Deutsche Bụcht,
die südöstliche Bucht der Nordsee, deren innerer Teil (mit den Mündungen von Eider, Elbe, Weser und Jade) Helgoländer Bucht genannt wird. Die Deutsche Bucht entstand im Verlauf der wechselvollen geologischen Geschichte im Zusammenfluss der Urstromtäler von Ems, Weser, Elbe und Eider. Die alte Urstromrinne ist heute noch als Schlickzone erkennbar, die in feine Sande eingebettet ist und nach Nordnordwest verläuft. Vor der schleswig-holsteinischen Küste liegen 25-30 km breite, von Prielen und Gatts durchzogene Wattgebiete, die die zu den Nordfriesischen Inseln gehörenden Halligen und Marschinseln einschließen. Die die niedersächsische und niederländische Küste begleitenden Wattgebiete sind nur etwa 10 km breit; sie liegen hinter den Ostfriesischen und Westfries. Inseln (Friesische Inseln). Die Deutsche Bucht besitzt die größte Jahresschwankung der Oberflächentemperatur der Nordsee (Februar 3 ºC, August/September 17 ºC; in Küstennähe kann das Wasser im Winter Gefrierpunkttemperaturen erreichen). Der Salzgehalt beträgt 32-34 ‰. In ihrem Zentrum besteht ein Konvergenzgebiet von salzreichem Nordseewasser und salzarmem Küstenwasser. Die Deutsche Bucht bleibt fast völlig eisfrei; nur im Wattenmeer tritt Verkehrsbehinderung durch Eis auf. Die Gezeitenströme erreichen im freien Seegebiet 1-1,5, in den Flussmündungen 3-4 Seemeilen je Stunde. Der Gezeitenhub hat seine Höchstwerte in Wilhelmshaven (4 m bei Springtide) und nimmt seewärts und nach Norden schnell ab (Cuxhaven 3,2 m, Helgoland 2,6 m, List auf Sylt 1,8 m). Auflandige Stürme rufen Sturmfluten hervor, bei denen die Wasserstände etwa 4 m gegenüber mittlerem Hochwasser steigen können. Bei der katastrophalen Sturmflut am 16./17. 2. 1962 wurden beobachtet: Cuxhaven 4,95 m, Husum 5,18 m und Hamburg 5,70 m über Normalnull. Zahlreiche Deichbrüche führten zu großen Überflutungen, die 330 Menschenleben forderten. Häufigkeit und Höhe der Sturmfluten zeigen zunehmende Tendenz; so stieg der Wasserstand am 3. 1. 1976 in Hamburg noch 75 cm höher als 1962. Ablandige Winde haben Wasserstandssenkungen bis etwa 3 m zur Folge, die im Unterlauf der Flüsse großen Schiffen gefährlich werden. Die Deutsche Bucht ist ein wichtiges Schifffahrtsgebiet, nicht nur durch die großen deutschen Seehäfen, sondern auch durch den Nord-Ostsee-Kanal. Schadstoffzufuhr vom Festland und durch den Seeverkehr führt in der Deutsche Bucht zu einer erheblichen Umweltbelastung.
Nordsee-Hb., Östl. Teil, Losebl.-Ausg., hg. vom Dt. Hydrograph. Inst. (151980 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.