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Glasperlen
Glasperlen,
 
kleine, meist kugelförmige und mit einem Loch versehene Glasgebilde. Die Herstellung erfolgt z. B. durch Zerschneiden dickwandiger Glasröhren, deren Kanten anschließend in heißen Drehtrommeln gerundet werden (Stickperlen, venezianische Glasperlen). Große, massive Perlen werden durch Durchlochung einer entsprechenden Glasflussmasse und anschließendes rasches Drehen des erkaltenden Materials oder mithilfe spezieller Pressen hergestellt. Hohlglasperlen werden aus Glasröhren geblasen und vor der Glasbläserlampe geformt. Sie erhalten auf ihrer Innenseite häufig einen Überzug z. B. aus Wachs (Wachsperlen), aus einer Fischschuppensubstanz (Fischperlen oder römische Perlen) oder aus Silber (Silberperlen).
 
Seit dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. sind Glasperlen in Ägypten und Mesopotamien, seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. in Europa und den Mittelmeerkulturen als Bestandteil von Schmuck nachzuweisen. Glasperlen galten im Altertum als sehr kostbar und wurden Edelsteinen gleichgesetzt. Farben und Formen der Glasperlen zeigen zahlreiche Varianten, rund, eckig, walzen-, augenförmig, ein- oder mehrfarbig, mit oder ohne zusätzlichem Dekor. - Im 13. Jahrhundert begann in Venedig eine eigene Glasperlenindustrie, später wurden Glasperlen auch in Deutschland hergestellt, u. a. in Nürnberg. Farbige Glasperlen wurden für Stickereien auf Gewändern, Behängen, Möbelbezügen u. a. verwendet und waren besonders beliebt in der Biedermeierzeit. Von großer Bedeutung waren seit dem 15. Jahrhundert die venezianischen Glasperlen für den Handel, v. a. den Sklavenhandel in Afrika (Aggriperlen) und nach der Entdeckung Amerikas für den Handel mit den Indianern. Auch heute werden von verschiedenen Völkern Amerikas und Afrikas Schmuck aus Glasperlen hergestellt und Gegenstände mit Glasperlen überzogen.
 
Literatur:
 
G. der vorröm. Eisenzeit, Tl. 2: Ringaugenperlen u. verwandte Perlengruppen, bearb. v. C. Dobiat u. a. (1987).

Universal-Lexikon. 2012.