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Formativum
Formativum
 
das, -s, Formative Stage ['fɔːmətɪv 'steɪdʒ, englisch], in der Vorgeschichtsforschung Amerikas verwendete Bezeichnung für die durch das Vorhandensein sesshafter Bodenbaukulturen geprägte Epoche in Nord-, Meso- und dem andinen Südamerika. Gekennzeichnet sind formative Kulturen durch den Anbau von kultivierten Pflanzen, durch Anlage fester Siedlungen, eine ausgeprägtere soziopolitische Ordnung mit meist zentraler Lenkung, durch die Kenntnis von Weberei und Töpferei sowie fortgeschrittene Steinbearbeitung; sie entsprechen damit im Wesentlichen den Kulturen der europäischen Jungsteinzeit.
 
In Mesoamerika begann das Formativum bereits im 2. Jahrtausend v. Chr., im andinen Südamerika zum Teil (Valdiviakultur) erheblich früher. In beiden Regionen wurde das Formativum von der klassischen Periode der Hochkulturen abgelöst. In anderen Teilen Amerikas ist das Formativum z. T. erheblich jünger: Im Südwesten Nordamerikas setzte es um 300 v. Chr. ein, im östlichen Waldland sowie in den Randgebieten Meso- und Südamerikas etwas später.
 
Als formative Kulturen gelten in Nordamerika: im Osten die Hopewellkultur und die Mississippikultur, im Südwesten die Anasazikultur, die Hohokamkultur und die Mogollonkultur.
 
Literatur:
 
G. R. Willey u. P. Phillips: Method and theory in American archaeology (Chicago, Ill., 1958);
 H. Bischof: San Pedro u. Valdivia, in: Beitr. zur allg. u. vergleichenden Archäologie, Bd. 1 (1979);
 W. Lindig: Zur Entwicklung des F. im östl. Nordamerika, in: ebd. (1979).

Universal-Lexikon. 2012.