Ghasali
[arabisch r-], al-Ghasali, Algazel [-'zeːl],
1) Abu Hamid Muhammad, islamischer Theologe, Philosoph und Mystiker, * Tus (bei Meschhed) 1059, ✝ ebenda 18. 12. 1111, Bruder von 2); verließ 1095 seinen Lehrstuhl in Bagdad, um ein zurückgezogenes Leben als Sufi in Tus zu führen; er lehrte erneut (seit 1106) in Nischapur. Seine Schrift »Die Widersprüchlichkeit der Philosophen« wendet sich gegen Versuche, philosophisch-metaphysische Argumente auf theologischem Gebiet vorzubringen, und tritt für den Islam ein. Ghasali begründete damit eine Tradition der Metaphysikkritik aus theologischem Interesse, die den lateinischen Westen seit dem 13. Jahrhundert stark beeinflusst hat. Mit seinem Hauptwerk »Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften« versuchte er, den Islam im Sinne eines Lebens aus dem Geist der Mystik, des Sufismus, zu vertiefen. Er gilt als einer der bedeutendsten Denker und Theologen des Islam.
Weitere Werke: Le tabernacle des lumières (aus dem Arabischen, 1981); Muhammad al-Gazzalis Lehre von den Stufen zur Gottesliebe (aus dem Arabischen, 1984).
J. Obermann: Der philosoph. u. religiöse Subjektivismus Ghazālīs (1921);
2) Ahmad, islamischer Schriftsteller, ✝ Kaswin 1126, Bruder von 1); verfasste mehrere arabische und persische Werke mystischen Inhalts, so einen Traktat über Musik, ihre religiöse Zulässigkeit und ihre mystische Bedeutung. Am berühmtesten sind seine in persischer Sprache geschriebenen Aphorismen über die Liebe, die die spätere persische Liebesdichtung stark beeinflussten; der Geliebte erscheint darin als grausamer Despot, dem sich der Liebende bedingungslos unterwirft.
Ausgabe: Gedanken über die Liebe, übersetzt von R. Gramlich (1976).
Universal-Lexikon. 2012.