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Gambetta
Gambetta
 
[gãbɛ'ta], Léon, französischer Politiker, * Cahors 3. 4. 1838, ✝ Ville-d'Avray (bei Paris) 31. 12. 1882; aus jüdisch-genuesischer Familie, bekämpfte als Advokat und radikaler Abgeordneter das Zweite Kaiserreich. Nach der Kapitulation von Sedan proklamierte Gambetta am 4. 9. 1870 in Paris die Republik. Er wurde in der »Regierung der nationalen Verteidigung« Innen-, später auch Kriegs- und Finanzminister und organisierte von der Provinz aus die Volksheere zum Entsatz von Paris, das er am 7. 10. im Ballon verlassen hatte. Er scheiterte jedoch an der Überlegenheit der preußischen Truppen und der Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung. Nach dem Fall der Hauptstadt (28. 1. 1871 trat er am 6. 2. 1871 zurück. Als Führer der radikalen Republikaner, später aufseiten der gemäßigten Republikaner, bekämpfte Gambetta die monarchistische Mehrheit der Nationalversammlung, dann in der Kammer die Bonapartisten und die Klerikalen und leitete 1877 die Opposition der Republikaner gegen die Staatsstreichpläne des Marschalls Mac-Mahon. Gambetta hatte großen Einfluss auf die politische Linke der Dritten Republik und war ein leidenschaftlicher Vorkämpfer einer an Prinzipien der Volkssouveränität orientierten, auf die Rückgewinnung Elsass-Lothringens und gegen das Deutsche Reich gerichteten Außenpolitik. Im November 1881 wurde Gambetta Ministerpräsident, trat jedoch - u. a. weil die Kammer die Listenwahl, seine innenpolitische Hauptforderung, ablehnte - schon am 26. 1. 1882 zurück.
 
Ausgaben: Discours et plaidoyers politiques, herausgegeben von J. Reinach, 11 Bände (1880-85); Dépêches, circulaires, décrets, proclamations et discours, herausgegeben von demselben, 2 Bände (1886-91); Lettres intimes et souvenirs de famille, herausgegeben von P.-B. Gheusi (1909).
 
Literatur:
 
J. Desmarest: La défense nationale, 1870-1871 (Paris 1949);
 K. L. Tank: Frankreich zw. Freiheit u. Diktatur. G.s Kampf gegen Napoleon III. (Neuausg. 1958);
 J. Chastenet: G. (Paris 1968).
 

Universal-Lexikon. 2012.