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Energieforschung
Energieforschung,
 
die zur Erschließung und optimalen Ausnutzung neuer und vorhandener Energiequellen betriebene Forschung. Fragen der Begrenztheit von Energierohstoffen, der Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gewinnen immer mehr an Bedeutung. Der größte Teil (rd. 90 %) der derzeit eingesetzten Energieträger stammt aus nicht erneuerbaren Quellen. Zu diesen zählen die fossilen Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle und Torf) sowie die Kernbrennstoffe (Uran, Thorium). Die bekannten Erdöl- und Erdgasreserven der Erde, aus denen 1992 etwa 60 % des Weltbedarfs an Primärenergie gedeckt wurden, werden innerhalb absehbarer Zeit erschöpft sein. Eine ausschließliche Nutzung des Erdöls und Erdgases zur Primärenergieerzeugung ist ebenso wie eine entsprechende Nutzung der noch viel reichlicher vorhandenen Kohlevorräte wegen ihrer Bedeutung als wertvoller Rohstoff für die chemische Industrie sowie der immer mehr in den Vordergrund tretenden Umweltprobleme wenig wünschenswert. Als Alternative zur Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen wurde v. a. die Kernenergieforschung weltweit gefördert. Unter dem Eindruck der Ölkrise (1973) und der die Sicherheit von Kernkraftwerken infrage stellenden Reaktorunglücke von Harrisburg (1979) und Tschernobyl (1986) verstärkt sich jedoch das Interesse an der Erschließung von erneuerbaren Energien zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung. Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsprogramme sind neben der Kernenergieforschung: 1) die Erschließung regenerativer Energiequellen (z. B. Erdwärme, Sonnen-, Gezeiten-, Wind- und Bioenergie), wobei technische Realisierbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheitsrisiko, Umwelteinflüsse sowie die Verfügbarkeit von Rohstoffen berücksichtigt werden müssen; 2) die Entwicklung Kraftstoff sparender Motoren und alternativer Motorkraftstoffe; 3) die Entwicklung von empfindlicheren Methoden für die Prospektion von Erdöl- und Erdgasvorkommen, die Verbesserung des Wirkungsgrades bei der Ausbeutung von Erdölquellen (zur Zeit nur etwa 35 %) und Erdgaslagern (zur Zeit rd. 70 %) sowie die Schaffung von Techniken für den Abbau in größeren Tiefen; 4) die Entwicklung verbesserter und neuer Techniken zum Energiesparen bei Energieübertragung, Energiespeicherung und Energieumwandlung; 5) der Einsatz technischer Innovationen, die die Wirtschaftlichkeit der Energienutzung steigern. Heute fällt mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs als Abfallwärme an, bleibt also ungenutzt. Deshalb werden Techniken zur Nutzung dieser auf niedrigem Temperaturniveau anfallenden Abwärme entwickelt (z. B. Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, Limnotherm®-Verfahren, Hortitherm®, Agrotherm®).
 
Literatur:
 
Energieknappheit u. Forschung, hg. v. R. Koschnitzke u. E.-A. Plieg (1982);
 M. Kraft: Ergebnisse der E. (1982);
 R. Weber: Strom aus tausend Quellen (Oberbözberg 31986);
 J. Bennewitz: Energie für die Zukunft. Analyse des Energiebedarfs der Weltbev. (1991);
 K. Kugeler u. P.-W. Phlippen: Energietechnik (21993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
erneuerbare Energien: Aufbruch ins solare Zeitalter
 
erneuerbare Energien: Nutzung der Sonnenenergie
 
erneuerbare Energien: Windenergie
 
erneuerbare Energien: Perspektiven der Nutzung
 
Kernfusion als Energiequelle: Der Sonne abgeschaut
 

Universal-Lexikon. 2012.