit 1637), * Graz 13. 7. 1608, ✝ Wien 2. 4. 1657, Sohn von Kaiser 2), Vater von Kaiser Leopold I.; wurde 1625 ungarischer, 1627 böhmischer und nach einem gescheiterten Wahlversuch (Regensburg, 1630) erst 1636 Römischer König. Als Generalissimus (seit 1634) wesentlich am Sieg bei Nördlingen (1634) und am Prager Frieden (1635) beteiligt, suchte Ferdinand ab 1637 vergeblich die Stellung des Kaisers im Reich zu stärken. Im Westfälischen Frieden (1648) konnte er die Zersplitterung des Reiches und Gebietsabtretungen an Schweden und Frankreich nicht verhindern, im »Jüngsten Reichsabschied« (1654) gelang nur eine »abgebrochene Verfassungsreform« des Heiligen Römischen Reiches. Während er seinen ältesten Sohn Ferdinand (IV.) noch zu seinen Lebzeiten (1653) zu seinem Nachfolger wählen lassen konnte, scheiterte nach dessen Tod 1654 eine erneute Nachfolgeregelung aufgrund des wachsenden Einflusses von König Ludwig XIV. von Frankreich. In Österreich schuf Ferdinand eine straffe Verwaltung und sicherte das katholische Bekenntnis; in Ungarn hatte er sich bis zum Frieden von Linz (1645) mit Georg I. Rákóczy auseinander zu setzen, der durch Bündnisse mit Schweden und Frankreich in eine antihabsburgische Allianz eingebunden war. - Ferdinand, selbst Komponist, förderte die italienische Oper in Wien.
M. Koch: Gesch. des Dt. Reiches unter der Reg. F.s III., 2 Bde. (Wien 1865-66);
Die Habsburger, hg. v. B. Hamann (41993).
4) Fẹrdinand II., der Katholische (spanisch »el Católico«), König von Aragonien (seit 1479), von Sizilien (seit 1468), als Ferdinand V. von Kastilien und León (seit 1474/75, als Ferdinand III. von Neapel (seit 1504), * Sos del Rey Católico (Provinz Saragossa) 10. 3. 1452, ✝ Madrigalejo (Provinz Saragossa) 23. 1. 1516, Sohn Johanns II. von Aragonien, heiratete 1469 die Erbin Kastiliens, Isabella (Isabella I., die Katholische). Neben dieser wurde er nach dem Tod Heinrichs IV. von Kastilien (Ende 1474) als gleichberechtigter Mitkönig und -regent in Kastilien anerkannt (Abkommen von Segovia, Januar 1475) und setzte die Thronansprüche im folgenden Kastilischen Erbfolgekrieg (bis 1479) durch persönliches Eingreifen durch. Nach dem Tod seines Vaters (1479) waren nach langer Rivalität Kastilien-León und Aragonien (hier wurde Isabella nicht Mitregentin) vereinigt, obwohl sie staatsrechtlich ihr Eigenleben behielten. Da in Aragonien die Rechte der Krone eingeengt waren, lenkte Ferdinand seine Hauptkraft auf die Errichtung einer unumschränkten Herrschaft in Kastilien. Bedeutend waren jedoch v. a. seine Erfolge auf militärischem und außenpolitischem Gebiet. 1492 eroberte er die letzte spanische Bastion der Mauren, Granada, 1504 Neapel, 1512 Navarra bis zum Pyrenäenkamm und bahnte so den Zusammenschluss Spaniens an. Im Innern unterstützte er die Ausbildung der Inquisition, die Vertreibung der Juden und die Verfolgung der Mauren (Letzteres nur in Kastilien). Dem Herrscherpaar verlieh Papst Alexander VI. 1496 den Ehrennamen »Katholische Könige« (»Reyes Católicos«). Die frühabsolutistische Herrschaft der beiden stieß jedoch in Kastilien auf starken Widerstand, sodass hier nach Isabellas Tod (1504) ihr Schwiegersohn Philipp I., der Schöne, regierte, bis Ferdinand nach dessen Tod (1506) die Regentschaft für seine Tochter Johanna (die Wahnsinnige) übernahm. Da Ferdinands zweite Ehe mit Germaine de Foix, einer Nichte Ludwigs XII. von Frankreich, kinderlos blieb, waren Johanna und ihr Sohn Karl (Kaiser Karl V.) die Gesamterben der Reiche. - Als verschlagener Politiker erweckte Ferdinand die Bewunderung N. Machiavellis. Er und Isabella schufen die Grundlage für die Weltgeltung Spaniens im 16. Jahrhundert.
W. H. Prescott: Spaniens Aufstieg zur Weltmacht. Aus der Reg.-Zeit F.s u. Isabellas v. Spanien (a. d. Engl., Wien 1938);
J. Vicens Vives: Historia crítica de la vida y reinado de Fernando II de Aragón (Zaragoza 1962, nur zur Frühzeit);
Hispania Austria. Die Kath. Könige, Maximilian I. u. die Anfänge der Casa de Austria in Spanien. Akten des Histor. Gesprächs, Innsbruck, Juli 1992, hg. v. A. Kohler u. F. Edelmayer (Wien 1993).
5) Fẹrdinand Maria, Kurfürst (seit 1651), * München 31. 10. 1636, ✝ Schleißheim 26. 5. 1679, Sohn von Kurfürst Maximilian I.; widmete sich seit 1654, nach seinem selbstständigen Herrschaftsantritt (1651-54 unter Vormundschaft), innenpolitisch v. a. der Beseitigung der Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-48). Durch aktive merkantilistische Wirtschaftspolitik, durch die Schaffung einer zentral gelenkten Staatsverwaltung und einer einheitlichen Gemeindeordnung (1670) sowie durch den ansatzweisen Aufbau eines stehenden Heeres förderte er die staatliche Entwicklung Bayerns. Außenpolitisch suchte Ferdinand, nicht in den Gegensatz zwischen Österreich und Frankreich hineingezogen zu werden. Er vermied einen Anschluss an den Rheinbund, engagierte sich aber an der Seite der Habsburger im Kampf gegen die Türken. Gleichwohl schloss er sich ab 1670 enger an Frankreich an und konnte zugleich durch seine auf Erhaltung des Friedens gerichtete Politik eine starke Position im Heiligen Römischen Reich erringen. - Seinen Münchener Hof gestaltete der vielseitig begabte Ferdinand unter dem Einfluss seiner Gemahlin Adelheid Henriette (Prinzessin von Savoyen; seit 1652) zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt und förderte die italienisch beeinflusste Barockkultur in Bayern.
M. Doeberl: Bayern u. Frankreich. Vornehmlich unter Kurfürst F. M., 2 Bde. (1900-03);
6) Fẹrdinand I., König (Zar, seit 1908), * Wien 26. 2. 1861, ✝ Coburg 10. 9. 1948, Sohn des österreichischen Generals August von Sachsen-Coburg-Koháry, seit 1893 Ȋ mit Marie Luise von Bourbon-Parma. Am 19. 7. 1887 zum Fürsten des unter türkischer Oberhoheit stehenden Bulgarien gewählt, aber erst 1896 durch die Türkei und die Großmächte anerkannt, nutzte er die jungtürkische Revolution und die bosnische Annexionskrise am 5. 10. 1908, indem er Bulgarien zum unabhängigen Königreich erklärte und den Königstitel (Zar) annahm. Da die beiden Balkankriege 1912-13 nicht die angestrebte Annexion Makedoniens erbracht hatten, trat Ferdinand am 6. 9. 1915 aufseiten der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg ein. Unter dem Druck meuternder Truppen dankte er am 3. 10. 1918 zugunsten seines ältesten Sohnes Boris (III.) ab.
Kastilien und León:
7) Fẹrdinand I., der Große (spanisch »el Magno«), Graf von Kastilien (seit 1029), König von León (einschließlich Kastiliens, seit 1037/38), * um 1016/18, ✝ León 27. 12. 1065; von seinem Vater Sancho III. von Navarra 1029 mit der Grafschaft Kastilien belehnt und nach dessen Tod (1035) dort Alleinherrscher, erbte er 1037 das Königreich León (Krönung 1038) und führte den Titel »König von León und Burgos«. Er eroberte Teile Navarras, Portugals und der Maurenreiche. Als Oberherr des christlichen Spaniens wurde er seit etwa 1054 Kaiser genannt.
8) Fẹrdinand III., der Heilige (spanisch »el Santo«), König von Kastilien (seit 1217) und León (seit 1230), * zwischen Zamora und Salamanca Ende (24. ?) Juni 1201, ✝ Ende (31. ?) Mai 1252, Sohn Alfons' IX. von León, Enkel Alfons' VIII. von Kastilien, erbte nacheinander Kastilien und León und vereinigte die beiden Reiche endgültig. 1236 eroberte er von den Mauren Córdoba zurück, 1243 Murcia, 1245 Jaén und 1248 Sevilla. Nur Granada blieb maurisch. Neubegründer der Universität Salamanca; Ferdinand erließ ein Zivilgesetzbuch; 1671 heilig gesprochen (Tag: 30. 5.).
9) Fẹrdinand V., Ferdinand 4).
Köln:
10) Fẹrdinand, Kurfürst (seit 1612), * München 7. 10. 1577, ✝ Arnsberg 13. 9. 1650; im Sinne der wittelsbach., gegen die reformatorischen Strömungen gerichteten Politik frühzeitig für das geistliche Amt bestimmt und von Jesuiten erzogen. 1612 folgte er seinem Onkel Ernst als Erzbischof und Kurfürst von Köln sowie in seinen übrigen geistlichen und weltlichen Ämtern; 1618 wurde Ferdinand auch Bischof von Paderborn. Ziel seiner eng an Bayern angelehnten Politik war die Bekämpfung des Protestantismus in seinen Territorien. Er schloss sich der Liga an und unterstützte im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) die bayerische Politik. - Ferdinand tat sich besonders in der Hexenverfolgung hervor (2 000 Hexenverbrennungen zwischen 1627 und 1637).
11) Fẹrdinand I., genannt Ferrạnte, König (seit 1458), * Valencia 2. 6. 1423, ✝ Neapel 25. 1. 1494, Großvater von 12), natürlicher Sohn Alfons' V. von Aragonien; setzte seine Herrschaft trotz Niederlage bei Sarno (7. 7. 1460 durch den Sieg bei Troia in Apulien (18. 5. 1462 gegen das Haus Anjou und den aufständischen Adel durch. Sein Hof wurde ein Mittelpunkt der Renaissance und des Humanismus.
12) Fẹrdinand II. (Vịnzenz), genannt Ferrandino, König (seit 1495), * Neapel 26. 6. 1467, ✝ ebenda 7. 10. 1496, Enkel von 11); folgte seinem Vater Alfons II. (✝ 1495) nach dessen Abdankung, musste jedoch vor den Truppen Karls VIII. von Frankreich fliehen und gewann Neapel dann mithilfe des spanischen Heerführers G. Fernández de Córdoba y Aguilar zurück.
13) Fẹrdinand III., Ferdinand 4).
14) Fẹrdinand IV., Ferdinand 19).
Österreich:
15) Fẹrdinand I., Kaiser (1835-48), * Wien 19. 4. 1793, ✝ Prag 29. 6. 1875; war trotz seiner körperlichen Gebrechen und geistigen Schwäche aufgrund des Legitimitätsprinzips zur Thronfolge verpflichtet. Die Regierungsgeschäfte führte (auf Anweisungen Franz' I. hin) die Staatskonferenz, die sich aus Erzherzog Ludwig, dem Onkel Ferdinands, sowie seinem Bruder Franz Carl, Staatskanzler K. Fürst von Metternich und dem Staatsminister F. A. Graf von Kolowrat-Liebensteinsky zusammensetzte. Differenzen v. a. zwischen den beiden Letzteren führten zur Stagnation Österreichs im Vormärz und veranlassten 1848 Ferdinand zu zahlreichen Zugeständnissen. Nach der erfolgreichen militärischen Niederschlagung der Revolution dankte Ferdinand am 2. 12. 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph (I.) ab.
16) Fẹrdinand I., der Schöne (portugiesisch »o Formoso«), oder Ferdinand der Unbeständige (»o Inconstante«), König (seit 1367), * Lissabon 31. 10. 1345, ✝ ebenda 22. 10. 1383, Sohn und Nachfolger Peters I.; letzter König aus dem burgundischen Haus auf dem portugiesischen Thron. Im Kampf gegen Kastilien, auf das er Thronansprüche anmeldete, schloss er das später oft erneuerte und für die portugiesische Geschichte entscheidende Bündnis mit England (1373). Seine Erbtochter Beatrix (* 1372, ✝ nach 1409) heiratete zwar König Johann I. von Kastilien, die Vereinigung von Kastilien und Portugal wurde jedoch von den portugiesischen Cortes vereitelt. Ferdinand förderte Landwirtschaft, Schiffbau und Handel und führte eine Heeresreform durch.
17) Fẹrdinand II., Herzog von Bragança (seit 1836), König (seit 1837), * Wien 29. 10. 1816, ✝ Lissabon 15. 12. 1885, ältester Sohn von Herzog Ferdinand Georg August von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1836 Ȋ mit Königin Maria II. da Glória von Portugal. Er nahm aktiven Anteil an der Festigung der konstitutionellen Monarchie und war zeitweilig Oberbefehlshaber des Heeres. Nach dem Tod seiner Frau (1853) leitete er bis 1855 für den unmündigen Kronprinzen Dom Pedro die Regentschaft. Die ihm angebotene griechische (1862) und spanische (1869) Königskrone lehnte er ab.
18) Fẹrdinand I., König (seit 1914), * Sigmaringen 24. 8. 1865, ✝ Sinaia 20. 7. 1927, Sohn des Fürsten Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen; seit 1893 Ȋ mit der englischen Prinzessin Maria, einer Enkelin Königin Viktorias. Bereits 1880 zum Thronerben seines kinderlosen Onkels Karl I. bestimmt, siedelte er 1889 nach Rumänien über und bestieg am 11. 10. 1914 den Thron. Am Ersten Weltkrieg beteiligte sich Rumänien seit dem 27. 8. 1916 aufseiten der Entente. Trotz des verlustreichen Friedens von Bukarest (7. 5. 1918 konnte nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte 1918 (unter Anschluss Siebenbürgens, Bessarabiens, der Bukowina und der Dobrudscha) die Vereinigung aller von Rumänen bewohnten Gebiete vollzogen werden, worauf sich Ferdinand am 15. 10. 1922 in Karlsburg (Alba Iulia) zum »König von Großrumänien« krönen ließ.
19) Fẹrdinand I., König beider Sizilien (seit 1816), zuvor als Ferdinand IV. König von Neapel und als Ferdinand III. von Sizilien (seit 1759), * Neapel 12. 1. 1751, ✝ ebenda 3. 1. 1825, Großvater von 20); aus dem Haus Bourbon, dritter Sohn und Nachfolger Karls VII. von Neapel-Sizilien, der 1759 als Karl III. König von Spanien wurde. Für den zunächst noch minderjährigen König leitete bis 1776 Graf B. Tanucci die Regierung. Politisch einflussreich war auch Ferdinands Frau (seit 1768) Maria Carolina, eine Tochter Maria Theresias. 1784 wurde ihr Günstling J. F. E. Acton leitender Minister. Ferdinand nahm an allen Kriegen gegen das revolutionäre und napoleonische Frankreich teil, verlor Neapel 1798/99 und 1805-15 (Residenz: Palermo, wo er 1805 die Universität stiftete). 1816 vereinigte er Neapel und Sizilien zum Königreich beider Sizilien (8. 12.). 1820 zur Gewährung einer Verfassung gezwungen, widerrief er diese auf dem Kongress der Heiligen Allianz in Laibach und setzte sein absolutes Regiment mithilfe österreichischer Truppen durch.
20) Fẹrdinand II., König beider Sizilien (seit 1830), * Palermo 12. 1. 1810, ✝ Caserta 22. 5. 1859, Enkel von 19); kehrte nach anfänglichen inneren Reformen zur absolutistischen Regierungsform zurück. 1848 gewährte er eine Verfassung, die er jedoch bereits im Mai durch einen Staatsstreich in Neapel außer Kraft setzte. Er bekämpfte den sizilianischen Aufstand (bis 1849) mit allen Mitteln und zog sich dadurch den Hass der Bevölkerung zu. Von seiner Schreckensherrschaft ließ Ferdinand trotz britischer und französischer, von C. Cavour veranlasster Proteste nicht ab. Ferdinand starb an den Folgen des Attentats vom 12. 12. 1856.
21) Fẹrdinand VI., König (seit 1746), * Madrid 23. 9. 1713, ✝ Villaviciosa de Odón (bei Madrid) 10. 8. 1759, Sohn Philipps V.; verfolgte eine strenge Neutralitätspolitik gegenüber dem weltpolitisch britisch-französischen Gegensatz, überließ im Übrigen die Regierung seinen Ministern José de Carvajal (✝ 1754) und Marqués de la Ensenada. Musik und Kunst zugeneigt, gründete Ferdinand die königliche Akademie der Schönen Künste (Real Academia de Bellas Artes de San Fernando). Nach dem Tod seiner Frau Barbara von Bragança (1758) fiel er in geistige Umnachtung.
22) Fẹrdinand VII., König (1808 und seit 1814), * San Ildefonso 14. 10. 1784, ✝ Madrid 29. 9. 1833, Sohn Karls IV. und Maria Luisas von Parma. 1807 ließ sich Ferdinand von Gegnern des Ministers Godoy in Beziehungen zu Frankreich verwickeln. Diese »Kronprinzenverschwörung von El Escorial« und das Zerwürfnis des spanischen Hofes erleichterte Napoleon I. 1808 die Besetzung Spaniens, die über die »Revolution von Aranjuez« (Ausrufung Ferdinands zum König, Abdankung des Vaters) im März zur Entthronung der Bourbonen im Mai 1808 in Bayonne (Thronverzicht Ferdinands und seines Vaters) und zum spanischen Unabhängigkeitskrieg führte. Ihn verlebte Ferdinand, vom Volk als Symbol des Freiheitswillens angesehen und herbeigesehnt (deshalb Beiname »el Deseado«, »der Herbeigewünschte«), auf dem französischen Schloss Valençay. Erst im März 1814 kehrte Ferdinand zurück, hob am 4. 5. die Verfassung von 1812 auf und regierte als absoluter Herrscher. Die Liberalen ließ er mit größter Härte verfolgen, die Mönchsorden, Inquisition und die Folter wiederherstellen; die liberale Revolution von 1820 wurde mit französischer Hilfe niedergeschlagen (1823). Nach dem Tod seiner dritten Frau, der sächsischen Prinzessin Josepha (✝ 1829), heiratete Ferdinand Maria Christina, Tochter Franz' I., des Königs beider Sizilien, die ihm 1830 die Thronerbin Isabella II. gebar. Um dieser die Thronfolge zu sichern, hob er durch die Pragmatische Sanktion (1830) das salische Erbfolgerecht auf. Die Thronansprüche seines Bruders Don Carlos führten zu den für diesen erfolglosen Karlistenkriegen. Wegen Ferdinands schwerer Krankheit leitete seit 1832 seine Frau die Regierungsgeschäfte.
23) Fẹrdinand II., Erzherzog von Österreich, * Linz 14. 6. 1529, ✝ Innsbruck 24. 1. 1595, Sohn von 1), Bruder Kaiser Maximilians II.; 1557 Ȋ in geheimer erster Ehe mit der Augsburger Patriziertochter Philippine Welser; war seit 1563 Landesfürst von Tirol und Vorderösterreich, leitete 1548-67 die Verwaltung Böhmens. In Tirol und den Vorlanden löste er 1567 den regierenden Regentschaftsrat ab. Dort wie auch vorher in Böhmen kümmerte er sich als umsichtiger, radikale Maßnahmen gegen die Stände ablehnender Statthalter vornehmlich um eine Reform der Staatsverwaltung. Trotz ständiger Finanznot führte Ferdinand einen aufwendigen Hof, vollendete das Grabmal Kaiser Maximilians I. in Innsbruck und machte Schloss Ambras zu einem kulturellen Zentrum.
J. Hirn: Erzherzog F. II. von Tirol, 2 Bde. (Innsbruck 1885-87).
24) Fẹrdinand I., Ferdinạndo I. de' Medici [-tʃi], Großherzog (seit 1587), * Florenz 30. 7. 1549, ✝ ebenda 17. 2. 1609, Großvater von 25); seit seinem 14. Lebensjahr Kardinaldiakon, übernahm anstelle seines verstorbenen Bruders Franz (Francesco de' Medici, Großherzog 1574-79) die Regierung. Ferdinand nutzte die vorhandenen wirtschaftlichen Mittel zur Befriedung des Landes, Ausweitung des Handels und Verkehrswesens (Ausbau des Hafens von Livorno, Trockenlegung des Chianatals und der Maremmen) und für die Verstärkung der Flotte, mit der er gegen die Osmanen mehrfach siegreich blieb.
25) Fẹrdinand II., Ferdinạndo II. de' Medici [-tʃi], Großherzog (seit 1621), * 14. 7. 1610, ✝ 23. 5. 1670, Enkel von 24); geriet nach Übernahme der selbstständigen Regierung 1628 rasch in Abhängigkeit von Spanien und versuchte im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) vergeblich, eine Liga zur Erhaltung der Neutralität italienischer Staaten zu bilden.
26) Fẹrdinand III., Großherzog (1790-1801 und seit 1814), * Florenz 6. 5. 1769, ✝ ebenda 18. 6. 1824; aus dem Haus Habsburg-Lothringen, folgte seinem Vater, Großherzog Leopold I., als dieser Kaiser wurde (Leopold II.). Ferdinand nahm zunächst eine neutrale Haltung gegenüber dem revolutionären Frankreich ein, musste aber 1801 auf sein Land verzichten; 1803-05 war er Kurfürst von Salzburg, 1805-14 Kurfürst (seit 1806 Großherzog) von Würzburg; 1814 erhielt er die Toskana zurück.
F. Pesendorfer: Ein Kampf um die Toskana. Großherzog F. III. 1790-1824 (Wien 1984).
Universal-Lexikon. 2012.